„Sonntag der Tränen“

Italien trauert: Jüngstes Corona-Opfer war erst 26

Ausland
29.03.2020 17:08

Die schlechten Nachrichten aus dem von der Covid-19-Krise besonders schwer gebeutelten Italien reißen nicht ab. Allein am Samstag sind wieder rund 900 Menschen gestorben, der Papst sprach tags darauf von einem „Sonntag der Tränen“. Das jüngste Opfer der letzten Tage war erst 26. Hinzu kommt: Mittlerweile sind 4000 Krankenpfleger mit dem Coronavirus infiziert. Die Kirche hilft nach Kräften, stellt Notunterkünfte zur Verfügung. Doch es wird ein trauriges Osterfest für die Italiener.

Italien trauert um sein bisher jüngstes Opfer der Coronavirus-Pandemie, den 26-jährigen Andrea Tesei aus Predappio. 500 Personen beteiligten sich an einer Online-Trauerzeremonie für den jungen Mann, der als Pfadfinderleiter im ehrenamtlichen Bereich aktiv war.

Zu Ehren des Verstorbenen wurde eine Messe ohne Gläubige zelebriert, die online live gestreamt wurde. Auch Roberto Canali, Bürgermeister von Predappio, beteiligte sich an der Trauerzeremonie. Andrea Tesei war diese Woche mit Covid-19-Symptomen ins Krankenhaus von Cesena eingeliefert worden. In wenigen Tagen verschlechterte sich sein Zustand. Er starb am Donnerstag auf der Intensivstation der norditalienischen Stadt Forli.

4000 infizierte Pfleger, viele kurz vor Burn-out
Rund 4000 Krankenpfleger haben sich in Italien bisher mit Covid-19 infiziert. Dies berichtete der Verband der italienischen Krankenpfleger FNOPI, der die Leistungen des Sanitätspersonals im Kampf gegen die Pandemie hervorhob. 9448 Krankenpfleger meldeten sich inzwischen beim italienischen Zivilschutz, der zusätzliche 500 Personen im Gesundheitssystem in der Lombardei anstellen will. Der Verband forderte die Regierung auf, die Krankenpfleger mit genügend Schutzmaterial auszurüsten.

Inzwischen warnten die Experten vor der Gefahr von Burn-outs unter Medizinern. Im Mailänder Krankenhaus „Sacco“ wurde eine Hotline zur psychologischen Unterstützung von Sanitätern eingerichtet. „50 Prozent der Krankenpfleger und Ärzte läuft Gefahr, ein Burn-out zu erleiden. Viele von ihnen haben selbst Angehörige, die an Covid-19 gestorben sind. Sie arbeiten trotzdem weiter", berichtete Emi Bondi, Direktorin der Abteilung für psychische Gesundheit des Krankenhauses Papa Giovanni XXIII. Sie berichtete vom Fall einer Ärztin aus der Provinz Bergamo, die ihren Ehemann und ihre Mutter verloren habe und weiterhin arbeite.

Ärzte aus Albanien und Russland eingetroffen
Am Sonntag traf auf dem Flughafen von Verona ein Team von 30 albanischen Ärzten ein, die die Lombardei im Kampf gegen die Pandemie unterstützen werden. Empfangen wurden die Mediziner vom lombardischen Präsidenten Attilio Fontana. Am Mittwoch war ein Team aus 104 russischen Ärzten und Sanitätern in der schwer betroffenen Stadt Bergamo eingetroffen.

Ostergottesdienste finden in leeren Kirchen statt
Trost in den Gotteshäusern werden die Italiener nicht einmal zu Ostern suchen können. Das Innenministerium hat am Sonntag verfügt, dass an den Gottesdiensten in der Karwoche und an den Osterfesttagen nur die für den Ablauf nötigen Personen - also Priester und Techniker für Gottesdienst-Übertragungen - teilnehmen dürfen. Die Messen werden also in leeren Kirchen stattfinden.

Pontifex sprach vom „Sonntag der Tränen“
Papst Franziskus hat zu Beginn der Morgenmesse am Sonntag im Gästehaus Santa Marta seine Trauer über die Coronavirus-Epidemie ausgedrückt. Er fühle sich all jenen Menschen verbunden, die einsam seien, vor allem jenen, die derzeit wegen des Virus in der Intensivstation abgeschottet seien, sagte der Papst bei der gestreamten Frühmesse.

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Viele Menschen weinen. Mögen wir sie von Herzen begleiten, und es wird uns nicht schaden, ein wenig zu weinen, so wie der Herr um sein ganzes Volk geweint hat.

Papst Franziskus

„Ich denke an die vielen weinenden, isolierten Menschen, jene in Quarantäne, an einsame alte Menschen, an Patienten im Krankenhaus und Menschen in Therapie, an Eltern, die sehen, dass sie es nicht schaffen werden, ihre Kinder zu ernähren, weil es keinen Lohn gibt. Viele Menschen weinen. Mögen wir sie von Herzen begleiten, und es wird uns nicht schaden, ein wenig zu weinen, so wie der Herr um sein ganzes Volk geweint hat“, sagte der Papst. Der heutige Sonntag sei ein „Sonntag der Tränen“.

Die Kirche hilft in der Krise nach Kräften. So stellten zahlreiche katholische Diözesen Räume und Immobilien zur Verfügung. Für Mitarbeiter des Zivilschutzes und des staatlichen Gesundheitssystems gebe es mehr als 500 Übernachtungsplätze, teilte die Italienische Bischofskonferenz mit. 300 weitere Unterkünfte stünden für Personen in Quarantäne oder aus einer klinischen Behandlung entlassene Patienten bereit, noch einmal fast 300 zusätzliche Plätze für Obdachlose. Der Vatikan spendete außerdem 30 Beatmungsgeräte an besonders hart von der Epidemie getroffene Krankenhäuser.

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