Residenz angegriffen

Bomben auf Tripolis – Regime spricht von Tötungsversuch

Ausland
25.04.2011 11:20
Die NATO hat in der Nacht auf Montag ihre Luftangriffe auf Libyens Hauptstadt Tripolis fortgesetzt. Das Zentrum der Stadt wurde von schweren Explosionen erschüttert. Auch ein Gebäude in der weitläufigen Residenz Muammar al-Gadafis, der Bab-al-Azizia-Kaserne, wurde zerstört. Das libysche Regime sprach im Zuge der Angriffe von einem "gezielten Tötungsversuch" gegen den Diktator.

Das Bürogebäude in der Anlage Gadafis wurde durch den Beschuss komplett, ein angrenzender Konferenzsaal, in dem Gadafi noch vor zwei Wochen eine Delegation der Afrikanischen Union empfangen hatte, teilweise zerstört. Den Angaben der libyschen Regierung zufolge wurden bei dem Angriff 45 Menschen verletzt, 15 von ihnen schwer. Einige Personen würden noch vermisst.

Gadafi habe das zerstörte Gebäude unter anderem für Treffen mit seinen Ministern benutzt, erklärte eine Sprecherin den Vorwurf eines "Tötungsversuchs". Feuerwehrleute waren noch dabei, die Flammen in Teilen des zerstörten Gebäudes zu löschen, als Journalisten von der libyschen Regierung zum Schauplatz gebracht wurden.

Die Explosionen waren über die Innenstadt von Tripolis hinaus in angrenzenden Stadtvierteln deutlich zu spüren. Wegen der Detonationen fielen die staatlichen libyschen Fernsehprogramme teilweise minutenlang aus.

NATO: "Zivilbevölkerung schützen"
Die NATO hatte Zivilisten zuvor aufgerufen, sich von den Truppen des Regimes, von militärischen Einrichtungen und Ausrüstung wenn möglich fernzuhalten, "damit wir mit größerem Erfolg und minimalem Risiko für die Zivilisten treffen können", wie der Vizekommandant des NATO-Einsatzes in Libyen, Russ Harding, am Sonntag in Brüssel sagte. Das war auch auf Drohnenangriffe gemünzt. Die USA setzten am Samstag die unbemannten Kampfflugzeuge erstmals in Libyen ein. Am Samstagnachmittag zerstörte eine US-Drohne nahe der libyschen Stadt Misrata Raketenwerfer. Die NATO werde weiterhin alles tun, um die Zivilbevölkerung zu schützen, so Harding.

Seit Freitag fliegt die NATO verstärkt Luftangriffe auf Tripolis. Auch die rund 200 Kilometer östlich liegende Hafenstadt Misrata war am Wochenende weiter heftig umkämpft. Der Beschuss dort sei intensiver geworden, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Jazeera. Der libysche Regierungssprecher Mussa Ibrahim sagte nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNN, die Armee habe ihren Rückzug aus Misrata fortgesetzt. Dabei sei sie von Rebellen angegriffen worden und hätte sich zur Wehr gesetzt. Ein Bewohner der drittgrößten libyschen Stadt sagte, am Sonntag seien mindestens vier Menschen getötet worden.

Rebellenhochburg Misrata nur auf dem Seeweg erreichbar
Am Samstag hatte es zunächst geheißen, die Gadafi-Truppen hätten den Befehl erhalten, sich aus Misrata zurückzuziehen. Ein Kämpfer der Rebellen in der Stadt sagte einem der neuen libyschen Fernsehsender, ein verletzter Soldat, der ihnen in die Hände gefallen sei, habe erklärt, die Truppen hätten tatsächlich den Befehl zum Abzug bekommen. Dies allerdings nur, um bei einem geplanten Raketenbeschuss keine Opfer in den eigenen Reihen zu riskieren. Am Sonntag seien mehrere Grad- Raketen auf Misrata abgeschossen worden.

Misrata liegt 210 Kilometer östlich von Tripolis und ist derzeit nur auf dem Seeweg zu erreichen. Die Versorgungslage ist sehr schlecht. Tausende afrikanische Gastarbeiter, Dutzende verletzte Kämpfer und Zivilisten wurden per Schiff in Sicherheit gebracht.

Kuwait spendet 123 Millionen an Rebellen
Kuwait hat den Aufständischen in Libyen unterdessen umgerechnet 123 Millionen Euro gespendet. Dieses Geld werde dem Nationalen Übergangsrat der Rebellen helfen, einen Teil der Gehälter der Angestellten zu zahlen, sagte Übergangsrats-Chef Mustafa Abdel Jalil am Sonntag in Kuwait. Die Aufständischen benötigten dringend Unterstützung.

Die internationalen Bestrebungen, Gadafi den Geldhahn zuzudrehen, laufen einem Bericht der "Los Angeles Times" zufolge umgekehrt in einigen Teilen der Welt ins Leere. Obwohl die USA und die Europäische Union bereits 60 Milliarden Dollar (41,1 Mrd. Euro) an Investitionen oder auf Bankkonten eingefroren haben, scheuten sich viele Länder mit starken wirtschaftlichen Beziehungen zu Libyen, Guthaben von Gadafi zu sperren, berichtete die Zeitung am Sonntag. Dazu gehörten die Türkei sowie Kenia und andere afrikanische Länder (siehe Infobox).

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