„Krone“-Interview

Ulli Sima: „Pop-up-Radwege gibt es mit mir nicht“

Wien
29.11.2020 06:00

Wien hat eine neue Verkehrsstadträtin. Ulli Sima (SPÖ) ist jetzt für Staus, Radwege und Ampeln zuständig. Wir reden mit ihr über das Pickerl, Tempo 30 und welche Tiere sie nicht mag.

„Krone“: Frau Stadträtin, der Bürgermeister hat Sie entmachtet, die Stadtwerke sind weg, und jetzt sind Sie auch noch Verkehrsstadträtin. Der Job wird Sie nicht sehr beliebt machen bei den Wienern, oder?
Ulli Sima: Ich sehe das nicht so negativ wie Sie. Der Bürgermeister hat mich gebeten, dieses für die Stadt wichtige Ressort zu übernehmen, erweitert mit den Innovationsagenden. Ich glaube, dass man die beiden Themen so behandeln kann, dass die Beliebtheit konstant bleibt. Mir ist es wichtig, die Leute zusammenzubringen.

Aber das Verkehrsressort? Womit haben Sie den Bürgermeister denn so verärgert?
(lacht) Ich glaube, dass das Gott sei Dank nicht alle Menschen so sehen. Ich werde versuchen, meine Erfahrungen aus den 16 Jahren mit einzubringen. Das war wohl auch ein Grund, weshalb ich gefragt worden bin.

Stadtrat Peter Hanke hat jetzt die Stadtwerke, Jürgen Czernohorszky das Klima, Sie Verkehr. Kann bei der SPÖ wirklich jeder alles?
Nein. Natürlich muss ich mich einarbeiten. Beim Verkehr habe ich das große Plus, dass ich jahrelang für die Wiener Linien zuständig war. Nun bin ich für die Verkehrsplanung, auch bei den Öffis, zuständig. Und ich möchte meinen Umweltschutzgedanken stark einbringen. Wenn man sich ansieht, wie neue Stadtviertel umgesetzt wurden, dann ist mir das viel zu betonlastig. Ich möchte das grüner haben.

Wenn Ihnen das viel zu betonlastig ist, wieso haben Sie sich in den vergangenen Jahren dann nicht einmal kritisch dazu geäußert?
Weil ich jetzt die Zuständigkeit habe und man sich in einer Regierung nichts über die Zeitung ausrichtet. Das heißt aber nicht, dass man nicht versucht hat, intern Dinge neu zu gestalten.

Erfolglos offenbar.
Nein, beim Reumannplatz habe ich mitgewirkt, der ist sehr schön geworden. Bei den Parks habe ich in 16 Jahren einiges vorgezeigt. Für mich ist sehr wichtig, bei öffentlichen Plätzen einen Begrünungsschwerpunkt zu setzen.

Zitat Icon

Den Praterstern werde ich zuerst umgestalten. Er ist zu sehr Betonwüste. Er wird viel grüner.

Sima über hässliche Orte

Im rot-pinken Pakt steht: „Die CO2-Emissionen des Verkehrssektors werden pro Kopf bis 2030 um 50% reduziert sowie der Anteil der Pkw-Pendler, die nach Wien kommen, ebenfalls bis 2030 halbiert.“ Na bumm. Wie soll das realisiert werden?
Das ist ein ambitioniertes Programm. Wir werden weiter auf den Ausbau der Öffis setzen, weil man den Menschen gute Angebote machen muss, wenn sie auf das Auto verzichten sollen. So braucht es attraktive Angebote für die letzte Meile. Hier sehe ich die Mobility-Points der Wiener Linien als zentrale Drehscheibe, wo man sich via App einen Roller, ein Fahrrad, ein Auto oder ein Taxi bestellen kann. In der mittelfristigen Planung wird das ein selbstfahrendes Auto oder ein Bus sein. Ob sich dies mit den selbstfahrenden Fahrzeugen in der Legislaturperiode ausgehen wird, weiß ich nicht. Dann wird das Thema Parkraum-Management eine wichtige Rolle spielen.

