Bitcoin im Höheflug:

„Nur in Bereichen sinnvoll, wo Vertrauen fehlt“

Wirtschaft
18.10.2021 11:45

Bitcoin ist beinahe wieder auf seinem Allzeithoch vom April 2021, in den letzten vier Monaten ist der Wert der Kryptowährung um das Doppelte gestiegen. Dennoch: Bitcoin und andere Kryptowährungen schwanken enorm stark, für schwache Nerven sind es die falschen Investitionen. Wird sich das langfristig einpendeln - und werden wir irgendwann im Supermarkt mit Krypto-Geld zahlen? Paul Pichler forscht am Institut für Volkswirtschaft an der Universität Wien zu Kryptowährungen und klärt im Gespräch mit Damita Pressl auf.

„Als Währung würde ich Bitcoin und andere Kryptowährungen nicht bezeichnen“, so der Ökonom. Kryptowährungen seien kein Geld, weil sie die Eigenschaften, die Geld aufweisen muss, nicht gut erfüllen - darunter möglichst große Stabilität der Kaufkraft, eine breite Akzeptanz als Zahlungsmittel, und Preise, die in der jeweiligen Währung gekennzeichnet sind. Aber was hat es dann mit Bitcoin auf sich? „Im Wesentlichen sind es so etwas wie digitale Münzen, die man in elektronischen Geldbörsen aufbewahren und leicht versenden kann. Das ist der Vorteil.“

Dabei garantieren die kryptografischen Eigenschaften eine gewisse Sicherheit: die digitalen Münzen sind fälschungssicher, und „man kann sicherstellen, dass diese digitale Münze von jemandem kommt, dem sie vorher auch wirklich gehört hat.“ Ihr Wert hänge aber primär mit unseren Erwartungen und unserem Vertrauen in Kryptowährungen zusammen. „Daraus erklären sich auch die starken Schwankungen, weil es niemanden gibt, der garantiert, dass man sich mit einer Münze ein gewisses Produkt kaufen kann. Bei normalem Geld garantiert der Staat, dass man mit den Münzen und Scheinen seine Steuern zahlen kann.“

Die Technologie hinter Bitcoin ist die Blockchain, „eine speziell aufgebaute Datenbank“, sagt Pichler. Einträge werden hier der Reihe nach vorgenommen, „bei jedem neuen Eintrag überprüfen die Teilnehmer am Blockchain-Netzwerk aufs Neue, ob die Einträge auch korrekt sind. Im wesentlichen ist es ein fälschungssicheres Register.“ Das heißt: alles, was man in einer Datenbank abspeichern kann, kann man auch in einer Blockchain abspeichern, etwa das Grundbuch oder andere Vermögenstitel. „Sinnvoll ist das nur dann, wenn es niemanden anderen gibt, dem man vertrauen kann, dass er darauf achtet, dass die Einträge stimmen“.

Damit ergeben sich für Pichler auch die Anwendungsbereiche der Zukunft: „In allen Bereichen, wo Vertrauen fehlt. In einer gut entwickelten Demokratie wie in Europa gibt es wenige solche Bereiche, weil es oft den Staat gibt, dem man als Akteur vertraut.“ In Entwicklungsländern etwa, wo das Vertrauen in den Staat fehlt oder die eigene Währung große Probleme hat, können Kryptowährungen und Blockchain-Anwendungen eine Alternative darstellen. Der geplante digitale Euro hingegen muss keine Kryptowährung werden: „Wir wissen noch nicht, wie die Technologie dahinter aussehen wird.“

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