Bald auf Disney+

„Luca“: Eine Parabel auf den Wert der Freundschaft

Kino
16.06.2021 18:00

Zwei beste Freunde wandeln zwischen den Formen und versuchen im Meer und auf dem Land einen Platz für sich und ihre Wünsche zu finden. Pixars neuer Streich „Luca“ ist ein kurzweiliger, humoriger und wundervoller Film voll Liebe, Toleranz und sommerlicher Wärme.

In den Tiefen des Mittelmeers lässt es sich als Seemonster wunderbar aushalten. Luca Paguro ist ein solches „Ungeheuer“ im Teenager-Alter, das tagsüber wie ein Hirte Fische hütet, sich vor den menschlichen Landmonstern versteckt und daheim den ganz normalen Wahnsinn zwischen einer protektiven Mutter, einem lethargisch-liebenswerten Vater und ihn stets helfend zur Seite stehenden Oma erlebt. Alles würde seinen gewohnten Gang gehen, wäre da nicht die unbändige Neugierde zur Wasseroberfläche und der Wunsch, sich endlich außerhalb der Meereswelt umzusehen. Dort lauern aber die bösen Fischer und Seemonsterjäger, weshalb die gewünschte Entdeckungsreise von Frau Mama strikt verboten wird.

(Bild: Walt Disney Company/Pixar)

Freundschaftsparabel
Kumpel Alberto lässt sich von den Gefahren der „Oberwelt“ aber nicht einschüchtern und führt Luca hinauf an die Bucht der Riviera, wo sich die beiden flugs in Menschen verwandeln. Nach überstandenem Schock entdecken die beiden in einem verlassenen Baumhaus ein Poster von einer Vespa und entwickeln prompt ein neues Lebensziel: mit dem motorisierten Kultgefährt Freiheit zu verspüren und damit die unendlichen Weiten der Welt zu entdecken. Auf dem Weg dorthin landen sie in der malerischen Hafenstadt Porto Rosso, wo sie auf die kecke Giulia, ihren Seemonster-hassenden, aber herzensguten Vater und einen schnöseligen Vespa-Fahrer treffen. Aus dem großen Ziel, mit einer Vespa um die Welt zu fahren entwickelt sich eine familientaugliche und feinsinnige Parabel über Freundschaft, Toleranz und Familienliebe, wie sie nur der Disney-Konzern aus dem Effeff beherrscht.

Knapp ein halbes Jahr nach dem Oscar-prämierten „Soul“ beweist der Konzern einmal mehr, dass man in Zusammenarbeit mit den Pixar-Studios zurecht die absolute Marktführung im Animationssegment hat. Das südländische Dolce Vita, das in bunten und fein ausgearbeiteten Bildern ins Haus geliefert wird, bekommt nicht nur wegen aktuellen Sommers, sondern auch wegen der wiedergewonnenen Freiheit nach den mühseligen Covid-Beschränkungen eine besonders eindringliche Farbe. Luca und Alberto genießen die Sonne des malerischen Südens nicht nur wegen seines Flairs, sondern auch zu ihrer eigenen Sicherheit. Sobald sie nämlich mit Wasser in Berührung kommen, fällt die menschliche Tarnung und sie verwandeln sich wieder zurück in Seemonster. Ein riskantes Unterfangen in einem Dorf voller Misstrauen und einer grassierenden „Wir sind wir“-Mentalität. 

Freundschaft & Toleranz
Regisseur Enrico Casarosa, bekannt als Designer und Storyboard-Artist von Kultwerken wie „Cats“ oder „Ratatouille“, hat mit seinem Langfilmdebüt quasi seine eigene Kindheit animiert. Im Zentrum des Geschehens steht eine unzertrennbare Sandkastenfreundschaft, deren Bande allen Widrigkeiten des Lebens trotzt und die durch nichts zerschnitten werden kann. Dazu steht das Motiv des Seemonsters metaphorisch für das Anderssein. Dafür, dass man sich nicht willkommen und angekommen fühlt und sich Respekt und Liebe der anderen erst erarbeiten muss. Diese scheinbar simplen und doch so wichtigen Themen tragen den Film mit Disney-typischen, allgemeingültigen Familienhumor. Erst am Ende, wo sich natürlich alles in schönem Wohlgefallen auflöst, wird es stellenweise eine Spur zu pathetisch.

(Bild: Walt Disney Company/Pixar)

Grafisch wurde „Luca“ ungewohnt simpel umgesetzt. Casarosa hatte in seiner Inszenierung den Anspruch, den Charme der ganz frühen Animationsfilme mit zeitlosen, allgemeingültigen Themen zu kreuzen. Für die großen Lacher sorgen, wie gewohnt, die Nebencharaktere. Etwa eine das menschliche Versteckspiel durchschauende Katze namens Machiavelli (!) mit Aggressionsproblemen oder Lucas Onkel, ein verfressener und verrückter Tiefseefisch mit krudem Humor. Ein entscheidender Erfolgsfaktor des Films ist sein Gespür für die Unschuld des Vergangenen. Die italienische Küste, die dicke Freundschaft und das sommerliche Gefühl wecken unweigerlich Nostalgiegefühle und animieren zur romantischen Rückschau. Für den einen ist es vielleicht nur der Strandurlaub, der andere fühlt sich in eine Zeit zurückversetzt, als man die Welt noch in kindlicher Unschuld entdecken und einen nichts stoppen konnte.

Coming-Of-Age-Story
Für die Synchronisation sorgen große Namen. Luca Paguro wird im Original vom kanadischen Jungstar Jacob Tremblay gesprochen, Kumpel Alberto von Kinderstar Jack Dylan Grazer und Lucas Mutter Daniela von der großartigen Maya Rudolph. In der deutschen Version leihen Schlagersänger Giovanni Zarrella und sein jüngerer Bruder Stefano dem Dorfrüpel Ercole und seinem Handlanger Ciccio die Stimme. „Luca“ ist eine leichtfüßige und flippige Coming-Of-Age-Story, die mit Warmherzigkeit und Humor zu überzeugen weiß und die Überthemen Liebe, Zwischenmenschlichkeit und Toleranz für das vermeintlich Andersartige berühmt in den Vordergrund stellt. Ein Sommerabenteuer für die Großen, Kleinen und Junggebliebenen, die sich nach der Unschuld ihrer eigenen Kindheit sehnen. Viva la Vita!

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