So wird die Show

ABBA: Das Pop-Comeback des Jahrhunderts

Musik
12.09.2021 16:00

40 Jahre mussten Fans der schwedischen Pop-Legenden ABBA auf ein Comeback warten, das viele gar nicht mehr für möglich hielten. Mit den Avatar-Konzerten führt das Quartett die Popmusik in die Zukunft.

(Bild: kmm)

Die finanzielle Spitze der ABBA-Mania war vor gut 20 Jahren erreicht. Ein amerikanisch-britisches Konsortium bot den schwedischen Pop-Legenden im Jahr 2000 angeblich eine Milliarde Dollar, damit Benny Andersson, Björn Ulvaeus, Agnetha Fältskog und Anni-Frid Lyngstad für 100 Konzerte wieder gemeinsam die Bühne entern würden. Benny und Björn, die Masterminds und Sprachrohre der Band, sagten mit der Begründung ab, dass doch gerade der beständige Verzicht auf ein Comeback ein wichtiger Baustein des immerwährenden Erfolges sei.

21 Jahre später revolutionieren ABBA die gesamte Pop-Welt dann doch mit dem Comeback des Jahrhunderts. Zwei neue Songs, noch ein paar weitere auf dem Anfang November erscheinenden Studioalbum „Voyage“ und eine prestigeträchtige Tour ab 2022 lösten eine ABBA-Mania aus, wie man sie zuletzt vor vier Dekaden bemerkte. Die Band mit der vielleicht größten Pop-Vergangenheit spricht in der Gegenwart von einer fruchtbaren Zukunft - dieser Magie kann sich niemand entziehen. Noch nicht einmal jene, denen die oftmals schlageresken Hits des nordischen Quartetts zeitlebens zu seicht waren.

Vorhang auf für die ABBAtare
Auch wenn die beiden neuen Songs „I Still Have Faith In You“ und „Don’t Shut Me Down“ bereits die Streaming-Zahlen explodieren lassen und von der globalen ABBA-Community bis ins letzte Detail analysiert werden - die wahre Sensation ist das Live-Comeback. Die Schweden werden dafür nämlich nicht mehr selbst auf die Bühne gehen, sondern in Form von passgenauen Avataren (bzw. „ABBAtaren“) für Begeisterung sorgen. Damit öffnet die progressive Kultband die Pforten zum Konzerterlebnis der digitalen Zukunft.

Der Clou an der Sache - im Gegensatz zu bereits veranstalteten Hologramm-Konzerten von Elvis Presley, Whitney Houston oder Roy Orbison gibt sich das ABBA-Team nicht mit bloßen Projektionen zufrieden. In akribisch genauer Detailarbeit wurde monatelang an den vier „ABBAtaren“ gearbeitet. Jede Emotion und jede Bewegung der Originalmitglieder wurde eingefangen, von rund 160 Kameras aufgezeichnet und mit der allerneuesten Motion-Capture- und Performance-Technik in London umgesetzt. Ein 850-köpfiges Team hat sich der einzigartigen Sache angenommen und nichts dem Zufall überlassen. Wie das Ergebnis aussieht? Das bleibt spannend.

„Wir brechen damit in unbekannte Gewässer auf“, lässt die Band dazu in einem Statement wissen, „wir setzen auf unsere jüngeren Ichs, um in die Zukunft aufzubrechen. Es ist gar nicht so einfach, das zu erklären, aber das hat ja auch noch keiner vor uns gemacht.“ Um ein solches Unterfangen akkurat wiedergeben zu können, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Aus diesem Grund wird im Londoner Queen Elizabeth Olympic Park eine eigene „ABBA-Arena“ gebaut, die 3000 Menschen Platz bietet und ab 27.5.2022 die große „Voyage“-Avatar-Liveshow inszeniert.

Beim Hype um die legendären Musiker ist es kein Wunder, dass die ersten Events schon zu Verkaufsstart vergangenen Dienstag restlos ausverkauft waren. Montags, donnerstags und freitags gibt es jeweils eine Abendvorstellung, Samstag und Sonntag zusätzlich eine am Nachmittag.

Die vier Avatare wurden den ABBA von 1979 nachempfunden, als sie im absoluten Zenit ihrer bahnbrechenden Karriere standen. Für jedes einzelne Detail und jede Bewegung standen die echten ABBA-Mitglieder im Vorfeld Pate. „Ihr seht uns, es sind wir“, lacht Benny Andersson und weist damit auf die detailgetreue Umsetzung im virtuellen Kontext hin. Bei den „Voyage“-Konzerten in London werden die digitalen Popstars von einer zehnköpfigen Band aus Fleisch und Blut unterstützt.

Das Tor zur Zukunft
Medienwirksam spricht die Band in ihren Presseaussendungen davon, dass sie 40 Jahre lang auf dieses revolutionäre Konzertereignis hingearbeitet habe. Das ist natürlich nur bedingt richtig, denn obschon immer wieder Gerüchte über neue Songs, ein etwaiges Album und eine Reunion auftauchten, konnten selbst hartgesottene ABBA-Hardliner nicht damit rechnen, dass ihre Lieblinge nach vier Dekaden tatsächlich wieder auf der Bildfläche erscheinen würden.

Band-Promoter Thomas Johansson sieht in der Mischung aus Konzert, Musical und Las-Vegas-Revue die Zukunft der Popmusik, wie er in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ unlängst bekannt gab. Sie hätten damit eine „völlig neue Form gefunden, wie Live-Konzerte in Zukunft aussehen könnten“. Die Herangehensweise von ABBA an ihre Live-Zukunft stößt auf ambivalente Reaktionen, doch auch außerhalb des treu ergebenen Fanlagers scheinen sich Sympathisanten und Interessierte mit dem mutigen Konzept anfreunden zu können.

Für ABBA war die Mitwirkung an diesem revolutionären Konzept die Hauptmotivation für das Comeback. Durch die endlosen finanziellen Möglichkeiten, die Liebe ihrer treuen Fans und den gut gewählten Verkündungszeitpunkt haben Benny, Björn, Agnetha und Frida die Möglichkeit, mit den „Voyage“-Shows die gesamte Popwelt in ungeahnte Sphären zu leiten. Die digitalen ABBA werden in die physische Welt transformiert und setzen damit einen Markstein für etwaige Epigonen. Die Unterhaltungsindustrie kommt der sprichwörtlichen „Unsterblichkeit“ legendärer Künstler immer näher.

Die ABBA-Musiker selbst werden sich Ende Mai 2022 gemütlich zurücklehnen und ihren jungen Alter Egos bei der Arbeit zusehen. Als vielleicht größte, aber sicher revolutionärste Popband aller Zeiten.

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