Adelige Geschichte

Napoleons Urururgroßneffe liebt eine Habsburgerin

Ausland
08.05.2021 06:00

Am 5. Mai jährte sich der Tod des französischen Kaisers und Feldherrn zum 200. Mal. Der Korse bleibt umstritten. Mit dem Haus Habsburg gibt es eine spezielle Geschichte - und Hochzeiten bis in die Gegenwart.

Es ist der 17. Dezember 1793. Die kleine Halbinsel Le Caire an der französischen Mittelmeerküste nahe dem Kriegshafen Toulon, von Briten besetzt, von Franzosen begehrt. Die stürmen, ein Verteidiger sticht mit dem Bajonett auf einen Gegner, einen Major ein. Verletzt ihn. Sein Name: Napoleon Bonaparte. Er überlebt, der Sieg der Franzosen wird seiner Taktik zugeschrieben.

Erst 23, beginnt eine unaufhaltsame Karriere einer der wichtigsten Figuren der Geschichte. Am 5. Mai gedachte man des 200. Todestages des Feldherrn und Kaisers. Des Eroberers und Erneuerers. Zigtausend Bücher sind erschienen über sein kurzes wie intensives Leben, das in zweiter Verbannung 1821 auf der Insel St. Helena endete.

Braut zur Besänftigung
Zu Österreich hatte er ein spezielles Verhältnis. Nach dem Sieg 1809 wurde ihm Marie-Louise, Tochter des Habsburger-Kaisers Franz, als Braut vermittelt. Karl Habsburg, Enkel des letzten österreichischen Kaisers Karl I., sagt: „Napoleon war ein Machtfaktor. Es musste Verbindungen zu ihm geben.“ Eine Heirat sollte den Unersättlichen besänftigen. Napoleon wollte einen Erben. Es wurde einer geboren, nach dem Sturz des Vaters landete er in Wien, wo er 21-jährig verstarb. Napoleon selbst wirkte nachhaltig.

„Ganz Europa wurde auf den Kopf gestellt, neu gestaltet. Aber auch der Nationalismus war eine Konsequenz der Revolution und seines Kindes Napoleon“, sagt Habsburg. Napoleon habe viel Positives bewirkt wie den Code Civil oder durch sein Faible für Wissenschaften, „aber die negativen Auswirkungen für Habsburg überwiegen“. Man musste Niederlagen und Demütigungen einstecken. So schrieb Napoleon an Franz einmal, dieser sei nur Kaiser von seinen Gnaden.

Schlacht für die Ewigkeit
Ein Sieg über Napoleon bleibt bestehen. Erzherzog Karl, Sieger in der Schlacht von Aspern 1809. Er steht in Bronze hoch zu Ross auf dem Heldenplatz. Habsburg: „Der Sieg war überwältigend, man hat gesehen, Napoleon ist nicht unbesiegbar. Wir Österreicher sind nicht unbedingt bekannt für kriegerische Heldentaten, sondern eher für schöne Uniformen.“

Nach der Schlacht sei ein Selbstverständnis entstanden. Doch mit dem Sieg hatte man nicht gerechnet. Man fragte: „Was machen wir jetzt?“ Letztlich nichts Verwertbares. Napoleon siegte wieder und weiter. Bis heute wirke er nach. Auch bei Karl Habsburg selbst. „Frankreich war jahrhundertelang Gegner. Stand immer für eine Art Nationalismus. Nationalismus hat letztlich die Monarchie zerstört und ist das, was mich zu einem überzeugten Europäer macht.“

Der junge Napoleon
Zur napoleonischen Zeit sei die Gegnerschaft noch eine andere gewesen wie zu Beginn des Ersten Weltkriegs. „Wir hatten Hochzeiten mit allen Vertretern aus Frankreich. Das bewährt sich, wie man weiß.“ Tradition bewahrt und erhält das Reich. Doch nicht nur Napoleon I. ehelichte eine Dame aus dem Hause Habsburg, sondern auch der aktuelle offizielle Kopf des Hauses Napoleon. 2019 heiratete Prinz Jean-Christophe Napoléon, ein Urururgroßneffe des Imperators, Olympia von und zu Arco-Zinneberg. Olympia ist eine Urenkelin Kaiser Karls I. und Kaiserin Zitas.

Die Hochzeit fand übrigens im Invalidendom statt. Dort, wo Napoleon die letzte Ruhe fand und Frankreich diese Woche seiner gedachte. Wo sonst Millionen Touristen vorbeischauen. Der kleine Korse war und bleibt anziehend. Für Goethe war er ein „Halbgott“, für andere ein Despot. Die Faszination wird bleiben.

Fakten

  • Napoleon Bonaparte wurde am 15. August 1769 auf Korsika geboren und starb am 5. Mai 1821 auf St. Helena. Er krönte sich 1804 zum Kaiser.
  • Zweite Ehefrau war Marie-Louise von Österreich. Sohn Napoleon Franz Bonaparte starb 1832 in Wien. Marie-Louise war Urenkelin von Maria Theresia sowie Großnichte von Marie Antoinette, die in der Französischen Revolution unter der Guillotine starb. Sein Erbe führte Neffe Napoleon III. weiter.
  • Heute steht der 34-jährige Finanzexperte Jean-Christophe Napoléon an der Spitze des Hauses.
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