Sicherheitslücke

Papa Schlumpf trickst „Alles gurgelt“ aus

Familie
14.11.2021 06:00

Die „Krone“ machte den Test und erlebte ihr blaues Wunder: Ein Schlumpf erhält mit Wasserprobe ein PCR-Zertifikat. Eine Sicherheitslücke sieht man bei den Firmen hinter „Alles gurgelt“, Lead Horizon und Lifebrain, nicht.

Viele Kinder werden erleichtert sein: Papa Schlumpf ist gesund, er hat kein Corona! Am Mittwoch, um 18.13 Uhr, erhielt die Zeichentrickfigur im Risikoalter das offizielle Zertifikat: „Negativ!“ Eine Covid-Erkrankung war „nicht nachweisbar“, wie es in dem von der ärztlichen Laborleitung unterzeichneten Befund heißt. Damit dürfte Papa Schlumpf auch als Ungeimpfter im Rahmen von 3G zum Arbeitsplatz. Oder als Genesener, wenn er flott für sein Alter ist, ab kommender Woche in die Nachtgastro (2G-plus).

Schlumpf vor der Kamera, Wasser im Probefläschchen
Nun gibt es Papa Schlumpf in Wirklichkeit nicht. Wie also kam er zu dem Befund? Und zwar so: Die „Krone“ wollte „Alles gurgelt!“ einem Sicherheitstest unterziehen, Redakteur Michael Pommer hat daher Folgendes getan: Er hat am 9. November 2021 um 16.39 Uhr unter seinem Namen einen Gurgeltest gestartet, mit Videobeweis, um an ein offizielles Zertifikat zu gelangen. Doch statt vor der Kamera zu gurgeln, wurde ein Foto von Papa Schlumpf in die Kamera gehalten, eingeschickt wurde ein mit Leitungswasser aufgefülltes Probefläschchen. Aufgefallen ist all das nicht.

Daraus ergibt sich für uns das Fazit: Bei „Alles gurgelt!“ scheint es eklatante Sicherheitslücken zu geben. Wenn ein Papa Schlumpf zu einem offiziellen negativen Zertifikat kommt, liegt der Verdacht nahe, dass Videos nicht kontrolliert werden. Zumindest in dem aktuellen Fall ist bewiesen, dass das Video niemand gesichtet haben kann. Michael Pommers Ähnlichkeit mit einem zweidimensionalen Schlumpf im Greisenalter hält sich (noch) in Grenzen.

Zitat Icon

„Alles gurgelt" ist weltweit einzigartig und ein zentraler Baustein der Wiener Pandemiebekämpfung.

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ)

Hohe Strafen drohen
„Die Wiener Entwicklung ist stabiler als überall sonst. Das ist vor allem auch ein Erfolg der breiten und sehr erfolgreichen PCR-Teststrategie der Stadt“, erklärt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Und er warnt: „Wer eine falsche Probe abgibt, damit er einen inhaltlich falschen Test bekommt, begeht damit eine vorsätzliche, zumindest aber eine fahrlässige Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten.“ Bei Vorsatz beträgt die maximale Freiheitsstrafe drei Jahre, bei Fahrlässigkeit ein Jahr. Daneben droht eine Geldstrafe nach dem Covid-19-Maßnahmengesetz von bis zu 1450 Euro.

Künstliche Intelligenz soll es jetzt lösen
Natürlich haben wir bei Lead Horizon und Lifebrain um Stellungnahmen gebeten. Florian Faber von alpha_z Kommunikationsberatung GmbH hat auch alle Fragen beantwortet. Hier die wichtigsten Aspekte:

  • Im Rahmen des Programms werden aktuell täglich zwischen 100.000 und 200.000 Proben analysiert.
  • Kontrolliert werden nicht Videos, sondern Bilder. Das Customer Care Team führt laufend Stichprobenkontrollen durch. Laut Standards zwischen 7000 und knapp 10.000 Kontrollen pro Woche. Vergleichsweise wenig.
  • In der vergangenen Woche wurden beispielsweise 86 User kontaktiert, da Fehler in der Anwendung aufgefallen sind. Keiner dieser Fehler war jedoch so schwerwiegend, dass die Probe verworfen werden musste.

Faber weiter: „Festgehalten werden muss: Die bewusste Manipulation von Proben oder Testergebnissen bedarf entsprechender krimineller Energie und kann auch juristisch geahndet werden. Wir werden jeden diesbezüglichen Versuch zur Anzeige bringen.“

Unter anderem wird derzeit daran gearbeitet, eine KI-Lösung (also künstliche Intelligenz) im System zu integrieren, die einerseits hochgeladene Ausweisbilder auf ihre Gültigkeit überprüfen kann und andererseits auch Personen im Test-Prozess identifizieren und Missbrauch melden kann (User- und Admin-seitig). Auch die Stichproben-Kontrollen werden laufend erweitert.

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