Zehn-Punkte-Katalog

Rapid greift nach Platzsturm beim Derby hart durch

Wien
14.06.2011 14:05
Der Nimbus des "Vereins zum Anfassen" wird ab der kommenden Saison beim SK Rapid nur mehr in Bruchstücken existieren. Denn nach dem skandalösen Platzsturm beim 297. Wiener Derby geht der Klub zu den Fans weitgehend auf Distanz. Ein Zehn-Punkte-Katalog soll künftig für Ordnung in "St. Hanappi" sorgen. Die wichtigsten Maßnahmen: Stadionverbote und Geldstrafen für die "Platzstürmer", Heim-Derbys im Happel-Stadion, keine Pyrotechnik mehr im Hanappi-Stadion - und Trainings sind nur mehr einmal pro Woche öffentlich.

Die Bestürzung war den Herren Edlinger, Kuhn und Marek bei der Pressekonferenz am Dienstag immer noch ins Gesicht geschrieben. "Die Ereignisse beim 297. Wiener Derby haben uns alle sehr betroffen gemacht. Obwohl wir alle Vorsorge-Maßnahmen getroffen haben, ist es uns nicht gelungen, den Platzsturm zu verhindern", stöhnte Präsident Rudi Edlinger vor Dutzenden Journalisten. "Daher müssen wir jetzt reagieren", setzte er energisch nach. Und zwar mit einem Zehn-Punkte-Katalog. Die Maßnahmen im Detail:

1) Stadionverbote: So viele "Platzstürmer" wie möglich sollen ausgeforscht und der Bundesliga gemeldet werden. Der Strafrahmen beträgt zwischen zwölf Monaten und zehn Jahren Stadionverbot. Entschieden wird das vom Senat 3 der Bundesliga. Edlinger geht davon aus, dass 70 bis 100 Personen identifiziert werden können.

2) Regress: Die Rabauken sollen darüber hinaus auch zur Kasse gebeten werden. Edlinger: "Der Schaden soll nicht nur vom Verein getragen werden – auch die Verursacher sollen ihren Beitrag leisten." Jeder identifizierte Platzstürmer muss 1.000 Euro zahlen – oder eine Arbeitsleistung für den Verein im Ausmaß von 150 Stunden erbringen. Konkret könne es sich dabei laut Klubservice-Leiter Andy Marek um das Bestreichen der Sitze oder das Montieren von Namensschildern von Abonnenten handeln.

3) Zutritt zu Fantribünen: Künftig werden Abos auf der West- und der Osttribüne personalisiert. Auf die beiden Tribünen gelangt man nur noch, indem man am Eingang einen Lichtbildausweis vorlegt. Die Weitergabe der Abos ist nicht mehr möglich.

4) Zutritt mit Tageskarten: Auch der Erwerb von Tageskarten auf der Osttribüne ist nur mittels Lichtbildausweis möglich. Für Nord- und Südtribüne sind derlei Maßnahmen nicht vorgesehen.

5) Abstellmöglichkeiten im Stadion: Die berüchtigten "Kammerl", in denen die Fans bislang die Möglichkeit hatten, diverse Fan-Utensilien zu lagern, werden geschlossen.

6) Pyrotechnik: "Der SK Rapid war in dieser Hinsicht immer tolerant gegenüber den Fans – obwohl es für uns harte Strafen von der Bundesliga gegeben hat, wenn im Stadion Pyrotechnik gezündet wurde", erklärt Edlinger. Das hat ab sofort ein Ende. Wer künftig illegal Pyrotechnik im Stadion zündet, wird mit sechs Monaten Stadionverbot bestraft. Beim Abfeuern von Böllern setzt es – wie von der Bundesliga vorgesehen – 24 Monate.

7) Werfen von Gegenständen aufs Spielfeld: Wer künftig beim Werfen von Gegenständen erwischt wird, erhält zwölf Monate Stadionverbot.

8) "Geschlossenes Stadion": Künftig werden Trainings der Kampfmannschaft nur noch einmal pro Woche öffentlich sein. Sonst bleibt das Stadion geschlossen. So will man den Vorwurf entkräften, "dass das Hanappi-Stadion Tag und Nacht geöffnet ist und jederzeit betreten werden kann", sagt Edlinger.

9) "Rapid-Dorf": Das Zelt hinter der Nordtribüne soll künftig wieder mehr familiären Charakter erhalten. Die Bierzelt-Atmosphäre soll der Vergangenheit angehören. Spirituosen werden gar nicht mehr ausgeschenkt.

10) Austragungsort: Bei Platzwahl Rapids werden Derbys gegen die Austria künftig im Happel-Stadion ausgetragen. "Dort können bessere Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, und außerdem bietet es Platz für mehr Fans", so Edlinger.

In der Infobox kannst du abstimmen, ob du dieses Maßnahmenpaket für ausreichend hältst!

Die kolportierten personellen Konsequenzen beschränken sich darauf, dass Klubservice-Leiter Marek zwei zusätzliche Mitarbeiter installiert, die sich künftig "Tag und Nacht" um die Zusammenarbeit mit den "aktiven Fanklubs" kümmern sollen. Denn bei aller Härte gegen Hooligans will Marek weiterhin auf den Dialog mit den Fans setzen. "Das ist nach wie vor die beste Lösung", versichert er.

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