Sein Werk gehört zum Kanon der deutschsprachigen Unterhaltung, seine aussterbende Kunst des umfassenden Entertainments unterhielt am Ende seiner Karriere bereits drei Generationen: Peter Alexander begeisterte sein Publikum in über 50 Filmen, 40 TV-Shows und 600 Gastauftritten, zahlreichen Theaterrollen und rund 120 Platten. Und er war einer der wenigen österreichischen Künstler, die weit über die Grenzen Bekanntheit und Beliebtheit genießen.
Zu seinen legendären Shows zählen "Ein Wiener in Paris", "Peter Alexander präsentiert Spezialitäten", bis zur letzten "Peter Alexander Show" 1995 mit Stargästen wie Montserrat Caballe und Liza Minelli, und danach, als allerletzte Show "Was sind schon 70 Jahre?" 1996. Und Showlegende Alexander sorgte auch mit 80 noch für Verkaufsrekorde. Mit der zu seinem runden Geburtstag im Jahr 2006 bei Sony/BMG erschienenen Jubiläums-Doppel-CD "Herzlichen Glückwunsch!" erreichte er erstmals nach 35 Jahren wieder die Spitze der Charts und die erste Folge der Peter-Alexander-DVD-Kollektion "Herzlichen Glückwunsch! Die schönsten Show-Momente" verzeichnete binnen kurzer Zeit Goldstatus. Auch seine Biografie "Peter Alexander. 'Das Leben ist lebenswert'" führte die Bestseller-Listen an.
Vom Medizinstudium zur Showbiz-Karriere
Peter Alexander Neumayer, am 30. Juni 1926 in Wien als Sohn eines Bankbeamten geboren, tauschte rasch das nach einjähriger britischer Kriegsgefangenschaft begonnene Medizinstudium gegen eine Schauspiel-Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar, die er 1948 abschloss. Als jugendlicher Komiker schlug er sich in kleinen Rollen in Operetten und Lustspielen am Wiener Bürgertheater durch, spielte im Kabarett und beim Sender Rot-Weiß-Rot, bis er 1952 sein Glück als Schlagersänger versuchte.
Schon sein erstes Lied "Die Beine der Dolores" wurde ein voller Erfolg. 1952 heiratete er seine große Liebe, die Schauspielerin Hilde Haagen, die ihre Karriere aufgab, um künftig jene ihres Mannes zu managen. Franz Antel holte den Hitparaden-Stürmer 1954 mit "Verliebte Leute" zum Film. Es folgten "Liebe, Tanz und 1000 Schlager" und "Bonjour, Kathrin" mit Caterina Valente, "Kriminaltango" mit Vivi Bach oder "Im weißen Rössl" mit Waltraut Haas, "Graf Bobby, der Schrecken des Wilden Westens" mit Gunther Philipp und "Hauptsache Ferien" mit Christiane Hörbiger. Mit Operettenfilmen wie "Hochzeitsnacht im Paradies" oder "Die lustige Witwe" eroberte er weitere Publikumsschichten und den Ruf eines Großmeisters des Wiener Charme und Schmäh.
Bald der "Gigant des Showbusiness"
Im Fernsehen etablierte sich der Entertainer endgültig als Superstar. Ab 1969 hatte er eine eigene TV-Show, "Peter Alexanders Wunschkonzert" des Jahres 1973 erreichte mit 79 Prozent Einschaltquoten deutschen Rekord. Auch in Österreich war der "Gigant des Showbusiness", wie Rudi Carell ihn nannte, mit seinen Shows ein sicherer Publikumsmagnet. Als verschmitzter Lausbub mit dem charakteristischen, ein wenig schüchternen Samtblick hat "Peter der Große" das Kunststück fertig gebracht, sich über Jahrzehnte als Spitzenstar der deutschsprachigen Unterhaltungsbranche zu behaupten - am Schlagerhimmel der 50er-Jahre, als Filmzugpferd in den 60er Jahren und später als Rekordhalter der Fernseh-Einschaltquoten.
