Im Porträt

Verdiente Pension: Zweimal die ganze Welt umrundet

Vorarlberg
13.07.2021 17:55

Vergangene Woche ging Bauhof-Mitarbeiter Cetinkaya Karabay in Pension - nachdem er während seiner Zeit als Straßenkehrer in Bregenz den Erdball zweimal umrundet hat.

Wie sehr der sympathische Neo-Pensionist seinen Job als im Bauhof Bregenz schätzte und liebte, zeigt schon die Tatsache, dass er Bürgermeister Michael Ritsch bat, sein auffälliges oranges Arbeitsgewand der schönen Erinnerungen wegen behalten zu dürfen. „Sehr gern“, sprach das Bregenzer Stadtoberhaupt, „denn mit Herrn Karabay verlieren wir einen unserer verlässlichsten Mitarbeiter“.

Das ist eigentlich eine Untertreibung: „Seit meinem Arbeitsantritt in Vorarlberg habe ich keinen einzigen Tag gefehlt - sei es wegen Krankheit oder aus sonstigen Gründen“, berichtet der 1955 Geborene stolz. Wie viele seiner Landsleute zog er bereits mit 17 Jahren aus seiner Heimat nach Österreich: „Wir fanden in der ländlichen Türkei einfach keine Arbeit und hier wurden dringend Arbeitskräfte gesucht. Am 25. September 1972 kam ich an einem Donnerstag in Bregenz an und am Montag darauf begann ich zu arbeiten!“

Zitat Icon

Seit meinem Arbeitsantritt in Vorarlberg habe ich keinen einzigen Tag gefehlt - sei es wegen Krankheit oder aus sonstigen Gründen.

Cetinkaya Karabay

Das tat er - ohne einen Arbeitstag auszulassen - bis vergangenen Woche. Erst bei der „Maggi“, dann bei „Schöller“ und schließlich stolze 17 Jahre bei der Stadt Bregenz, wo er als Straßenkehrer ein oft und gern gesehenes Gesicht in der Innenstadt war.

„Die Bregenzer City war mein Revier“
In dieser Zeit hat er eine Menge gekehrt und aufgeräumt, vieles gefunden („Schmuck und Geldtaschen brachte ich zum Fundamt, tote Vögel oder Katzen zum Bauhof“) und den Wandel betreffend der Abfallentsorgung erlebt. „Früher wurde nicht getrennt, was wir natürlich seit jeher machen, und alles einfach in die Eimer geworfen. Jetzt ist das besser, aber seit Corona hat der Müll wieder zugenommen - ich hoffe für meine Nachfolger, dass er bald weniger wird.“ Das Einzige, was den gelassenen Mann wirklich ärgert, waren und sind Hundehaufen, die, allen „Kotbeuteln“ zum Trotz, leider nie weniger wurden.

„Die Bregenzer City war mein Revier, und im Laufe der Zeit schloss ich bei meiner immer gleichen Tour viele nette Bekanntschaften“, erzählt der im Vorkloster lebende Cetinkaya. Wobei seine „Tour“ tagtäglich immerhin 25 Kilometer lang war, was rund 5000 Kilometer pro Jahr bedeutet. Somit hat er im Laufe seiner Arbeit für saubere Bregenzer Straßen die Erde mehr als zweimal umrundet - egal, ob bei sengender Hitze, Regen oder Frost („Es ist übrigens auch in der Türkei im Winter bitterkalt!“).

Nicht kühl, sondern sehr freundlich fühlte er sich seit jeher im Ländle auf- und angenommen, weshalb er auch die Pension mit seiner Gattin in Vorarlberg verbringen wird. „Ich genieße nun die Freizeit. Meine Lieblingsbeschäftigung ist das Wandern.“ In diesem Sinne - auf eine weitere Erdumrundung, lieber Cetinkaya!

Raimund Jäger
Raimund Jäger
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Vorarlberg Wetter
5° / 10°
einzelne Regenschauer
7° / 12°
leichter Regen
8° / 12°
leichter Regen
7° / 12°
leichter Regen



Kostenlose Spielechevron_right
Vorteilsweltchevron_right