Wiener Kindergarten

Missbrauchsskandal: Nun prüft Kommission Vorwürfe

Im Fall des Missbrauchsskandals in einem öffentlichen Kindergarten in Wien prüft nun eine Kommission im Auftrag der Stadt Wien den Vorfall, der 13 Monate zurückliegt, und mögliche Fehler.

In einem städtischen Kindergarten in Wien soll vor 13 Monaten ein Pädagoge ein Kind mutmaßlich missbraucht haben, mittlerweile könnte es zwei weitere mögliche Fälle geben. Nach Bekanntwerden wurde die Staatsanwaltschaft eingesetzt und der Mann versetzt. Die Eltern der anderen Kinder erhielten keine Information, das geschah erst kürzlich. Im Auftrag der Stadt prüft nun eine Kommission den Fall und mögliche Fehler. Ein Rechtsanwalt zweifelt an der Unabhängigkeit des Gremiums.

„Ziel ist, nach Fehlern zu suchen“
In der Kommission ist neben der Kinder- und Jugendanwaltschaft auch das Kinderschutzzentrum Möwe und die Kinder- und Jugendhilfe Wien vertreten. Die Expertinnen und Experten haben sich am späten Mittwochnachmittag erstmals zu einer Sitzung getroffen. „Unser Ziel ist, den ganzen Prozess anzuschauen - vom Verdacht des sexuellen Missbrauchs bis jetzt - und nach Fehlern zu suchen, um die in Zukunft zu vermeiden“, erklärte der Kinder- und Jugendanwalt der Stadt, Ercan Nik Nafs, in der ORF-Sendung „Wien heute“ (Dienstag).

Plan sei, Anfang Juli einen Bericht zu präsentieren. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft sei von sich aus tätig geworden, hieß es in dem Bericht. Für ihn, Nik Nafs, sind die Informationen zu spät an die übrigen Eltern ergangen, kritisierte er in „Wien heute“: „Sobald der Verdacht erhärtet war und die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingegangen war, müssten die anderen Eltern informiert werden.“ In der ersten Sitzung der Kommission sollen die Arbeitsweise und die nächsten Schritte geklärt werden, sagte Sonja Benyes von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien der APA. Der Beschluss, ein derartiges Gremium einzuberufen, sei am Montag gefallen.

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Sobald der Verdacht erhärtet war und die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingegangen war, müssten die anderen Eltern informiert werden.

Kinder- und Jugendanwalt der Stadt, Ercan Nik Nafs

Warten auf Gutachten
Laut Staatsanwaltssprecherin Nina Bussek werden nun drei Fälle von der Behörde überprüft. Es geht um den Vorwurf des schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen bzw. des sexuellen Missbrauchs von Unmündigen. In dem Fall, der ein Jahr zurückliegt, wurde ein Gutachten beauftragt, auf dessen Ergebnis laut Bussek gewartet wird. In den zwei neuen Fällen, die eben erst bekannt wurden, müssen Gutachten noch eingeholt werden.

„Es werden laufend mehr“
Rechtsanwalt Johannes Bügler vertritt mittlerweile fünf Elternpaare, deren Kinder in der betroffenen Einrichtung betreut wurden. „Es werden laufend mehr“, sagte er im APA-Gespräch. Den Schilderungen der Eltern zufolge würden die Kinder Symptome eines möglichen Missbrauchs zeigen. Ob unter seinen Mandaten jene drei mutmaßlichen und bisher bekannten Fälle seien, wisse er noch nicht, da er noch keine diesbezüglichen Akten einsehen hätte können.

Die Vorgehensweise, jetzt - nach 13 Monaten - die Eltern zu informieren, könne er in keiner Weise nachvollziehen. Wenn es fix sei, dass sonst niemand betroffen sei, dann sei es schlimm, jetzt alle Eltern „wahnsinnig zu machen“. Falls man bis dato nicht kommuniziert habe, weil die ganze Zeit befürchtet worden sei, dass es mehr Betroffene gebe, sei das genauso furchtbar. „Egal wie man es dreht und wendet, die Vorgangsweise ist atemberaubend.“

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Egal wie man es dreht und wendet, die Vorgangsweise ist atemberaubend.

Eltern-Anwalt Johannes Bügler

Leiterin weist Vertuschungsvorwürfe zurück
Die Leiterin der für die Kindergärten zuständigen MA 10, Daniela Cochlar, wies Vertuschungsvorwürfe zurück. „Im Regelfall veranstalten wir Elternabende, begleiten die Eltern gut. Also das heißt, es kommt durchaus vor, wenn bei uns der Eindruck entsteht, dass akuter Handlungsbedarf da ist und zum Schutz der Kinder etwas geschehen muss, dass diese Wege gewählt werden“, sagte in einem Gespräch mit dem Radiosender Ö1.

Aus dem Rathaus hieß es auf APA-Anfrage zu drohenden Klagen: „Wir kennen die Klage nicht, es steht dem Anwalt aber selbstverständlich frei im Sinne seiner Mandantinnen und Mandanten rechtliche Maßnahmen zu setzen. Die Justiz wird diese dann zu bewerten haben“, wurde in einem schriftlichen Statement vom Büro des für die Kindergärten zuständigen Stadtrats Christoph Wiederkehr (NEOS) mitgeteilt.

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