Schloss Hartheim:

Die Würde des Menschen und der Wert der Lebens

Oberösterreich
26.05.2021 14:00
„Lernen, gedenken, begreifen – das sind die wichtigsten Dinge“, sagt Brigitte Kepplinger. Sie betreut gemeinsam mit dem Historiker Florian Schwanninger den Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim, ein Platz gelebter Verantwortung. Die neue Dauerausstellung „Wert des Lebens“ klammert die Gegenwart nicht aus. Sie steht ab Sonntag allen Interessierten offen.

Die Schuld bleibt groß, die Wunden tief: Während des Nationalsozialismus wurde das einstige Pflegeheim im Schloss Hartheim in Alkoven (Bezirk Eferding) zu einer Euthanasieanstalt. Zwischen 1940 und 1944 wurden hier rund 30.000 Menschen, teils Patienten und Bewohner von psychiatrischen Anstalten und Fürsorgeeinrichtungen, teils auch KZ-Häftlinge, ermordet. „Das ist etwas, was Menschen ersonnen haben“, kommentiert es LH Thomas Stelzer (ÖVP) ungeschönt. Seit 2003 ist das Schloss Hartheim ein vom Land finanzierter „Lern- und Gedenkort“. „Gelebte Verantwortung hat hier Platz bekommen“, wie Stelzer beim Rundgang durch die neue Dauerausstellung „Wert des Lebens. Der Umgang mit den Unbrauchbaren“ betont.

Vom Anfang bis heute
Die beiden Historiker Brigitte Kepplinger und Florian Schwanninger haben die neue Ausstellung entwickelt. Es gibt Bilder, Figuren, historische Dokumente, Dinge zum Angreifen, Hörstationen. Bei allen spürt man vielfältig den Anfängen nach, als die europäische Gesellschaft begann, Menschen als „unbrauchbar“ oder „unwert“ abzuklassifizieren. Fündig wurden die Ausstellungsmacher in der Aufklärung, bei Idealen des Humanismus, später in der Industrialisierung. Grausamer Höhepunkt war die Ideologie des Nationalsozialismus, die zu Zwangssterilisationen behinderter Menschen führte und aus Schloss Hartheim diese erbarmungslose Tötungsanstalt machte.

Schulklassen erst ab Herbst
Die Ausstellung endet hier aber nicht, sondern umfasst auch die Gegenwart. Unter dem Begriff „Eugenik“, der Verbesserung des Erbguts des Menschen, werden Aspekte der Fortpflanzungsmedizin dargestellt, wie Leihmutterschaft oder Klonen. Bilder von Barbie und dem schönen David des Michelangelo leiten auf „Selbstoptimierung“ über. Auch Alter, Sterbehilfe, Demenz werden in der sehenswerten Ausstellung, die ab Sonntag zu besichtigen ist, angesprochen. Mit den aktuellen Coronaregeln sind Rundgänge möglich. Ab Herbst gibt es Angebote für Schulklassen.

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