„Keine Lösung“

Vatikan bekräftigt Verbot aktiver Sterbehilfe

Ausland
22.09.2020 13:36

Aus Sicht des Vatikans bleiben aktive Sterbehilfe und assistierter Suizid ethisch verboten. In einem am Dienstag veröffentlichten Papier wendet sich die Glaubenskongregation gegen einen „unverhältnismäßigen und entmenschlichenden Einsatz von Technologien“. Lebensverkürzende Maßnahmen seien Zeichen einer „Wegwerfkultur“ und keine Lösungen für die Probleme todkranker Patienten, heißt es.

In dem Papier mit dem Titel „Samaritanus bonus“ (Der gute Samariter) bekräftigt die Vatikan-Behörde die katholische Lehre, nach der solche Schritte die ethischen und rechtlichen Grenzen der Selbstbestimmung überschreiten. In dem 23 Seiten umfassenden Brief - der die Unterschriften von Glaubenspräfekt Kardinal Luis Ladaria Ferrer und Sekretär Erzbischof Giacomo Morandi trägt - wird die nicht ablegbare Würde des Menschenlebens „auch in seinen extremen Phasen des Leidens und Todes“ betont.

Schmerz und Tod könnten nicht die letzten Kriterien sein, nach denen sich die Menschenwürde bemesse, so die Glaubensbehörde. In komplexen Gesundheitssystemen drohe das Verhältnis zwischen Arzt und Patient auf technische und vertragliche Aspekte reduziert zu werden. Dieses Risiko bestehe vor allem in Ländern, in denen man Beihilfe oder gar gewerbsmäßige Hilfe zum Selbstmord sowie Tötung auf Verlangen legalisiere.

Beistand als Antwort auf Hilferufe
Hinter dem Verlangen von Schwerkranken nach einer Beendigung ihres Lebens stehe fast immer der Ruf nach Hilfe und Liebe. Die Antwort darauf müsse in Beistand und Zuneigung liegen. Faktoren bei einem Todeswunsch seien auch nicht behandelte Schmerzen, Mangel an „menschlicher und christlicher Hoffnung“ und unzureichende psychologische und spirituelle Betreuung.

Legitim ist es aus Sicht der katholischen Kirche hingegen, Maßnahmen abzulehnen, die nur eine geringfügige und schmerzhafte Lebensverlängerung bewirken. Ein Verzicht auf unverhältnismäßige Therapien könne in Achtung vor dem Willen der sterbenden Person erfolgen. Das Dokument verweist dabei auf die Möglichkeit von Patientenverfügungen.

Vor wenigen Wochen sorgte ein Franzose, der keine Sterbehilfe erhält, für Aufsehen: Der unheilbar kranke Alain Cocq war in den Hungerstreik getreten und wollte seinen Tod live auf Facebook streamen.

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