Auslandseinsätze

Mutige Soldatinnen an vorderster Front

Österreich
17.01.2022 13:09

In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben sich immer mehr Frauen auch für Auslandseinsätze des Bundesheeres an die Front gemeldet - nun geht eine Strategie-Expertin nach Afrika.

Mit 15 ging sie ein Jahr alleine nach Brasilien, studierte dann in Frankreich sowie den USA und absolvierte schließlich das Masterstudium „Terrorismus und politische Gewalt“ in Schottland. Leyla Daskin gilt seither als strategische Speerspitze im Verteidigungsministerium. So zierlich die 30-Jährige aufs Erste auch wirkt, dank ihres fundierten Fachwissens gilt sie in Militärkreisen als Größe. Deshalb wird sie nun ein halbes Jahr lang in Mosambik im direkten Beraterstab des obersten Kommandanten der EU-Mission im Kampf gegen den Terrorismus im Einsatz stehen.

Terrorexpertin und passionierte Dressurreiterin
Aber dieser Job ist keinesfalls „etwas für Mäderln“. Denn in der Hauptstadt Maputo warten zwei Aufgaben auf die Österreicherin: „Einerseits werde ich als Kulturberaterin tätig sein, andererseits als Trainerin für den Bevölkerungsschutz. Dabei liegt der Fokus insbesondere auf dem Schutz von Frauen und Kindern“, so die Terrorexpertin und passionierte Dressurreiterin.

Auch wenn sich die Dschihadisten in Mosambik zuerst als Protest gegen die finanzielle Ungerechtigkeit nach dem Erdölboom entwickelt haben, ist nicht auszuschließen, dass sie sich bald an das internationale Netz der Islamisten anschließen könnten. Und somit auch aus ihren Reihen Kämpfer nach Europa entsandt werden könnten.

Fakten

Das sind die unterschiedlichen Aufgaben von Frauen bei Auslandsmissionen: vom Dienst als Ärztin, Rechtsberaterin, Kraftfahrerin, Personenschützerin, als Militärbeobachterin einer Mission, als Logistikerin und sogar bis zum Stabsmitglied.

EUTM MOSAMBIQUE European Training Mission in Mosambik: Diese EU-Entsendung wird von Österreich unterstützt. Ziel der Mission:

  • Hilfe beim Kapazitätenaufbau der mosambikischen Streitkräfte
  • Bereitstellung militärischer Ausbildung, einschließlich operativer Vorbereitung
  • Spezialausbildung bei der Terrorismusbekämpfung
  • Unterstützung im Kampf gegen Bandenkriminalität
  • Aus- und Fortbildung in Bezug auf die Einhaltung von Menschenrechtsnormen und des humanitären Völkerrechts, einschließlich des Schutzes der Zivilbevölkerung sowie auf die Achtung der Rechtsstaatlichkeit.

„Eltern stolz, dass ich die Erste bin, die nach Mosambik geht“
So stellt sich die logische Frage, ob sich nicht die Eltern große Sorge um ihre einzige Tochter machen, wenn diese nun nach Afrika geht. „Nein, die sind nicht aus allen Wolken gefallen, da ich schon lange im Verteidigungsministerium arbeite und so manche Dienstreise in Krisengebiete absolviert habe. Sie sind eher stolz, dass ich die Erste bin, die nach Mosambik geht“, schmunzelt die Militärexpertin.

Abschließend lässt sich positiv vermerken, dass sich das ganze Militärwesen geändert hat und ändert und auch viel mehr Raum für weiblichere Aufgaben geschaffen wird. „Vor 60 Jahren war ein Militäreinsatz eben ganz anders. Es geht bei den Einsätzen heute oft nicht mehr darum, etwas militärisch zu zerschlagen - das wissen wir spätestens seit Afghanistan -, sondern darum, den Konflikt und die wahren Anliegen der Bevölkerung zu verstehen.“

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner über die Aufgabe unserer Militärberaterin in Afrika:

„Krone“: Worin besteht die Qualifizierung unserer weiblichen Speerspitze in Mosambik?
Klaudia Tanner: Frau Daskin ist keinesfalls eine Quotenfrau, die wir nach Afrika schicken. Es war gar nicht so leicht, jemanden zu finden, der nicht nur eine Frau ist - auch wenn das gut ist -, die Expertise besteht nämlich in etwas ganz anderem: in den sicherheitspolitischen Erfahrungen, die Frau Daskin einbringt, und der Tatsache, dass sie fünf Sprachen - vor allem Portugiesisch - spricht.

Was sehen Sie als Stärken von Frau Daskin?
Sie hat sich im vergangenen Jahrzehnt im Ministerium als Sicherheitsexpertin einen Namen gemacht. Durch ihre zahlreichen Studien unter anderem in den USA, in Frankreich und in Brasilien, ist sie als Fachfrau auch bestens vernetzt und kennt die globalen Aufgaben. Kurzum: Sie hat das Anforderungsprofil am besten erfüllt.

Welche Fähigkeit zeichnet unsere „militärische Frontfrau“ für ihre Aufgabe am meisten aus?
Mit ihrem Masterstudium „Terrorismus und politische Gewalt“ in Schottland hat sie sich ein Fachwissen angeeignet, das derzeit in Mosambik mehr als gefragt ist. Um die Wurzeln des Dschihadismus zu bekämpfen, gilt es, internationale Verknüpfungen der Islamisten zu kennen.

Wie wird dieser Einsatz international beurteilt?
Uns macht das stolz, dass wir eine so hoch qualifizierte Persönlichkeit entsenden dürfen. Das zeigt, dass wir wieder einmal einen wichtigen Beitrag im Friedenseinsatz leisten können. Das tun wir übrigens weltweit seit sechs Jahrzehnten. Auch General Claudio Graziano hat es bei seinem letzten Besuch in Wien als Präsident des EU-Militärausschusses gewürdigt, dass wir diese Entsendung nach Mosambik vornehmen. So wünsche ich Frau Daskin das Allerbeste - und viel Soldatenglück!

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