Talk bei Katia Wagner

SPÖ-Chefin und Impfgegner im Schlagabtausch

Österreich
19.02.2020 19:14

Braucht Österreich eine Impfpflicht? Bei dieser Frage gingen die Meinungen am Mittwochabend im „Krone“-Studio auseinander. Nach der geplanten Impfoffensive von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) lud Moderatorin Katia Wagner zur Diskussion. Herausgekommen ist ein heftiger Schlagabtausch zwischen SPÖ-Chefin und Ärztin Pamela Rendi-Wagner und zwei bekennenden Impfkritikern.

Auch wenn Rendi-Wagner am Mittwoch in ihrer Funktion als Ärztin und ehemalige Gesundheitsministerin im „Krone“-Studio zu Gast war, ließ es sich Katia Wagner nicht nehmen, sie zur aktuellen Situation in der SPÖ zu befragen. „Wir waren innerhalb der Partei in den letzten 20 Jahren viel zu oft damit beschäftigt, über Inhalte und Personen zu streiten“, so Rendi-Wagner auf die Frage, warum die anstehende Mitgliederbefragung so wichtig sei: „Wir müssen jetzt wieder an politischer Stärke zulegen, und die größte Stärke bekommt man aus dem Vertrauen der Mitglieder.“

Rendi-Wagner: „Information besser als Zwang“
Auf Vertrauen setzt die SPÖ-Chefin auch, wenn es um das Thema Impfen geht. Man müsse dafür sorgen, dass so viele Kinder wie möglich gegen Masern geimpft werden, eine viel geforderte Impfpflicht sei dabei jedoch nicht die beste Lösung, so die Ärztin: „Eine Impfpflicht ist ein Zwang, da müssten davor alle Maßnahmen ausgeschöpft sein. Man sollte den Menschen daher viel mehr Information geben.“

Für die ausreichende Information seien als erste Ansprechpartner die Haus- und Kinderärzte zuständig. Wenn sich diese aber in Zukunft mehr Zeit dafür nehmen sollen, müsste das auch besser vergütet werden. Ein weiteres Problem seien „Impflücken“, welche entstehen, wenn Zeiträume von bestimmten Impfungen nicht eingehalten werden würden. „Hier habe ich vor vier Jahren als Ministerin mit dem elektronischen Impfpass einen ersten Anstoß gesetzt“, meinte Rendi-Wagner.

Gruber: „Brauchen Aufklärung über menschlichen Körper“
Werner Gruber, der mit einem Plüsch-Antikörper ins Studio kam und sich in der Frage um den SPÖ-Vorsitz hinter Rendi-Wagner stellt, setzt beim Impfen ebenso auf Aufklärung der Menschen. „Wenn ich weiß, wie der menschliche Körper funktioniert, dann kann ich auch sehr schnell erkennen, dass viele Argumente von Impfgegnern nicht stimmen“, stellte der Physiker fest.

Die vermehrte Kritik gegen Impfungen führte er darauf zurück, dass sich viele der Impfgegner zwar Wissen aneignen würden, dieses aber in weiterer Folge nicht zu „interpretieren wissen“ würden. Gruber gab auch die schwerwiegenden Folgen von Masern bei Erwachsenen zu bedenken: „Das ist nicht nur eine Kinderkrankheit. Sie führt zu Taubheit und massivsten gesundheitlichen Problemen.“

Die viel argumentierte „persönliche Freiheit“ verglich Gruber mit der damals eingeführten Gurtenpflicht für Autofahrer: „Damals haben sich am Anfang auch alle beschwert, aber mittlerweile konnten dadurch viele Menschenleben gerettet werden.“

„Meine Kinder haben Impfung nicht vertragen“
Claudia Millwisch ist Mutter von drei Kindern und Mitglied im Verein „Aegis Österreich“, welcher Impfungen kritisch gegenübersteht. Sie hatte damals, als sie ihre Kinder impfen ließ, schlechte Erfahrungen damit gemacht: „Ich beschäftige mich mittlerweile seit 30 Jahren mit dem Thema. Mein zweites Kind hat die Diphterie- und Tetanusimpfung damals so schlecht vertragen, dass es ein halbes Jahr lang schwer krank war. Die Impfung gegen Masern und Mumps habe ich dann verweigert“, erinnerte sich Millwisch.

Daher müsse man den Eltern die Entscheidung überlassen. Angst, dass sich ihre Kinder anstecken könnten und dann erkranken, hat Frau Millwisch keine. Dass von Rendi-Wagner großgeschriebene Vertrauen nütze bei Impfungen „gar nichts“: „Hier zählt nur Wissen und Information. Die meisten wissen gar nicht, was in den Impfstoffen drin ist.“

„Auch Ärzte sind nicht ausreichend informiert“
Bert Ehgartner, der Autor des Buches „Gute Impfung, schlechte Impfung“, zeigte sich gegenüber vielen Impfungen ebenso kritisch: „Man muss zwischen Lebend- und Tot-Impfungen unterscheiden. Bei zweiteren werden etwa abgetötete FSME-Viren oder HPV-Viren injiziert. Hier braucht es oft Wirkverstärker wie Aluminium. Das ist oft ein Risiko, weil dadurch Allergien und Immunerkrankungen entstehen können.“

Außerdem kritisierte Ehgartner den Wissensstand vieler Ärzte, da im Studium durchschnittlich „einen halben Tag lang über Impfen gesprochen wird“. Das würde dazu führen, dass der Kontakt der Ärzte zur Wissenschaft hauptsächlich über Pharma-Referenten erfolgt: „Ärzte sind oft selbst nicht gut informiert, wie sollen sie dann aufklären können?“

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Sämtliche Ausgaben unseres Talk-Formats „Brennpunkt“ - immer mittwochs ab 19 Uhr auf krone.tv und hier auf krone.at sowie um 22 Uhr bei n-tv Austria - mit Moderatorin und Kolumnistin Katia Wagner zum Nachsehen finden Sie unter krone.at/brennpunkt.

Markus Steurer
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