Skandal in Deutschland

Holocaustleugner wurde in jüdischem Grab bestattet

Ausland
12.10.2021 09:26

Der Holocaustleugner Henry Hafenmayer hat - knapp zwei Monate nach seinem Ableben - noch einmal für einen Skandal in Deutschland gesorgt: Der Neonazi wurde ausgerechnet im Grab eines jüdischen Wissenschaftlers bestattet. Die Beisetzung der Urne auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf gestaltete sich wie ein Szenetreffen von Neonazis. Einige der Trauergäste wurden laut „Recherchenetzwerk Berlin“ bereits wegen Volksverhetzung  verurteilt. Die evangelische Kirche, die den Friedhof leitet, teilte mit, diesen „Fehler“ derzeit zu prüfen.

Hafenmayer war Mitte August nach längerer Krankheit im Alter von 49 Jahren gestorben. Nun wurde er bestattet: Ausgerechnet in einer ehemals jüdischen Grabstätte, wo zuvor der Musikwissenschaftler Max Friedlaender (1852-1934) seine letzte Ruhe gefunden hatte. Die Plattformen „blick nach rechts“ und „Recherchenetzwerk Berlin“ haben den Skandal aufgedeckt.

„Offensichtliche und schamlose Provokation der Neonazis"
Der Grabstein Friedlaenders wurde für die Beisetzung des Neonazis mit einem schwarzen Tuch abgedeckt, davor hing ein Bild Hafenmayers. Die Grabstelle wurden mit Kränzen mit Grabschleifen in den Reichsfarben und aufgedruckten eisernen Kreuzen geschmückt - die „Bild“ spricht von einer „offensichtlichen und schamlosen Provokation der Neonazis“. Auf Twitter schrieben Sympathisanten Hafenmayers, dieser sei „ein Vorbild für alle kommenden Generationen und sein Kampf für Deutschland und die Zukunft unseres Volkes war beispielhaft“. Kritiker prangerten an, dass die Antisemiten „ungestört auch die Friedhofskapelle in einen Ort der neonazistischen Heldenverehrung verwandeln“ konnten. 

Bekannter Neonazi Horst Mahler hielt Grabrede
Viele Größen der Neonazi-Szene waren bei der Beisetzung dabei: Unter den 50 Trauergästen befand sich beispielsweise Horst Mahler, der wegen Volksverhetzung Jahre lang hinter Gittern saß. Der 85-Jährige soll eine Grabrede gehalten haben. Das Schauspiel wurde von der Exekutive geschützt. Die evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hatte die Beerdigung gestattet und begründete diesen Schritt folgendermaßen: „Leitend ist der Grundsatz, dass jeder Mensch ein Anrecht auf eine letzte Ruhestätte hat.“

Patenschaft für Grabstätte ermöglichte Beisetzung des Holocaustleugners
Auf Nachfrage erklärte eine Sprecherin der Kirche der „Bild“: „Der erste Grabstättenwunsch ist von der Friedhofsleitung abgelehnt worden. Trotzdem war auch die Auswahl der ehemaligen Grabstätte Max Friedländers ein Fehler. Diesen Fehler prüfen wir zurzeit.“ Auf dem Friedhof kann man Patenschaften für historische Grabstätten abschließen - die Paten übernehmen dann die Instandhaltung der bedeutenden Grabmäler. Im Gegenzug erhält man das Recht, sich dann dort beisetzen zu lassen.

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