„Ich habe mir gleich gedacht, nicht der Einzige zu sein, der ein Geschenk erhalten hat.“ Die Aussage von Christian Illedits im U-Ausschuss wurde sofort durch weitere Zeugen bestätigt. So wie der zurückgetretene Landesrat hat der Amtmann einer Gemeinde als früherer Aufsichtsrat der Kreditgenossenschaft ein mehr als 5000 € teures Goldplättchen zum 60er in Empfang genommen. Ob Gold oder ein Suppentopf, ihm sei egal gewesen, welche Geburtstagsüberraschung er bekommen hatte. „Ich habe das Geschenk erst wieder in die Hand genommen, als Illedits deswegen im Fernsehen seinen Rücktritt erklärt hat“, sagte der Zeuge. Das Millionen-Fiasko habe ihn selbst schwer getroffen: „Kurz vor meinem 64. Lebensjahr sind jetzt alle meine Konten und jene der Familie blockiert, ich habe keinen Zugriff. Ich fühle mich ausgenutzt.“ Ex-Bankchef Martin Pucher empfand er als smart. Die Forderungen, der Aufsichtsrat brauche mehr Fachleute und weibliche Kräfte, habe Pucher jedoch immer abgelehnt. Als der Bankskandal aufgeflogen ist, „waren wir wie vor den Kopf gestoßen“, so der Amtsleiter. Einen Verdacht auf Malversationen habe es nie gegeben: „Ich wage zu behaupten, hätten wir etwas gewusst, wäre der Aufsichtsrat geschlossen zurückgetreten.“ Doch weder die Finanzmarktaufsicht noch die Oesterreichische Nationalbank habe das Gremium über die seitenlangen Warnungen des Whistleblowers im Jahr 2015 informiert.
Aufstieg vom Maurer zum Aufsichtsrat
Ein Goldplättchen zum 70er bekam ein weiterer Aufsichtsrat der Bank geschenkt – ins Haus in Hirm gebracht. Der Pensionist hatte die kleine Kostbarkeit bald verkauft, vor zehn Jahren. Der Profit sei in die Anschaffung eines Pkw geflossen. Den Zeugen vor ihm, den Amtmann, bezeichnete er als fachliche Koryphäe im Aufsichtsrat. Ansonsten seien keine Experten im Gremium vertreten gewesen, so der Rentner. Er ist gelernter Maurer, war Polier. Im Aufsichtsrat saß er bereits 1981, damals noch bei Raiffeisen, später bei der Commerzialbank: „Bilanzen sind uns von Pucher oder seiner Vorständin vorgelesen worden.“ Prüfer, die bei Sitzungen der Bank dabei waren, sollen stets gesagt haben: „Alles in Ordnung!“ Der Kommentar des Pensionisten zur Causa: „Ich bin sehr enttäuscht.“
Wie die Aufsichtsräte durfte sich freilich der Vorsitzende, Josef Giefing, über Bankgeschenke freuen. Zum 60er hatte er eine Taschenuhr erhalten („nicht sehr teuer“), die unangetastet zu Hause liegen blieb. Reisegutscheine – von Pucher höchstpersönlich überbracht – gab es zum 70er. „Sie sind mittlerweile abgelaufen“, teilte Giefing mit.
Karl Grammer, Kronen Zeitung
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