Nach Tadschikistan

Afghanische Soldaten flüchten vor den Taliban

Ausland
07.07.2021 06:00

Sie flohen in Scharen vor den Taliban: Mehr als 1000 Mitglieder der Regierungstruppen Afghanistans flüchteten vor den Kämpfen mit den Radikalislamisten über die Grenze nach Tadschikistan. Dort hat der Staatspräsident Rachmon nun ebenfalls die Streitkräfte zum verstärkten Grenzschutz mobilisiert.

Nach heftigen Kämpfen zwischen der afghanischen Armee und den radikalislamischen Taliban hatten 1037 Soldaten die Grenze überquert, „um ihr Leben zu retten“, wie das tadschikische Komitee für nationale Sicherheit mitteilte. „Unter Berücksichtigung des Prinzips guter Nachbarschaft“ sowie der „Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten Afghanistans“ sei den Soldaten der Grenzübertritt gestattet worden.

Tadschikistan mobilisiert 20.000 Reservisten zum Schutz der Grenze
Angesichts der anhaltenden Kämpfe in Afghanistan zwischen Sicherheitskräften und den Islamisten mobilisiert das Nachbarland Tadschikistan 20.000 Militärreservisten zum Schutz der Grenze. Die Taliban hätten „volle Kontrolle“ über sechs Bezirke in der Provinz Badakshan im Nordosten Afghanistans erlangt. Schon vor einigen Wochen sind die wichtigsten Grenzposten zu Tadschikistan in die Hände der radikalislamischen Terrormiliz gefallen.

Afghanische Armee kündigte Gegenoffensive an
Die afghanische Armee kündigte am Dienstag eine Gegenoffensive im Norden des Landes an. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wollen sich die Regierungstruppen darauf konzentrieren, größere Städte, wichtige Straßen und Grenzposten zu sichern.

Kommentar: „Der Westen hat versagt!“
Aufgrund des schrecklichen Falles gibt es in Österreich derzeit kaum ein Thema, das für mehr Aufregung sorgt, als die Abschiebung straffällig gewordener Migranten nach Afghanistan. Eine verständlicherweise sehr emotionalisierte Diskussion.

Parallel wird in Deutschland darüber gestritten, was Berlin unternehmen müsste, um jene Afghanen in Sicherheit zu bringen, die mit ausländischen Militärs kooperiert haben und sich deshalb nach dem Abzug der ausländischen Truppen in Lebensgefahr befinden könnten. Denn mit jedem NATO-Soldaten, der das Land am Hindukusch verlässt, rücken die radikal-islamischen Taliban ein Stück weiter vor. Bezirk um Bezirk erobern sie zurück. Die afghanische Regierung hat jetzt eine Großoffensive im Norden des Landes angekündigt, um den Vormarsch der Steinzeitislamisten zu stoppen. Ob das gelingen kann, erscheint aber mehr als zweifelhaft.

Abdullah Abdullah, seit Jahrzehnten eine Politgröße in Afghanistan und derzeit zuständig für Verhandlungen mit den Taliban, sieht die Zukunft sehr pessimistisch: „Die Wahrheit ist, heute ist das Überleben, die Sicherheit und die Einheit Afghanistans in Gefahr.“ Der Abzug der westlichen Truppen habe dem Land keinen Frieden gebracht, sondern „den Krieg eskaliert“. Der frühere Staatspräsident Hamid Karsai wird im TV-Sender Al-Jazeera noch deutlicher: Der Extremismus in Afghanistan sei heute schlimmer denn je: „Der Westen hat versagt.“ Wir werden das bis Wien spüren ...

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