Zahlen aus Südkorea

Corona: 20- bis 29-Jährige als stärkste Überträger

Wissenschaft
16.03.2020 10:13

 „Warum machen wir das? Weil die Kurve (der Infektionsfälle, Anm.) explodiert“, hat Vizekanzler Werner Kogler in der Corona-Krise gemeinsam mit Bundeskanzler Sebastian Kurz an die Bevölkerung eindringlich appelliert, die beschlossenen Maßnahmen ernst zu nehmen. Das gilt aber nicht nur für jene Menschen in den Risikogruppen, sondern besonders auch für die Gruppe der 20- bis 29-Jährigen. Denn in Südkorea - jenem Land mit den weltweit meisten Coronavirus-Tests - bestätigen jüngste Zahlen, dass diese Altersgruppe zu den stärksten Überträgern von Covid-19 zählt.

„Wir haben es uns ausgerechnet: Wenn die Kurven weiter so steigen, hätten wir Anfang oder spätestens Mitte April über 100.000 Fälle“, warnte Vizekanzler Kogler am Sonntagabend. Das wäre eine Katastrophe für das Gesundheitssystem und würde zu einer „Kernschmelze der Intensivmedizin“ führen, so der Vizekanzler. Die einzige Chance, das zu verhindern, sei, die Kurve zu verflachen. „Wir wissen nicht, wie das ausgeht, aber wir müssen alles probieren. Sonst haben wir Zustände wie in Italien.“ In der jetzigen Situation gebe es nichts zu beschönigen - und da „Freiwilligkeit nicht hilft, mussten wir normative Maßnahmen setzen“.

Wer noch immer nicht den Ernst der Lage verstanden hat, sollte sich aktuelle Erkenntnisse aus Südkorea zu Herzen nehmen. Dort waren nämlich mit Stand 10. März laut offiziellen Daten die 20- bis 29-Jährigen mit 30 Prozent Infizierten die am stärksten betroffene Gruppe - und damit Überträger von Covid-19, da sie öfter nur milde Symptome hätten. 

Der Blick nach Südkorea ist für Deutschland und auch Österreich besonders relevant, weil das Land ökonomisch und medizinisch vergleichbar gut aufgestellt ist. Zum Vergleich: In Italien galten zuletzt nur unter fünf Prozent der 20- bis 29-Jährigen als infiziert. Die bis zu 19-Jährigen, also jene Gruppe mit den mildesten bis kaum Symptomen, sind in Südkorea nur zu rund fünf Prozent infiziert.

Ältere Patienten mit hoher Sterblichkeitsrate
Ältere Patienten in Südkorea starben allerdings weitaus häufiger an Covid-19, der durch das Virus verursachten Krankheit, als jüngere Patienten. Während Südkorea am 11. März 2718 Fälle bei Patienten unter 30 Jahren meldete, gab es bei diesen jüngeren Patienten keine Todesfälle durch Covid-19. Nur ein Patient zwischen 30 und 39 Jahren starb, und nur ein Patient in den Vierzigern. Patienten über 80 hatten bis zum 11. März in Südkorea hingegen eine Sterblichkeitsrate von 7,2 Prozent.

Die höheren Sterblichkeitsraten bei älteren Patienten verstärken den beängstigenden Trend, dass Covid-19 für ältere Patienten gefährlicher ist, wie auch aus einem ähnlichen Bericht des chinesischen Zentrums für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten hervorgeht. Während die Sterblichkeitsraten in China insgesamt viel höher waren als in Südkorea, folgt die Aufschlüsselung nach Alter der Patienten einem auffallend ähnlichen Muster. Die Befürchtung: Wenn sich dieses Muster an anderer Stelle fortsetzt, deutet dies auf alarmierende Konsequenzen für Länder mit älterer Bevölkerung hin. Italien, das jetzt die meisten Fälle außerhalb Chinas aufweist, hat eine der ältesten Bevölkerungsgruppen der Welt. Diese alternde Bevölkerung ist nun besonders anfällig für die Krankheit.

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