Fliegende Häuser, etc.

Wie sich die USA mit Innovationen neu erfinden

Ausland
15.05.2022 07:10

Häuser, die fliegen können, und Häuser, die aus 3D-Druckern vor Ort gegossen werden; „Autonome“ Lkw (noch mit Fahrer als Kontrolleur) donnern schon über die Autobahnen. Ein „Krone"-Lokalaugenschein in der digitalen Welt von morgen.

Die Präsidenten Donald Trump und Wladimir Putin hatten alles darangesetzt, ihr Land nach Kräften zu schädigen. Putin ist es gelungen. Trump hat es im ersten Anlauf doch nicht geschafft: Die USA erfinden sich einfach neu. Es zeichnet das legendäre Land der Unmöglichkeiten seit jeher aus, sich immer wieder neu erfinden zu können.

„Hover-City“ baut fliegende Wohn-Module
Schauplatz ist ein Vorort der texanischen Hauptstadt Austin: Das junge Start-up ICON produziert das Haus aus dem 3D-Drucker – aus einem Guss! Der Architekt „zeichnet“ auf dem Boden die digitale Vorgabe. Dann schiebt sich ein riesiges Gestell über die Baustelle und gießt eine Art Mörtel zu Wänden hoch. Oder das Start-up „Hover-City“ lässt Häuser in die Luft gehen – mithilfe von Drohnen. So können vorgefertigte Wohn-Module zum Beispiel rasch in Katastrophenorte geflogen werden.

Oder das Start-up „Kodiak Robotics“ (Marktwert schon 750 Millionen Dollar), in dem die zwei jungen Österreicher Andreas Wendel und Michael Wiesinger tätig sind. Sie testen dort gerade auf den Autobahnen autonom fahrende Lkw. Eine Million Meilen haben die Lkw schon hinter sich gebracht und 1500 Kunden beliefert.

Texas macht Silicon Valley immer stärkere Konkurrenz
Texas kann dem kalifornischen Silicon Valley immer mehr Hightech-Industrie abwerben und neue Start-ups gewinnen. Gouverneur Greg Abbott erklärt es Niederösterreichs Landeshauptfrau Mikl-Leitner: „Niedere Steuern, gute Universitäten, Lebensqualität.“

Laura Hoffman von der Handelskammer von Austin (Spitzname „Silicon Hills“): „Wir sind die am schnellsten wachsende Stadt der USA, die Stadt der Erfindungen. Was hier geschieht, verändert die Welt“, ergänzt sie mit der Texanern sprichwörtlichen Bescheidenheit: „Wir lieben hier alles ein bisschen größer.“ Jedenfalls wirbt die Stadt nahe Mexiko mit dem Slogan „Tacos and Economy“, und das erinnert an den bayrischen Slogan „Laptop und Lederhosen“. Auch vermittelt Austin die Botschaft: „People matter“ (Wir schauen auf die Leute).

Im „alten“ Silicon Valley in Kalifornien ist leistbarer Wohnraum an seine Grenzen gestoßen. San Francisco wurde so teuer, dass es heute die größte Zahl an Obdachlosen hat. Austin wird auch nicht mehr lange so leistbar sein wie heute noch.

Kulturwandel hin zu „konstruktiven Kapitalismus“
Nächste Station: Universität von Texas (13 Nobelpreisträger). Zwei Start-ups präsentieren ihre Lösungsvorschläge für eine saubere Umwelt. Für Texas bedeutet das: Abschied von der traditionellen Erdöl- und Erdgaswirtschaft. Die neue Wirtschaftskultur soll sich in Richtung eines „konstruktiven Kapitalismus“ orientieren.

Ortswechsel nach Denver, Colorado: Die Firma „Ball“ produziert schon 90 Prozent aller superdünnen Aluminiumdosen auf der Welt, darunter auch für Red Bull. Das Schwergewicht liegt heute in der Nachhaltigkeitsstrategie. Das Recycling ist umweltfreundlicher als jenes von Glas. Weltweit werden 69 Prozent wiederverwertet (Ziel: 90 Prozent 2030), doch nur 46 Prozent in den USA (Ausnahmen Kalifornien 78 Prozent).

Ob sie „Capital Factory“ heißen oder „Plug and Play“: Das Geheimnis amerikanischer Digital-Erfolge liegt im System der Erfindungsplattformen, die von Risikokapitalgebern getragen werden. Sie betreuen junge Start-ups, helfen ihnen auf die Beine und bringen sie auf den Markt.

Jedes zehnte Start-up ist erfolgreich
Plug-and-Play-Geschäftsführer Amir Amidi (mit iranischen Wurzeln) in Sunnyvale, Kalifornien: „Wir sind das Silicon Valley im Westentaschenformat. Seit 2006 haben wir für 1600 Start-ups Investoren gefunden. Pro Jahr betreuen wir 200 Start-ups, zehn Prozent sind erfolgreich. Unsere 150 „Scouts“ (Talentsucher) halten weltweit Ausschau nach lohnenden Start-ups.“

Krönender Abschluss: Stanford-Universität in Palo Alto (30 Nobelpreisträger). Sie ist nicht nur Herz und Hirn von Silicon Valley, sondern will heute auch an grünem Engagement alles übertreffen. Professor Friedrich Prinz aus Österreich gewährt Einblicke und Ausblicke: 16.000 Studenten, nur fünf Prozent der Bewerber werden aufgenommen, Jahresbudget von sechs Milliarden Dollar bei einem Stiftungskapital von 37 Milliarden Dollar. Prof. Prinz zerstreut die irrige Meinung, die Universität sei die Produktionsstätte der Start-ups: „Wir betreiben nur Grundlagenforschung.“

Gleichwohl wurde diese Universität zur Brutstätte des kalifornischen Digital-Wunders – durch Studienabbrecher wie Steve Jobs oder Mark Zuckerberg.

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