Aber da geht es um rund 100.000 Autos pro Tag weniger. Das ist doch so nicht umzusetzen, oder?
Zentral ist der Pendlerverkehr, wo wir mittels grenzüberschreitenden Straßenbahnen weitere Angebote schaffen wollen. Grundsätzlich habe ich nicht vor, den Autofahrern das Leben schwer zu machen. Ich bin für flüssigen Verkehr. Auch für Radfahrer.

Angenommen, ich wohne im Waldviertel, pendle nach Wien und bin auf das Auto angewiesen. Welches Angebot können Sie mir machen, außer drei Buslinien mehr und selbstfahrende Autos in ferner Zukunft?
Meine Verantwortung endet an der Stadtgrenze. Da werden sich auch Niederösterreich und das Burgenland verstärkt bemühen müssen. Aber wir haben mit der Badner Bahn, die immerhin nach Baden fährt, ein grenzüberschreitendes Verkehrsmittel. Es gibt ja Instrumente, und die wird man sicher intensivieren.

Ihre Vorgängerinnen sind mit dem Fahrrad ins Büro gefahren. Sie heute auch?
Nein, ich bin Freizeit-Radlerin und eher Öffi-Fahrerin. Was ich im Sommer gerne mache, ist, zu Fuß ins Rathaus zu gehen, weil ich mich sonst überhaupt nicht mehr bewege.

Also sind Sie heute mit dem Auto ins Rathaus gefahren?
Ja. Es war mir zu kalt zum Zufußgehen.

Ist das ein E-Auto?
Ein Hybrid.

Planen Sie weitere Pop-up-Radwege?
Nein, die wird es mit mir nicht geben, ich setze auf dauerhafte Angebote für die Radfahrer.

Wann kommt die Parkraumbewirtschaftung Neu, und wie wird sie aussehen?
Wir sind gerade dabei, den Gesetzestext vorzubereiten, der im Koalitionsübereinkommen steht, und ich hoffe, dass es eine rasche Einigung gibt. Dann wird es eine Verordnung geben, wobei man mit allen 23 Bezirken oder wie viele auch immer daran beteiligt sind, reden muss. Es wird ein aufwändiger Prozess.

Aber es wird doch eine wienweite Lösung geben, oder?
Ich hoffe es sehr, aber das hängt ja nicht von mir alleine ab. Ich brauche ja auch alle Bezirksvorsteher, die damit einverstanden sind.

Die Ampelschaltungen in der Stadt waren immer schon willkürlich und oft reine Schikane. Ändern Sie das? Kommt mit Ihnen die grüne Welle?
Probieren wird man es auf jeden Fall. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das, was Sie gesagt haben, richtig ist. Ich glaube, dass sich die MA 33 schon immer bemüht hat, grüne Wellen zu schalten.

Zitat Icon

Da ist leider sehr viel Porzellan zerschlagen worden. Jetzt geht es zurück an den Start.

Sima über die „autofreie“ Innenstadt

Sie fahren ja auch mit dem Auto. Haben Sie den Eindruck, dass wir in einer Stadt der grünen Welle leben?
Das kommt immer auf die Verkehrssituation an. Mit den Instrumenten der Digitalisierung werden wir da sicher noch Verbesserungen erreichen.

Tempo 30 innerhalb des Gürtels kommt?
Ich will die Öffis beschleunigen. Flächendeckendes Tempo 30 würde wichtige Busse wie den 48A oder die Nachtbusse ausbremsen, das will ich keinesfalls. Tempo 30 zur Verkehrsberuhigung grundsätzlich ja, aber nicht, wo Öffis fahren.

Sie sind ja jetzt auch nicht mehr Tierschutzstadträtin. Welche Tiere werden Sie nicht vermissen?
Ich werde alle Tiere vermissen, denn ich habe ja das TierQuarTier errichtet. Und das war schon ein Bereich, der mir großen Spaß gemacht hat.

Kein Mensch liebt alle Tiere.
Gelsen, zum Beispiel, mag ich nicht, und vor Schlangen fürchte ich mich. Begründet oder unbegründet.

Interview: Michael Pommer, Kronen Zeitung

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