Dioxin-Skandal
D: Verseuchtes Schweinefleisch in Betrieb entdeckt
Wie weit der zulässige Grenzwert überschritten wurde, konnte ein Sprecher des Verbraucherschutzministeriums in Hannover am Dienstag nicht sagen. Das Fleisch von mehreren Hundert Mastschweinen sei nach der positiven Probe für nicht verkehrsfähig erklärt worden. Die Tiere seien getötet und entsorgt worden. Bei einem weiteren Betrieb weise das Fleisch eine Kontaminierung um den Grenzwert herum auf, sagte der Ministeriumssprecher.
Bisher war Dioxin in Eiern und im Gewebe von Legehennen nachgewiesen worden. Vorsorglich war über Tausende Höfe eine Handelssperre verhängt worden. Diese wurde für die meisten Betriebe inzwischen wieder aufgehoben.
3.000 Tonnen verseuchtes Fett verkauft
Der betroffene Mastbetrieb in Niedersachsen gehörte den Angaben zufolge zu den Kunden, die mit Futtermitteln des Unternehmens Harles und Jentzsch aus Schleswig-Holstein beliefert wurden. Die Firma steht im Verdacht, 3.000 Tonnen mit Dioxin verseuchtes Futterfett verkauft zu haben, das zu Tierfutter verarbeitet wurde.
Das Dioxin soll in einer Firma im niedersächsischen Bösel in das Futterfett gekommen sein. Das Unternehmen arbeitet als Spedition für Fette, die Futterfettproduktion wurde dort wohl illegal betrieben. Die Firma ist ein Partnerunternehmen von Harles und Jentzsch.
Der niedersächsische Justizminister Bernd Busemann forderte hohe Strafen für die Verantwortlichen. "Nach derzeitigem Stand kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass irgendwelche Dinge fahrlässig stattfanden." Niedersachsen will die Futtermittelproduktion künftig von der von Industriefett trennen und dieses einfärben lassen.
AGES gibt Entwarnung
An der Situation für österreichische Konsumenten hat sich laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) nichts geändert. Angesichts der bekannten Vertriebswege des kontaminierten Futtermittels gebe es keinen Hinweis, dass die betroffenen deutschen Betriebe Waren nach Österreich geliefert hätten.
Bereits im Oktober und November waren im Auftrag des österreichischen Gesundheitsministeriums zahlreiche Lebensmittel wie Eier, Geflügel, Schwein, Kalb, Käse und Fisch von der AGES auf Dioxin getestet worden. "Die Ergebnisse liegen nun druckfrisch vor. Es hat in Österreich keine einzige Grenzwertüberschreitung gegeben", berichtet Sprecher Roland Achatz. Nach dem Auffliegen des deutschen Dioxin-Skandals, aber noch vor dem Fund von kontaminiertem Schweinefleisch in Deutschland, hatten die Lebensmittelbehörden der Bundesländer weitere Schweinefleischproben gezogen, diese werden noch ausgewertet.
EU will jedes Frischfleisch kennzeichnen lassen
Unterdessen werden immer mehr Rufe nach schärferen Regeln bei der Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln laut. Die Europäische Kommission wolle künftig jedes Frischfleisch in Europa kennzeichnen lassen, berichteten die SPÖ-Europaabgeordneten Jörg Leichtfried und Karin Kadenbach am Dienstag.
"Verbraucher könnten dann auch bei Hühner-, Schweine- oder Lammfleisch erkennen, wo der Ursprung liegt. Bisher gilt diese Kennzeichnungspflicht lediglich für Rindfleisch", erläuterte Kadenbach. "Dass die EU-Kommission nun erst in Folge des Dioxin-Skandals tätig wird, ist enttäuschend. Ich hoffe jetzt aber auf eine umso entschiedenere Vorgehensweise", so Leichtfried. FPÖ-Konsumentenschutzsprecher Heinz Hackl will zudem die Einfuhrbestimmungen für Fleisch aus Deutschland verschärft sehen, die Einfuhr von Eiern aus dem Nachbarland solle überhaupt verboten werden.
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