Ab den 90er-Jahren wollte er leiser treten
Schon lange vor Thomas Gottschalk schaffte es Alexander, wirkliche Stars in seinen Fernseh-Shows begrüßen zu können. Dazu gehörten Mireille Mathieu, Milva, Agnes Baltsa und Placido Domingo. Auch Gilbert Becaud, Barry Manilow, Tom Jones, Johnny Cash, Richard Chamberlain, Montserrat Caballe und Liza Minelli waren bei ihm. Die beiden Diven sangen mit ihm in der allerletzten Peter Alexander Show 1995, der nur mehr ein ORF-Geburtstagsspecial im Juni 1996 folgte: "Was sind schon siebzig Jahre?". Aus der zum gewohnten Weihnachtstermin 1996 geplanten Show wurde erstmals nichts. Es kam keine Einigung mit dem ORF zustande, aber der Altmeister wollte sowieso etwas leiser treten.
Drei Jahre später kündigte der Pensionist Alexander sein Comeback in Form einer großen TV-Show im Jahr 2000 an, die allerdings auch nicht realisiert wurde. Überhaupt gefiel dem Fernsehstar die Entwicklung des Mediums immer weniger: "Das Fernsehen ist so brutal, ordinär und billig geworden. In wenigen Jahren sind so ziemlich alle Tabus gefallen, und der gute Geschmack ist auf der Strecke geblieben", meinte Alexander in einem Interview 2001. Auch zu seinem 75. Geburtstag erfreute er die Fans mit keiner neuen Show mehr. Ehefrau und Managerin Hilde, liebevoll Schnurrdiburr genannt, empfand die angebotenen Drehbücher als zu schlecht, wie es hieß. Auch seiner ORF-Geburtstagsshow "Die Traumschiffgala: Zum 80. Geburtstag von Peter Alexander" blieb der Entertainer fern und bedankte sich lediglich in einer Videozuspielung.
Sein größter Wunsch war es, "wenn es Zeit ist, vor Schnurrdiburr zu gehen", wie er einmal sagte. 2003 erlag seine Ehefrau den Spätfolgen eines Oberschenkelhalsbruches. Daraufhin zog sich Alexander, der in Wien lebte, ganz zurück. Als letzten Schicksalsschlag musste Peter Alexander schließlich vor zwei Jahren den Tod seiner Tochter Susanne Neumayer-Haindinger hinnehmen, die bei einem Autounfall in Thailand starb.
"Großer Wiener, großer Österreicher"
Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SP) hat sich über die Nachricht vom Tod von Peter Alexander "tief betroffen" geäußert: "Peter Alexander war ein großer Wiener, ein großer Österreicher und ein großer Entertainer", hieß es am Sonntag. "Er hat viele Generationen mit seinem unvergleichlichen Humor und Können unterhalten und ihnen Freude bereitet. Zurecht war er Zeit seines Lebens einer der beim Publikum beliebtesten Künstler des Landes. Österreich verliert einen bedeutenden Entertainer und großen Menschen."
Bundeskanzler Werner Faymann zeigte sich am Sonntagvormittag in einer Aussendung "betroffen" über den Tod "von Schauspieler, Sänger und Fernsehlegende Peter Alexander". Er habe "als Künstler über Generationen den Menschen Freude bereitet - im Inland und im Ausland. Er war mit seinem Talent und seiner Vielseitigkeit über alle Grenzen hinweg das Gesicht Österreichs", so Faymann.
Seit "den Jahren des Wiederaufbaus bis zu seinem Rückzug von der Bühne" habe er auf "seine spezielle Art unterhalten" und die "tragische Zeit" schwerer persönlicher Schicksalsschläge in seinen letzten Lebensjahren "mit bemerkenswerter Würde durchlebt". Der Bundeskanzler sprach den Verwandten und Freunden Peter Alexanders im Namen der Bundesregierung seine "tiefe Anteilnahme" aus.
Als "in jeder Hinsicht vorbildlichen Künstler" würdigte auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache den Verstorbenen. "Der Tod Peter Alexanders macht mich genau wie Millionen Österreicher tief betroffen." Alexander habe es wie kein Zweiter verstanden, "die Menschen mit Charme und Schmäh auf eine höchst niveauvolle Weise zu unterhalten. Er verkörperte die Wiener Kultur - mit ihm stirbt ein großer Botschafter der charakteristischen Wiener Lebensart".
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