„Krone“-Praxistest

Vorbild Südtirol: Der Grüne Pass im Einsatz

Ausland
21.05.2021 20:03

Österreich bekommt ihn wohl am 4. Juni, Südtirol hat ihn seit 3. Mai - den Corona-Pass. Die „Krone“ hat in Bozen mit EURAC-Direktor Stephan Ortner gesprochen, der die Idee dazu hatte und auch hinter der Realisierung steht.

Als Modellregion für die flächendeckenden Corona-Tests stand Südtirol schon im internationalen Brennpunkt. Auch beim Corona-Pass hat die nördlichste Provinz Italiens die Nase vorne: Dreieinhalb Wochen sind von der Idee bis zur Umsetzung vergangen. Entwickelt wurde die Bescheinigung, die als „Eintrittskarte“ persönliche Gesundheit attestiert und öffentliche Freiheit garantiert, in Kooperation mit Sanitätsbetrieb und regionaler Gesellschaft für Informationstechnologie (SIAG) am privaten Forschungszentrum EURAC Research in Bozen.

Hier plaudert Direktor Stephan Ortner aus dem coronalen Nähkästchen: „Am Anfang stand die Frage: Wie kommen wir aus dem Dilemma heraus und können den Sommer für alle Aktivitäten retten, die sonst ein zu hohes Risiko darstellen würden? Mit Impfungen und Tests - nirgendwo in Italien wird so viel getestet wie in Südtirol - hatten wir bereits starke Waffen gegen Covid-19. Die Idee, die 3-G (geimpft, getestet, genesen) über den QR-Code nachzuweisen und mittels grünen Häkchens, das für Getestete 72 Stunden gilt, ersichtlich zu machen, ist einfach und effizient“, betont Ortner. Tatsächlich? Die „Krone“ macht den Test.

Der Grüne Pass im „Krone“-Praxistest
Wir besuchen gemeinsam mit EURAC-Mitarbeiter Günther Rautz das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, wo das Corona-Pass-Areal ausgeschildert ist. Die Kontrollperson scannt den QR-Code, ist der Haken grün, steht dem Kunstgenuss nichts mehr im Wege. Als „Testnotare“ bezeichnet Ortner jene Menschen, die für private Betriebe und/oder öffentliche Einrichtungen die Aufgabe übernehmen, den QR-Code abzulesen, der auch in Papierform gilt.

Zitat Icon

Die Idee, die 3-G über QR-Codes nachzuweisen und mittels grünen Häkchens ersichtlich zu machen, ist einfach und effizient.

EURAC-Direktor Stephan Ortner

„Wer kontrollieren darf, liegt in der Verantwortung der Betreiber, hält sich jemand nicht daran, müssen Privatpersonen 400 Euro Strafe zahlen und Betriebe bis zu zehn Tage schließen.“

Wie gut sich kontinuierliches Testen und Corona-Pass verzahnen, zeigt die 7-Tage-Inzidenz: „Vor Start des Passes betrug sie 99, in zwei Wochen ist sie auf 75 gesunken, Tendenz fallend.“ Für den sympathischen Wissenschafter ist die Erklärung einfach: „Wenn ich die Testfrequenz erhöhe und regelmäßig teste, ist das wie mit einer Wasserstandsanzeige, man kann schnell eingreifen, wenn sich etwas tut. In Südtirol gibt es rund 140 Teststationen in allen Gemeinden. Für die meisten Menschen ist das Testen nicht Schikane, sondern Sicherheitsfaktor.“

Plan für Österreich und EU
Dass ein einheitliches System das Reisen in Europa vereinfacht, steht außer Frage. Bedenken gibt es in puncto Datenschutz. Auf EU-Ebene hat man sich geeinigt, ab 1. Juli mit einem digitalen Zertifikat das Reisen zu erleichtern. Über einen QR-Code weist man eine Impfung, eine überstandene Krankheit bzw. einen Test nach. Landesweite zusätzliche Beschränkungen, wie Quarantäne, seien vorgesehen, wenn sie „zum Schutz der öffentlichen Gesundheit notwendig sind“. Das könnte der Fall sein, wenn eine neue Virus-Mutation auftaucht. Die EU empfiehlt die Anerkennung von durch die EMA gebilligten Impfstoffen (Johnson & Johnson, Moderna, Pfizer/BioNTech, AstraZeneca), Länder können weitere anerkennen.

Österreich will mit dem Grünen Pass Anfang Juni starten. Der Beschluss soll kommenden Mittwoch im Nationalrat fallen. Datenschützer kritisieren das österreichische Modell. Ärztekammer und Gemeindebund sprechen vom „unnötigen Datensammeln“. Die Sozialversicherungsträger bemängeln, dass „Umfang sowie Dauer der Datenverarbeitung im Gesetz nicht definiert sind.“ Dieser Passus soll geändert werden, ein neuer Gesetzesentwurf liegt allerdings noch nicht vor. Der geplante Starttermin, so Experten, sei schon aus technischen Gründen unsicher.

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