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Russen: Erster Kampfeinsatz von Hyperschallrakete

Ausland
19.03.2022 16:01

Russland hat im Ukraine-Krieg offenbar mit der Hyperschallrakete „Kinschal“ (Dolch) ein Raketenarsenal der ukrainischen Armee zerstört. Es ist das erste Mal seit Beginn des Krieges, dass Russland von dem Einsatz seiner neuen ballistischen Luft-Boden-Rakete berichtet - und der erste Einsatz im Kampf überhaupt, hieß es. Bisher kamen die Waffen vor allem bei Manövern zum Einsatz. 

Hyperschallraketen sind genauso wie ballistische Raketen mit Atomwaffen bestückbar, allerdings fliegen sie in einer niedrigeren Umlaufbahn. Zudem sind sie ferngesteuert und können ihre Flugbahn ändern, was einen Abschuss durch Raketenabwehrsysteme deutlich erschwert. Um die Entwicklung dieser Flugkörper entbrannte ein Wettlauf zwischen den USA, Russland und China. Daneben sollen noch Nordkorea und mindestens vier weitere Länder an der Hyperschalltechnologie arbeiten.

Russland entwickelte diesen Raketentyp als Erstes
Als erstes Land der Welt entwickelte Russland diesen Raketentyp. Ziel Moskaus war es, den in Europa stationierten US-Raketenschild auszutricksen. Die „Kinschal“ erreicht mit Mach 10 rund 12.000 Stundenkilometer und kann Ziele erreichen, die sich in zwischen 1000 und 2000 Kilometern Entfernung befinden. Ausgerüstet werden mit diesem Raketen-Typ MiG-31 - die Reichweite verlängert sich damit um die zurückgelegte Flugstrecke der Kampfflugzeuge russischer Bauart.

Zudem besitzt Moskau mit Raketen des Typs Awangard und Zirkon noch weitere Hyperschallwaffen. Awangard erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 33.000 Stundenkilometern, kann mit einem atomaren Sprengkopf bestückt werden und nach russischen Angaben sogar Ziele in 6000 Kilometern Entfernung treffen.

Gut steuerbar und unberechenbar
Hyperschallraketen sind nicht unbedingt schneller als ballistische Raketen, sie fliegen in niedrigerer Höhe und werden durch die Erdatmosphäre abgebremst. Ihr großer Vorteil gegenüber ballistischen Raketen besteht darin, dass sie gut steuerbar und somit für den Gegner unberechenbar sind.

Der Erfolg Russlands bei der Entwicklung der Hyperschallraketen brachte andere Staaten wie Nordkorea und China dazu, ihr Programm für diesen Raketentyp zu beschleunigen. Inzwischen haben beide Länder nach eigenen Angaben Hyperschallraketen getestet. Auch in den USA wird an der Entwicklung dieser Raketen gearbeitet.

Militärsatelliten verlieren raketenverstärkte Hyperschallwaffe aus Augen
Wie die „Süddeutsche Zeitung“ vor zwei Jahren schrieb, interessiert sich das US-Pentagon schon seit Beginn des Kalten Kriegs für steuerbare Hyperschallwaffen, scheiterte aber regelmäßig an technischen Hürden bei Antrieb, Kontrolle und Hitzebeständigkeit. Sorgen bereitet den Strategen auch, dass es gegen diese Waffe kaum Schutz gibt. US-Militärsatelliten können zwar zuverlässig jeden Start von Interkontinentalraketen und Marschflugkörpern detektieren. Eine raketenverstärkte Hyperschallwaffe würden sie aber aus den Augen verlieren, sobald sie sich von ihrer Trägerrakete gelöst hat, berichtete die Zeitung.

Ein im Vorsommer von China getestetes Hyperschall-Raketensystem soll Medienberichten zufolge während des Flugs selbst ein Projektil abgefeuert haben. China habe im Juli eine Rakete gestartet, die die Erde in einer niedrigen Umlaufbahn umkreist und dann einen Hyperschall-Gleitflieger lanciert habe, berichtete das „Wall Street Journal“ Ende November 2021 unter Berufung auf US-Vertreter. Dieser Gleitflieger wiederum habe dann bei fünffacher Schallgeschwindigkeit ein Projektil abgefeuert.

Das sei ein Unterfangen, das „die Grenzen der Physik“ verschiebe und zu dem mutmaßlich kein anderes Land in der Lage sei, so die Zeitung damals. Dem Bericht zufolge ist unklar, wozu das von dem Hyperschall-Gleitflieger abgefeuerte Projektil dient. Es könnte demnach dazu eingesetzt werden, Raketenabwehrsysteme zu verwirren - oder selbst ein Ziel anzugreifen.

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