Regen Zulauf gab es Samstagnachmittag zu diversen Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen in Wien. Unter den Teilnehmern befanden sich auch viele Verschwörungstheoretiker. Bei diesen ortet Claus Oberhauser, Experte für Verschwörungstheorien, eine zunehmende Radikalisierung, „auch wenn Verschwörungstheoretiker nur einen sehr kleinen, aber lauten Teil der Bevölkerung ausmachen“ (siehe Video oben). Die Situation sei dennoch gefährlicher als vor eineinhalb Jahren.
Das Vertrauen in Politik, Medien und die Wissenschaft „ist im Schwinden begriffen“, analysiert der Innsbrucker Historiker gegenüber Puls 24. Das habe schon lange vor der Pandemie begonnen. „Es gibt leider auch eine politische Inanspruchnahme dieser Proteste und auch das macht alles etwas gefährlicher.“
„Viele Sichtweisen haben sich verdichtet“
„Die Situation ist sicher gefährlicher geworden als sie noch vor eineinhalb Jahren war“, ist sich der Experte sicher, „weil sich viele Sichtweisen verdichtet haben.“ Problematisch sei, dass die rechtsextreme Seite eine Kaperung versuche - und weil man nicht dagegen angehe. Auch eine Radikalisierung beim Thema „Lügenpresse“ sei bemerkbar.
Migrationskrise und Weltwirtschaftskrise hätten diese Radikalisierung verstärkt. „Die Corona-Krise war dann ein großer Katalysator, die den Prozess beschleunigt hat.“
„Es kommt uns mehr vor, weil die Präsenz da ist“
Social Media werde bewusst dazu verwendet, Desinformation in die Welt zu setzen. Das führe dazu, dass Menschen verstärkt das Vertrauen „in die sogenannte offizielle Erzählung verlieren“. Oberhauser: „Verschwörungstheorien mögen manchen Leuten wirr erscheinen, aber sie geben Halt.“ Es sei allerdings nur ein kleiner Prozentsatz, der an Verschwörungstheorien glaube. „Es kommt uns mehr vor, weil die Präsenz da ist.“
Mehrere Festnahmen bei Großdemo in Wiener City
Nicht weniger als 27 Demonstrationen waren am Samstag in Wien angekündigt, ein Großteil davon richtete sich gegen die Corona-Maßnahmen. Etwa 40.000 Maßnahmen-Gegner zogen laut Polizei ab 13 Uhr über den Ring, an einer Gegendemonstration nahmen etwa 1500 Aktivisten teil. Im Zuge des Großeinsatzes musste von der Exekutive Pfefferspray eingesetzt werden. Es kam zu mehreren Festnahmen. Kurz nach 16 Uhr löste sich die Großdemo langsam auf.
„Rechtsradikale haben Corona-Demo in Wien gekapert“
Laut „Krone“-Redakteur Erich Vogl haben Rechtsradikale die Demonstration gekapert und nutzten sie für ihre Agenden. Die FPÖ würde zwar auch Ängste schüren und dafür sorgen, dass sich die Maßnahmen-Gegner bestätigt fühlen. Aber auch die Regierung habe viel zur Verunsicherung beigetragen.
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