Peking-Kritiker

Hongkonger Kardinal Zen laut Medien verhaftet

Ausland
11.05.2022 19:58

Der Hongkonger Kardinal Joseph Zen, der als wichtiger Akteur innerhalb der Demokratiebewegung des Landes auftritt, ist laut Medienberichten verhaftet worden. Neben dem 90-jährigen ehemaligen katholischen Bischof der sogenannten Sonderverwaltungszone sollen vier weitere Aktivisten festgenommen worden sein, die wie Zen als Treuhänder an der Verwaltung eines inzwischen aufgelösten humanitären Fonds für Demonstranten der gegen Peking gerichteten Proteste im Jahr 2019 beteiligt waren. Wenige Stunden später hieß es seitens der Polizei, die Festgenommenen seien wieder auf Kaution freigelassen worden.

Laut der Nachrichtenagantur Reuters handelt es sich neben Zen um die Anwältin Margaret Ng, die Popsängerin Denise Ho, die ehemalige Abgeordnete Cyd Ho und den Kulturwissenschaftler Hui Po-keung. Ihnen allen wird geheime Absprache mit ausländischen Kräften vorgeworfen.

Kardinal Zen zählt zu den kirchenpolitisch prägenden katholischen Kirchenvertretern Asiens. Über seine Amtszeit hinaus gehört der Ordensmann der Salesianer Don Boscos zu den prominenten Kritikern der chinesischen Regierung und ihrer Religionspolitik, zuletzt zunehmend auch des Vatikans und seiner China-Politik. Im schwierigen Dialog zwischen dem Vatikan und der chinesischen Führung in Peking warnte Zen immer wieder eindringlich vor zu großen Zugeständnissen Roms an das kommunistische Regime, das nicht vertrauenswürdig sei. Mehrfach sprach er gar von „Verrat“ und einem „Ausverkauf“ der Interessen von Chinas Katholiken.

Vatikan äußert Besorgnis
Der Vatikan zeigte sich über die Verhaftung des Hongkonger Kardinals besorgt. „Der Heilige Stuhl hat die Nachricht der Verhaftung von Kardinal Zen mit Besorgnis zur Kenntnis genommen und verfolgt die Entwicklung der Situation mit größter Aufmerksamkeit“, erklärte der vatikanische Pressesprecher Matteo Bruni am Mittwoch.

Zen stammt aus der Diözese Shanghai, wo er am 13. Jänner 1932 als Sohn eines christlichen Teehändlers geboren wurde. Er wuchs in sehr armen Verhältnissen auf und trat als junger Mann dem Salesianerorden bei. Unter anderem studierte er an den Ordenshochschulen in Turin und Rom. Von 1989 bis 1996 lehrte er Philosophie und Sakramententheologie an verschiedenen chinesischen Seminaren, unter anderem in Shanghai.

Seit 2006 Kardinal
Dann ernannte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) den Theologen zum Koadjutor in Hongkong, um den dortigen Bischof zu unterstützen. 2002 rückte Zen auf den Bischofssitz der Sieben-Millionen-Metropole mit ihren rund 350.000 Katholiken - ein Amt, das er bis 2009 ausübte. 2006 machte ihn Papst Benedikt XVI. zum Mitglied des Kardinalskollegiums.

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