Globale Erwärmung

Zwei Grad mehr erhöhen Gefahren durch Wirbelstürme

Wissenschaft
27.09.2021 17:00

Eine globale Erwärmung von zwei Grad Celsius könnte laut einer neuen Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) dazu führen, dass im Vergleich zu einer Erwärmung um ein Grad weltweit 25 Prozent mehr Menschen durch tropische Wirbelstürme gefährdet werden. In Verbindung mit dem Bevölkerungswachstum könne dieser Wert bis 2050 sogar auf rund 40 Prozent steigen, teilte das PIK am Montag mit.

„Da die Weltbevölkerung Studien zufolge Mitte des Jahrhunderts ihren Höchststand erreichen wird, wären aufgrund des Klimawandels gleichzeitig mehr Menschen von intensiveren Wirbelstürmen betroffen - diese größere Bevölkerung wird einem höheren Risiko ausgesetzt“, erklärte der Leitautor der im Fachjournal „Nature Climate Change“ veröffentlichten Studie, der Wissenschaftler Tobias Geiger vom PIK und vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Insofern sei auch der Zeitfaktor bei der Begrenzung der Erwärmung entscheidend.

150 Millionen Menschen von Stürmen bedroht
Schon heute gehörten Wirbelstürme und Taifune zu den schlimmsten Naturkatastrophen weltweit und bedrohten potenziell etwa 150 Millionen Menschen pro Jahr, heißt es in der Studie. Dass diese Zahl durch den Klimawandel ansteigen wird, ist den beteiligten Forschern zufolge bei einer Erwärmung um zwei Grad unvermeidlich. „Wenn wir Treibhausgasemissionen rasch reduzieren und erst im Jahr 2100 eine globale Erwärmung von zwei Grad Celsius erreichen, würde dies den Anstieg der durch Wirbelstürme gefährdeten Menschen auf 20 Prozent begrenzen“, betonte Geiger.

Für die Studie wurden Bevölkerungsmodelle berücksichtigt, die bis zum Jahr 2100 wieder eine weltweit abnehmende Bevölkerung in Gebieten mit Zyklongefahr vorhersagen. Dies würde die zusätzliche Belastung durch Erwärmung teilweise kompensieren, erklärte Geiger.

Wirbelsturm-Risiko für USA verdoppelt sich
„Unser Modell zeigt im Detail, dass im Jahr 2050 alle Länder, in denen das Wirbelsturmrisiko hoch ist, mit einem Anstieg der Betroffenheit rechnen müssen“, erklärte dazu auch der PIK-Forscher Johannes Gütschow. In einigen ostafrikanischen Ländern könne diese Zunahme fast 300 Prozent ausmachen, in den USA bis zu 100 Prozent. Auch die Arabische Halbinsel müsse mit einem starken Anstieg des Wirbelsturmrisikos rechnen.

Die Experten fordern daher eine Überarbeitung der nationalen Klimaziele im Rahmen des Pariser Abkommens bereits auf der UN-Konferenz im November in Glasgow. Nach den bisher vorliegenden, für das Erreichen der Klimaziele unzureichenden Zusagen zur Verringerung der Emissionen würde „die Zahl der Menschen, die von Wirbelstürmen bedroht sind, im Laufe des Jahrhunderts weiter ansteigen, zum Beispiel in den von Hurrikanen gefährdeten Regionen der USA“, warnte PIK-Forscherin Katja Frieler.

Deutlich günstiger wäre dagegen der Studie zufolge die Entwicklung, wenn es gelänge, die Erderwärmung wie angestrebt auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dies könnte „kumulativ über 1,8 Milliarden Menschen bis zum Ende dieses Jahrhunderts vor der Gefährdung durch tropische Wirbelstürme schützen, verglichen mit der Erwärmung unter den derzeit vorgeschlagenen Emissionsreduktionen“, erklärte Frieler. „Es ist also höchste Zeit, die Treibhausgasemissionen schnell zu reduzieren, um so viele Menschen wie möglich zu schützen“, hob die Forscherin hervor.

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