Frank Elstner wird 80

Ein Arbeiter, der noch immer neugierig ist

Adabei
17.04.2022 06:00

„Ich möchte nie mehr in einem engen Raum um mein Leben zittern“, so TV-Legende Frank Elstner zur „Krone“. Er wird am 19. April 80 Jahre.

Bestens gelaunt begrüßt Frank Elstner, leger mit weißem Hemd, eleganter blauer Jacke gekleidet, in seinem Büro an der idyllischen Lichtentaler Allee im deutschen Baden-Baden. Früher promenierte hier der deutsche Hochadel, heute der Geldadel.

„Schön, dass ich wieder deinen österreichischen Dialekt höre. Grüße mir meine Österreicher. Ich mache überall Werbung für meine schöne Geburtsstadt Linz.“ Frank lässt sofort spüren: Mir gegenüber sitzt nicht der Moderator und Erfinder von über dreißig großen TV-Sendungsformaten für die ARD, ZDF, RTL, SAT 1, SWR, der viele Orden und Auszeichnungen erhielt, sondern der liebenswürdige Freund, der noch immer bodenständig und ein treusorgender Familienvater ist. Elstner verrät mehrere Facetten seiner großen Persönlichkeit.

Elstner über seine Kriegserlebnisse
„Gerade durch die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine werde ich wieder an den Krieg erinnert.“ Er lehnt sich zurück, wird ernst, seine Stimme leiser: „Ich war mit meiner Mutter 1945 beim damaligen Todesmarsch von Brünn, wo meine Eltern Schauspieler waren, nach Wien dabei. Ich war erst dreieinhalb, kann mich aber an den Fußmarsch erinnern. 6000 Menschen sind vor Hunger, Erschöpfung gestorben. Mein Vater war in Gefangenschaft.“

Nach kurzer Pause: „Mit meiner Mutter mußte ich einmal in einem Berliner Luftschutzkeller ausharren. Bange Minuten, die mir wie Stunden vorkamen. Ich will nie, nie mehr wieder in einem engen Raum mit vielen Menschen weinen und um mein Leben zittern müssen.“

Vollblut-Österreicher
Vater Erich inszenierte im Frühjahr 1942 eine Operette am Linzer Landestheater. Während eines Besuchs seiner hochschwangeren Mutter Hilde Engel-Elstner kam Frank in der Linzer Landeskinderklinik zur Welt. Die ersten Tage verbrachte er in Linz. Immer wieder kehrte der Entertainer nach Linz zurück: mit den Eurovisionssendungen „Wetten, dass…?“, „Nase vorn“, beim „Linzer Eiszauber“ in Doppelmoderation. Im Jahr 2000 wurde er zum „Oberösterreicher des Jahrhunderts“ in der Kategorie „Show“ gewählt.

1967 holte der damalige ORF-General Gerd Bacher Elstner als Geburtshelfer für den neuen Sender Ö3. Als Programmdirektor und Star-Moderator von Europas Popsender Nummer 1, Radio Luxemburg, sollte er Talente formen: „Im Team war ein hochbegabter junger Mann namens Franz Heller. Egal, was ich ihm riet, er machte das Gegenteil. Er kreierte einen neuen Stil und hatte großen Erfolg, später als Andre Heller.“

Ein Showmaster und Show-Entwickler
Im April 1980 erfand er nachts mit „Wetten, dass…?“ die erfolgreichste Fernsehshow Europas: „Ich habe den kompletten Sendungsablauf mit Wett-Beispielen handschriftlich niedergeschrieben.“ Er lacht: „Mit ein paar Gläsern Rotwein. Meine Schrift wird am Schluss immer größer und wackeliger.“ 1981 moderierte er die Premieren-Sendung. Der TV-Durchbruch gelang ihm schon 1965 bei „Spiel ohne Grenzen“.

Elstners größter Fehler? „Ich habe viele gemacht. Die ,Wetten, dass…?‘-Rechte hab ich zu früh an das ZDF verkauft - das war mein größter. Aber Geld ist nicht alles. Ich kann mir mit meinen Kindern Andreas, Thomas, Mascha, Lena und Enya einen schönen Urlaub leisten, meiner Frau Britta ein hübsches Kleid kaufen und Freunde zum Essen einladen. Das ist mein größter Reichtum - die Unabhängigkeit.“ Elstners „Cashcow“? „Das war die Quizsendung ,Jeopardy‘! 800 Sendungen in 18 Jahren für RTL sicherten meinen Wohlstand.“ Unter anderem ein großes Anwesen auf Mallorca.

Weil es bei Radio Luxemburg Star-Moderator Tom gab, wollte der Programmchef keinen Timm dazu haben: „Wir einigten uns auf Frank, so hieß mein Bruder!“ Und dann wird Elstner wehmütig: „Der Tod meiner Mutter hat mich sehr getroffen. Ich war 22, sie starb an einem Schlaganfall. Sie hätte sich so gefreut, dass aus ihrem Jungen etwas geworden ist. Das schöne Sprechen hab ich von ihr gelernt. Schon mit acht Jahren war ich im Kinderfunk die Stimme in Walt Disneys ,Bambi‘.“

Der Wendepunkt im Leben 
„Ich war in einem katholischen Konvikt, Mädchen interessierten mich mehr als die Schule. Ich bin durchs Abitur gefallen. Dieses Scheitern schmerzt mich noch heute. Es stachelte meinen Ehrgeiz im Beruf an.“

Elstners „Freund“ Parkinson
„Vor sechs Jahren bekam ich die Diagnose Parkinson. Ich habe gelernt, damit zu leben. Medikamente, spezielles Training wie Boxen, Ernährung halten mich fit.“ Im Bestseller „Dann zitter ich halt“ erzählt er, wie lebenswert er lebt und gibt Einblicke über den neuesten Stand der Forschung. Mit der TV-Serie „Elstners Reisen“ zieht er um die Welt. Zuletzt war er bei den wild lebenden Gorillas in Uganda. Demnächst gehts auf die Azoren: „Die Arbeit fordert mich und hält mich jung.“

Abschließend gibt er eine Lebensbilanz: „Es war wirklich ein schönes Leben. Ich hoffe, dass es das Leben und der liebe Gott, noch ein bisschen gut mit mir meinen. Mein wahres Vermögen sind meine Kinder. Ich wünsche mir, dass es ihnen immer gut geht.“

Reinhard Waldenberger, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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