Skandal-Auktion

Obersalzberg: Hitler-Hotel steht zum Verkauf

Ausland
14.02.2020 11:54

Auf dem Obersalzberg in Bayern steht derzeit das historisch schwer vorbelastete Hotel „Zum Türken“ zum Verkauf. Das Auktionshaus Sotheby‘s München bietet die Liegenschaft im Internet für 3,65 Millionen Euro an. Das Anwesen grenzt an den „Berghof“, der Sommerresidenz von Adolf Hitler war und 1952 vom Freistaat Bayern gesprengt wurde. In dem Hotel waren während der NS-Diktatur immer wieder Mitglieder der SS, der Gestapo oder auch des Reichssicherheitsdienstes untergebracht.

Im Auktionstext ist von einer „Reise durch die Zeit in einer traumhaften Landschaft mit ruhiger Lage am Obersalzberg“ die Rede. Das als „denkmalgeschütztes Hotel mit Nebenhaus und Kiosk“ angepriesene Haus habe „seinen Charme bewahrt“ und versprühe „absolute Nostalgie“. Keine Rede ist jedoch davon, dass Adolf Hitler das Anwesen nutzte, um dort Reden zu halten, und auch die Gestapo in dem Hotel residierte.

Das Grundstück habe eine Größe von etwa 6700 Quadratmetern und eine Wohn- und Nutzfläche von knapp 1300 Quadratmetern. Außerdem verfüge das ursprünglich 1911 erbaute Hotel über 17 Schlafzimmer. „Lassen Sie Ihren Traum vom eigenen Hotel in Berchtesgarden wahr werden!“, heißt es in dem Angebotstext.

Eine Reise durch das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte
Der Name „Hitler“ kommt in dem Offert von Sotheby‘s überhaupt nicht vor, geschweige denn, dass es sich bei der „Reise durch die Zeit“ um das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte handelt. Unter dem Gasthaus befinden sich Bunkeranlagen, die von den Nazis jedoch nie genutzt wurden. Der „Donaukurier“ berichtet, dass die Bunkeranlagen des „Türken“ in der Vergangenheit immer wieder Anziehungspunkt für Neonazis gewesen seien.

Die Hotelauktion beschäftigt mittlerweile offenbar auch den bayrischen Landtag. Laut der „Passauer Neuen Presse“, die zuerst von der Auktion berichtete, befürchtete der Landtagsvizepräsident Karl Freller, dass die Falschen das Anwesen kaufen und den Ort für ihre Zwecke missbrauchen könnten. Freller forderte außerdem, dass der Freistaat Bayern das Anwesen kaufen soll: „Es darf keine Wallfahrtsstätte auf dem Obersalzberg entstehen.“

Laut „Donaukurier“ habe der bayrische Verfassungsschutz derzeit jedoch nicht die Befürchtung, dass die Hotelanlage „Zum Türken“ in die falschen Hände geraten könnte: „Es liegen derzeit keinerlei Erkenntnisse vor, dass Rechtsextreme eine Kaufabsicht kommuniziert hätten.“ Das Innenministerium wiegelte ab, dass man ohnehin keine Möglichkeit habe, rechtlich gegen potenzielle Käufer vorzugehen, auch wenn es sich dabei um „Ewiggestrige“ handle. 

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