„Animal Hoarding“

„Tierhorter entwickeln Sammeltrieb wie Messis“

Oberösterreich
15.03.2021 11:00

Im Landesgericht Ried wurde eine 35-jährige Frau zu einer bedingten Haftstrafe verurteilt, nachdem sie in einer winzigen Wohnung in Braunau 14 Hunde völlig verwahrlosen lassen hatte. Sie litt an „Animal Hoarding“. Barnabas Strutz, klinischer Psychologe aus Pucking, erklärt das Krankheitsbild.

„Krone“: Was genau ist unter „Animal Hoarding“ zu verstehen?
Barnabas Strutz: Der krankhafte Drang, Tiere zu horten. Gemeint sind Menschen, bei denen die Haltung von Tieren zur Sucht wird und völlig ausufert. Und die dafür weder ausreichend Platz, Zeit, Fachwissen oder Geld haben. Wer eine solche Diagnose hat, gehört unbedingt therapiert.

„Krone“: Welcher Typus Mensch ist besonders gefährdet, daran zu erkranken?
Strutz: Meist sind es Menschen, die schwere Enttäuschungen erleben mussten. Bei denen eine Beziehung in die Brüche gegangen ist oder die beruflich gescheitert sind. Es sind fast immer Personen mit viel Empathie und, wenig Sozialkontakten, die zu wenig Liebe erhalten. Mehrheitlich sind davon Frauen betroffen.

„Krone“: Warum fällt der Fokus ausgerechnet auf Tiere?
Strutz: Weil Tiere nicht enttäuschen und dankbar sind. Solche Leute haben einen ausgeprägten Rettungs- und Muttertrieb, wollen arme Geschöpfe pflegen. Mit der Zeit verlagert sich aber ihre Realitätssensibilität. Sie nehmen ständig neue Tiere auf, entwickeln einen Sammeltrieb ähnlich eines Messis und stürzen ins Chaos. Sie erkennen nicht mehr, dass die vielen Tiere es bei ihnen nicht gut haben, verwahrlosen und krank werden.

„Krone“: Kann man Betroffene erfolgreich therapieren?
Strutz: Das gelingt nur, falls sie Krankheitseinsicht zeigen und erkennen, dass nicht nur sie tierlieb und alle anderen kaltherzig sind.

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