Schweinezucht

Tierschützer protestieren gegen Kastenstände

Wien
25.05.2011 13:04
Tierschützer in weißen Schutzanzügen haben am Mittwoch vor dem Parlament mit toten Ferkeln in den Händen gegen Kastenstände in der Schweinezucht protestiert. Seitens der Bauernschaft würde der Ferkelschutzkorb als notwendiges Mittel ausgewiesen, in der Intensivtierhaltung überlebten bis zu 25 Prozent der Jungen nicht, erklärte der Verein gegen Tierfabriken (VGT). Für die "Opfer der Tierindustrie" postierten sich Aktivisten symbolisch mit den toten Tieren vor dem Hohen Haus.

Bringt eine Zuchtsau in Österreich Ferkel zur Welt, wird sie in der Regel einen Monat in einen 1,90 mal 0,65 Meter großen Gitterkäfig gesperrt - Kastenstand nennt sich die Maßnahme zum Ferkelschutz und zur Arbeitserleichterung. Der VGT läuft dagegen seit Wochen Sturm (siehe Infobox). Auch der Tierhaltungsexperte Josef Troxler von der Veterinärmedizinischen Universität Wien hält die im Tierschutzgesetz erlaubte Handhabung für verbesserungswürdig: "Es gibt immer mehr Studien, dass die Kastenstände nicht tiergerecht sind. Aber man muss den Bauern Zeit geben, sich umzustellen. Fünf bis sieben Jahre genügen da nicht."

Als Beispiel nannte Troxler die Schweiz, wo in den 80er Jahren die Aufklärungsarbeit begonnen habe und Kastenstände als Regulärfall seit 1997 mit einer zehnjährigen Übergangsfrist bis 2007 abgeschafft wurden. Heute gibt es die Käfige dort, genauso wie in Schweden, nur mehr in Ausnahmefällen. In den übrigen EU-Ländern und weltweit sei aber der Kastenstand die Norm. "Deshalb tun sich die österreichischen Scheinezüchter auch so schwer, weil sie dann nicht mehr wettbewerbsfähig wären", meinte Troxler. "Von der politischen Seite ist es wahrscheinlich ein sehr schwerer Prozess, weil die Schweinebranche nur EU-weit Lösungen für möglich hält."

Schwein kann sich nicht um eigene Achse drehen
Die Abferkelbucht mit Kastenstand - heute ist eine Minimalgröße von vier Quadratmetern vorgeschrieben - gibt es seit den 60er Jahren, erklärte der Wissenschafter. Die Sau wird dabei vor der Geburt sowie rund vier Wochen danach von einem Gittergerüst umzäunt, das ihr das Stehen und Liegen erlaubt. Um die eigene Achse drehen kann sich das Schwein nicht mehr. Ein Rost bildet den Boden, durch den der Kot hindurchfällt, eine Strohunterlage gibt es nicht. Die Ferkel können durch den grobmaschigen Käfig zu ihrer Mutter und kommen so zu Milch. Zwei- bis dreimal pro Jahr muss eine Sau diese Einschränkungen über sich ergehen lassen.

Auch für die Wissenschaft wäre eine Abschaffung der Kastenstände laut Troxler wünschenswert: "Die Schweine leiden unter bestimmten Bedingungen. Es gibt Situationen, wo die Tiere in ihrem Anpassungsverhalten überfordert sind, was zu Verhaltensstörungen führt." Beispiele dafür: Die Tiere beißen in Stangen und schütteln permanent ihren Kopf oder versuchen vergeblich, Nester in den Gitterboden zu graben.

Abferkelbuchten in Biobetrieben bereits Realität
Als bessere Alternative gelten die sogenannten freien Abferkelbuchten mit einem geschützten Ferkelbereich, zu dem die Sau keinen Zutritt hat. In letzterem schlafen die Ferkel, er ist mit Gitterstäben abgetrennt, wird beheizt und ist abgedeckt. Die Mutter kann sich frei in einem Nestplatz mit Einstreu, zum Fress- und zu einem Kotbereich bewegen. In Biobetrieben, die in Österreich allerdings weniger als ein Prozent ausmachen, ist das bereits Realität. Zu befürworten sind laut Troxler aber auch aufklappbare Kastenstände, in welche die Säue nur rund um die Geburt, je nach Bedarf ein bis drei Tage, gesperrt werden.

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