Zeit, zu handeln!

Bis 2030 fehlen 100.000 Pflegekräfte in Österreich

Familie
18.02.2022 06:00

Brennpunkt Pflege! 650.000 Menschen sollen im Jahr 2050 laut Prognose von Vorarlberg bis ins Burgenland professionelle Pflege benötigen. Alleine bis 2030 fehlen uns 100.000 Arbeitskräfte, die Warnrufe von Experten aus den betroffenen Branchen werden immer lauter - und die Politik schläft. Die „Krone“ war bei einer 24-Stunden-Betreuung mit dabei.

Guten Morgen ohne Sorgen - 6.30 Uhr in einer Wohnung im dritten Stock eines mächtigen Mehrparteienhauses im 20. Wiener Gemeindebezirk. Die Personenbetreuerin Margita (62) aus der Slowakei streicht Judith W. (72) sanft durch die Haare, kontrolliert ihren Blutdruck im Bett und später erneut nach dem Frühstück. „Schön, dass du da bist“, sagt die Wiener Pensionistin, die an Demenz leidet. Margita ist eine 24-Stunden-Betreuerin von einer offiziell anerkannten 24-Stunden-Betreuungsagentur, die hier in Wien ihre Dienste anbietet.

Die 72-Jährige wollte ihren Lebensabend nicht in einem Altersheim verbringen und wird daheim betreut. In Österreich werden derzeit laut Statistik Austria rund 150.000 ältere und kranke Menschen in den eigenen vier Wänden unterstützt. Geht es nach vielen Experten, muss dieses Angebot in naher Zukunft noch gewaltig und vor allem professionell ausgebaut werden.

Private Lebensräume digital ausstatten
Die äußerst alarmierenden Zahlen: Prognostiziert wird, dass in Österreich bis zum Jahr 2030 rund 75.000 bis 100.000 ausgebildete Pflegekräfte fehlen, obwohl der Wunsch nach Betreuung daheim steigt und steigt. Ein weiteres Problem ist das Fehlen der nötigen Infrastruktur. Laut Pflege-Professor Jürgen Osterbrink von der Salzburger Medizinischen Privat-Uni müsse etwa der private Lebensraum von Patienten mehr in den Fokus rücken. Die Ausstattung der Wohnbereiche mit digitalen Medien sei demnach notwendig.

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Jetzt ist es an der Zeit, die Gesundheitsversorgung radikal neu zu denken. Dazu braucht man Mut.

Professorf Jügen Osterbrink, Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft und -praxis an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg

„So wie wir heute digital Dinge des täglichen Lebens fast automatisiert bestellen, so können wir morgen Informationen an den Hausarzt und die qualifizierte Pflegende übermitteln. Und das kann ohne Wartezeit und ohne Aufenthalt im Wartezimmer zu einer Veränderung der persönlichen Therapie führen“, schlägt Osterbrink in diesem Zusammenhang vor.

„Verlieren Interessierte, bevor sie Ausbildung beginnen“
Diakonie-Direktorin Maria Moser fordert indes einen unkomplizierten und finanziell umsetzbaren Jobwechsel in den Pflegebereich, um den Mangel an Personal schnellstmöglich in den Griff zu bekommen. „In erster Schritt sind Informationen aus einer Hand. Die richtige Ausbildung zu finden ist so kompliziert, dass manche nach der sechsten Googlesuche und dem vierten Telefonat aufgeben. Wir verlieren Interessierte, bevor sie überhaupt eine Ausbildung beginnen, das ist absurd“, so die Expertin.

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Im Zentrum der Pflegereform muss die Frage an Menschen mit Pflegebedarf stehen: Wie willst du leben?

Diakonie-Direktorin Maria Moser

Damit die Pflegeausbildung überhaupt leistbar wird, fordert Moser die Übernahme des Schulgeldes sowie ein Ausbildungsgehalt für zukünftige Pflegekräfte. „Für Menschen, die in die Pflege wechseln wollen, wären Stipendien ein Weg, ähnlich wie das Gehalt für Polizeischüler“, so Moser.

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