24-Stunden-Ultimatum

Laudamotion setzt Gewerkschaft unter Druck

Österreich
20.05.2020 16:12

Laudamotion hat in einer Pressemitteilung am Mittwoch der Gewerkschaft vida 24 Stunden Zeit gegeben, den vom Unternehmen geforderten Kollektivvertrag zu unterzeichnen. Nur so könnten 300 Jobs der Ryanair-Tochter in Wien gerettet werden. Die Gewerkschaft lehnt den KV-Entwurf entschieden ab und hält ihn auch in Teilen für gesetzeswidrig. Zudem würde der Kollektivvertrag, der etwa ein Netto-Einstiegsgehalt von 848 Euro für Flugbegleiter vorsieht, Menschen in die Armut führen.

Daniel Liebhart, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Luftfahrt, hatte die Wirtschaftskammer und Ryanair am Dienstag als „Totengräber von Löhnen, von denen man leben kann“, kritisiert. Die WKÖ hätte den Kollektivvertragsvorschlag von Laudamotion für das Bordpersonal „ohne mit der Wimper zu zucken“ unterschrieben. Die WKÖ argumentierte wiederum damit, dass es besser sei, die 300 Jobs unter schlechten Bedingungen zu erhalten als ganz zu verlieren.

Unterschiedliche Interpretationen des Gehalts
Das Hauptthema des Streits ist die Bezahlung der Mitarbeiter. Ryanair verweist darauf, dass die „Junior Cabin Crew“ am unteren Ende der Gehaltsstufe in dem neuen KV auf ein „durchschnittliches Jahreseinkommen“ von 24.450 Euro käme, also etwa 1365 Euro netto pro Monat. Die Gewerkschaft sieht das jedoch anders. Laut vida seien es lediglich etwa 848 Euro Netto-Einstiegsgehalt, inklusive Nacht-, Wochenend-, Feiertags- und Überstundenpauschale.

vida: Einkommen liegt unter Armutsgefährdungsschwelle
Zulagen seien zwar schön, aber immer, wenn Flüge ausfallen, gebe es auch keine Zulagen, das unternehmerische Risiko liege damit beim Arbeitnehmer. Aus Gewerkschaftssicht komme ein Mitarbeiter bei Vollzeit und ohne Dienstausfälle inklusive Zulage von neun Euro je Flugstunde auf maximal 1500 Euro brutto. Das liege deutlich unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1259 Euro im Monat für eine Person.

Fehler bei Massenkündigung Ende März
Der „Kurier“ berichtete am Nachmittag, dass Laudamotion bei der Kündigung von 89 Mitarbeitern Ende März ein Fehler unterlaufen sei. Die Billigairline habe vergessen, die Kündigungen dem AMS Niederösterreich und der Betriebsratsvorsitzenden Kerstin Hager bekannt zu geben. Die Anmeldung beim AMS-Frühwarnsystem hätte 30 Tage vor der Kündigung erfolgen müssen.

AMS klagt wegen Verdacht auf Lohndumping
Somit sei die Abmeldung der 89 Mitarbeiter rechtlich gesehen nichtig. Da die Lauda-Belegschaft derzeit in Kurzarbeit ist, könnten die Kündigungen frühestens im August ausgesprochen werden. Außerdem brachte das AMS eine Anzeige wegen Verdachts des Lohn- und Sozialdumpings bei der Bezirkshauptmannschaft Bruck an der Leitha ein.

Konzernchef droht mit Schließung der Basis
Ryanair-Chef Michael O‘Leary hatte ultimativ eine Senkung der Personalkosten bei Laudamotion verlangt und andernfalls mit der Schließung der Basis in Wien mit ihren 300 Mitarbeitern gedroht. Dann will Ryanair künftig mit Fliegern anderer Tochterfirmen Wien ansteuern. Die Start- und Landerechte von Laudamotion sind bereits an Ryanair übertragen.

Laudamotion konnte im vergangenen Jahr keinen Gewinn erwirtschaften und flog 90 Millionen Euro Verlust ein. 

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