In der Donaustadt

Zwangsabschuss von Rehen vorerst gestoppt

Tierecke
16.03.2022 14:08

Nach der Debatte um die Jagd auf Füchse in Wien folgt nun die Diskussion um den Zwangsabschuss von etwa 40 Stück Rehwild in der . Auf Initiative der „Krone“ und von zahlreichen Anwohnern konnte die Tötung des Wildes vorläufig getoppt werden - die Situation bleibt jedoch angespannt!

Bei Tierfreunden und Anwohnern des 22. Bezirks gehen die Wogen hoch: Die Jagdbehörde der Stadt Wien (MA 58 Wasserrecht) hat den Zwangsabschuss von etwa 40 Stück Rehwild auf einem Areal in Aspern veranlasst – die „Krone“ berichtete. Begründung der zuständigen Magistratsabteilung: „Eine Überpopulation in Straßennähe stellt grundsätzlich eine Gefährdung des Straßenverkehrs dar und ist aus wildökologischer Sicht (Inzucht, Ausbreitung von Wildkrankheiten) immer problematisch.“

Bestandszahl zu hoch
In einem offiziellen Bescheid wird weiter erklärt, dass sich die etwa 50 Hektar große Fläche von vier Straßenzügen – Breitenleerstraße, Süßenbrunnerstraße, Hirschstettner Straße sowie Schnellstraße S2 – umgeben ist und sich inmitten eines dichten Siedlungs- und Industriegebietes befindet. Bei einer vor Kurzem erfolgten Begehung des Jagdausübungsberechtigten sind vor Ort etwa 60 Stück Rehwild gezählt worden – darunter sollen 45 weibliche Tiere sein. Diese Anzahl sei zu hoch, weshalb der beantragte Zwangsabschuss auf einem ordnungsmäßigen Wildtiermanagement beruhe.

Abschuss als einzige Möglichkeit
Diese Verminderung soll selbst während der Schonzeit durchgeführt werden um die Wildtierdichte schnellstens zu minimieren. Weiters wird in der Begründung festgehalten, dass als Folge diese Überpopulation das Rehwild grundsätzlich versucht auch in andere Gebiete auszuweichen, was leider nicht möglich ist, da es keine solche geeigneten Flächen gebe - eine Absiedelung oder Vertreibung sei also laut dem Gutachter nicht umsetzbar.

Auf „Krone“- Initiative und massivem Druck von Tierschützern und Anwohnern wird der Zwangsabschuss vorläufig nicht durchgeführt. In einer offiziellen Stellungnahme heißt es: „Seitens der Jagdbehörde der Stadt Wien (MA 58 – Wasserrecht), wird mitgeteilt, dass der Zwangsabschuss ausgesetzt wird, um mit Wissenschaftlern und Experten dazu Alternativen zu prüfen.“

Wildfreier Raum für Bauprojekt
Zahlreiche Nachrichten über Social Media-Kanäle, via E-Mail sowie Anrufe von empörten und besorgten Menschen erreichen seit der Bekanntgabe der Tötung des Wildes unsere Tierecke-Redaktion. „Die Rehe sind nun schon seit Jahren immer wieder zu beobachten und wir Bewohner können uns darüber erfreuen, dass diese Tiere sich in ihrem Lebensraum, so nah in der Stadt, offensichtlich auch sehr wohl fühlen. Uns ist bisher kein einziger Zwischenfall mit den Tieren bekannt“, schreibt uns ein trauriger Anwohner aus der Donaustadt.

Sind Bauvorhaben der Grund?
Etliche Bürger stellen sich die Frage, ob dieser Zwangsabschuss etwa mit dem geplanten Bauprojekt „Quartier Süßenbrunner West“ zusammenhängt. Das Vorhaben soll zwischen der Süßenbrunner Straße und dem Gewerbepark Stadlau entstehen. In diesem Gebiet ruhte bereits seit mehreren Jahren die Jagd auf das Wild. Nun soll hier eine deutliche Überpopulation entstanden sein. Zufall?

Wild in Rückzugsgebiete zurückbringen
„Tierschutz Austria“ liefert einen Lösungsvorschlag für die Rettung des Rehwildes: Es wird empfohlen, die Tiere artgerecht zu betäuben (z.B. in Zusammenarbeit mit Schönbrunn) und in die Lobau zu übersiedeln, da die Rehe keine Chance haben, auf natürlichem Weg zurück in den Wald beziehungsweise in das Auengebiet zu gelangen.

Lösung gesucht
Denn Tatsache ist, dass die Tiere derzeit nicht ausweichen können und seit Jahren in einem zwei Kilometer großen Gebiet zwischen Hirschstetterstraße und Breitenleerstraße gefangen sind - dort gibt es nur Felder und Zäune, die nun zum Teil entfernt wurden. Daher kommt es auch zu Unfällen, weil extrem stark befahrene Straßen dazwischenliegen. Die Rehe stammen ursprünglich aus Süßenbrunn. Seit Jahren verstecken sie sich hinter einem kleinen Biotop auf dem ehemaligen Gelände der Gärtnerei Schick. Alle natürlichen Wege zurück in ihre ursprünglichen Rückzugsgebiete sind definitiv abgeschnitten.

Die „Krone“ bleibt dran
In Kürze wird es einen Lokalaugenschein geben und es sollen alle Aspekte einbezogen werden. Wir behalten dieses wichtige Thema im Auge und werden weiterhin berichten. 

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