Steigende Spritpreise

Öl-Embargo wird zu russischem Roulette

Wirtschaft
04.05.2022 21:17

Öl aus Russland: Die EU ist für einen Boykott mit Ausnahmen für stark betroffene Staaten. Der Start soll aber erst in sechs Monaten erfolgen. Die Auswirkungen wird man spüren. Die Inflation wird steigen - und Tanken wohl noch teurer.

Unter Experten ist umstritten, wen in diesem „russischen Roulette“ die Kugel trifft: Wird Putin den Einnahmenausfall dramatisch spüren, oder schießt sich Europa mit höheren Öl- und Spritpreisen selbst ins Knie?

EU: Täglich fließen 450 Millionen Euro für Öllieferungen nach Russland
Die EU ist wild entschlossen, nicht länger zuzulassen, dass täglich 450 Millionen Euro für Öllieferungen nach Russland fließen. Um den Staaten Zeit für eine Umstellung zu geben, soll das Einfuhrverbot in sechs Monaten beginnen, für Ölprodukte (Diesel!) in acht.

Für Länder, die stark von diesen Lieferungen abhängig sind, etwa Ungarn (bezieht mehr als 60 Prozent seines Öls aus Russland) und die Slowakei, soll es Ausnahmen geben. Auch Bulgarien und Tschechien wollen solche, was einen schnellen einstimmigen EU-Beschluss ausbremste.

Die Ölpreise legten gleich um drei Prozent zu. Wifo-Chef Gabriel Felbermayr erwartet kurzfristig einen weiteren Anstieg, auch bei den Treibstoffpreisen. Das wird die Inflation ebenfalls in die Höhe treiben und das Wirtschaftswachstum in Österreich leicht um 0,3 Prozent dämpfen, so Felbermayr.

Russland versucht bereits jetzt, mit Tankern mehr Öl nach Asien zu exportieren. Doch kurzfristig könnte es die Mengen, die die EU abnimmt, keinesfalls ersetzen. Österreich bezieht noch indirekt russisches Öl, das aus deutschen Raffinerien kommt (vor allem für Diesel). Die direkten Importe wurden jedoch auf null heruntergefahren.

Aus für Gas könnte 80.000 Jobs kosten
Österreichs Abhängigkeit von russischer Energie ist im Vorjahr sogar noch größer geworden: Rund 100.000 neue Heizungen wurden installiert, davon waren fast 50.000 Gas-Thermen (plus sieben Prozent)! Dazu kamen noch 2600 Ölkessel (siehe Grafik des Verbandes Erneuerbare Energie unten).

Sollten Putin oder die EU den Import von Russen-Gas stoppen, wären die Folgen für Österreich besonders groß, ermittelten die Wirtschaftsforscher von Agenda Austria. Im besten Fall (zehn Prozent weniger Verbrauch durch Einsparung sowie Ersatz von zwei Dritteln des Russen-Gases durch andere Quellen) kostet das 5,6 Milliarden Euro (minus 1,5 Prozent des BIP) und 25.000 Stellen. Ohne nennenswerten Ersatz schrumpft das BIP jedoch sogar um 17 Milliarden Euro (minus 4,5 Prozent), und 80.000 Jobs wären akut bedroht.

Manfred Schumi
Manfred Schumi
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