Vor Italien-Kracher

Prohaska und Co. liebäugeln mit Sensation

EURO 2020 ÖFB
23.06.2021 14:29

Drei österreichische Fußball-Legenden fühlen sich aufgrund ihrer Karrierestationen besonders mit dem italienischen Calcio verbunden. Herbert Prohaska kickte einst für Inter Mailand und AS Roma, Walter Schachner für Cesena, Torino, Pisa und Avellino und Toni Polster für Torino. Alle drei sympathisieren zwar seit Jahrzehnten mit der „Squadra Azzurra“, hoffen aber am Samstag im Londoner Wembley-Stadion auf einen EM-Achtelfinal-Erfolg der österreichischen Mannschaft.

Prohaska reist als ORF-Experte zum Match auf die Insel und wünscht sich, über einen ÖFB-Sieg berichten zu können. Die Chancen dafür seien zwar gering, aber vorhanden, beteuerte der frühere Teamchef gegenüber der APA. „Die Italiener sind Favorit, doch das heißt nicht, dass wir uns fürchten müssen. Wenn wir so eine Leistung wie in der ersten Hälfte gegen die Ukraine über 90 Minuten zusammenbringen, haben wir unsere Möglichkeiten.“

Herbert Prohaska (Bild: GEPA pictures)
Herbert Prohaska

Prohaska verwies auf die imposante italienische Serie von 30 Spielen ohne Niederlage und elf Partien ohne Gegentor. „Das sagt sehr viel aus. Einen wirklich großen Gegner hatten sie bei dieser EM aber noch nicht.“ Wenn auch die wirklich hochkarätigen Kontrahenten bisher fehlten - beeindruckend waren Italiens Leistungen bei der laufenden Endrunde laut Prohaska allemal. „Sie spielen einen attraktiven Fußball, gehen vorne an, spielen Pressing und hören bei 1:0 nicht auf. Das haben sie früher nicht gemacht.“

Mancini Grund für Aufstieg
Der Aufschwung der „Squadra“ nach der verpassten WM 2018 sei vor allem auf Teamchef Roberto Mancini zurückzuführen. „Er hat die Mannschaft verjüngt und eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern gefunden. Außerdem holt er nicht nur Spieler von Topvereinen, sondern zum Beispiel auch drei von Sassuolo. So etwas wäre vor Jahren undenkbar gewesen“, erzählte Prohaska.

Roberto Mancini (Bild: AFP and licensors)
Roberto Mancini

Noch etwas unterscheidet die aktuelle italienische Auswahl von jenen in vergangenen Jahren. „Sie haben keine Superstars, dafür aber auch keine Unruhe“, meinte Prohaska. So wie bei den Italienern ist derzeit auch beim ÖFB-Team praktisch alles eitel Wonne, immerhin gelang erstmalig der Einzug in eine K.o.-Phase. „Für uns ist die Gruppe, wenn man so will, nach Papierform abgelaufen. Ich freue mich riesig, dass wir im Achtelfinale sind, das war aber auch realistisch“, resümierte der 65-jährige Wiener.

„Einmal passiert es“
Auch Schachners Analyse der bisherigen EM-Auftritte Österreichs fiel sachlich-nüchtern aus. „Wir können mehr, als wir bisher gezeigt haben. Vor der EM waren wir sehr unter Druck, weil alle davon ausgegangen sind, dass wir das Achtelfinale erreichen. Jetzt ist der Druck weg und wir können befreit aufspielen“, vermutete der Steirer. Schachner glaubt ebenfalls an die Möglichkeit eines österreichischen Überraschungserfolgs. „Wir haben ein sehr gutes Nationalteam und können den Italienern wehtun, wenn wir unsere Höchstform erreichen.“

Der 64-Jährige hält sich noch bis Freitag mit seiner Frau in Lignano auf, wo er eine Wohnung am Strand besitzt. Zuletzt gab es über die Partie am Samstag intensive Diskussionen mit befreundeten Italienern. „Ich habe ihnen erzählt, dass sie jetzt einmal einen schweren Gegner kriegen“, berichtete Schachner mit einem Schmunzeln. „Ich weiß schon, sie sind 30 Spiele ungeschlagen. Aber einmal passiert‘s.“

Walter Schachner. (Bild: GEPA pictures)
Walter Schachner.

Allerdings vermisst der frühere Angreifer bei den aktuellen ÖFB-Stürmern etwas die Durchschlagskraft. „Im Strafraum fehlt ein richtiger Knipser. Kalajdzic ist dann gut, wenn er viele Flanken bekommt, Gregoritsch ist zwar als Stürmer nominiert, hatte aber seine beste Zeit als hängende Spitze. Und Arnautovic ist für mich kein richtiger Stürmer. Er ist einer, der eher von der Seite oder hängend kommt. Er war ja gegen die Ukraine abgemeldet. Wenn er ganz vorne drin steht, kommt er nicht zur Geltung“, sagte Schachner.

Sasa Kalajdzic (li.) und Michael Gregoritsch (re.) (Bild: APA/ROBERT JAEGER)
Sasa Kalajdzic (li.) und Michael Gregoritsch (re.)

Auch Polster hegt gegenüber der Leistungsfähigkeit von Arnautovic gewisse Zweifel. „Man sieht, dass er noch nicht bei 100 Prozent ist. Gegen die Ukraine ist ihm die Kraft ausgegangen. Ein volles Match hält er noch nicht ganz durch“, meinte der Rekordtorschütze des österreichischen Nationalteams (44 Treffer). Unabhängig davon befinden sich die ÖFB-Kicker gegen Italien laut Polster in einer angenehmen Ausgangsposition. „Sie haben nichts mehr zu verlieren, das Minimalziel ist erreicht. Jetzt müssen sie noch einmal alles mobilisieren, denn in einem Spiel ist immer alles möglich.“ Der vierfache Weltmeister sei zwar der klare Favorit, „aber die müssen uns erst einmal schlagen“. Topfavorit auf den EM-Titel ist für Polster nach wie vor Weltmeister Frankreich.

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(Bild: KMM)



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