Baron rechnet ab

„Hardcore“: Jetzt zerfleischt sich die Wiener FPÖ

Wien
09.12.2019 20:26

Der am Montag abberufene Präsident der Freiheitlichen Wirtschaft Wien, Gemeinderat Karl Baron, hat direkt nach seiner Demontage zum Rundumschlag gegen die eigene Partei ausgeholt. In der Vorstandssitzung zuvor sei ihm noch einstimmig das Vertrauen ausgesprochen worden, gab der 57-Jährige zu bedenken: „Aber das ist ein komplett anderes Gremium. Was da jetzt war, war Hardcore, da war die Parteispitze und die sieht die Sache anders.“ Sein Rathaus-Mandat möchte er „fürs Erste auf jeden Fall“ behalten. Würde er zurücktreten, könnte Strache wieder in den Gemeinderat einziehen.

Dem Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp warf Baron vor, die „Büchse der Pandora“ geöffnet zu haben. Wie es jetzt weitergehe, wisse er nicht. „Ich war friedlich unterwegs, ich bin sozusagen gescheitert.“

„Freiheitliche Wirtschaft ist für mich nun Geschichte“
Die Zusammenkunft der Freiheitlichen Wirtschaft am Montag habe er vorzeitig verlassen, wie Baron erläuterte: „Ich habe die Tagesordnung umgedreht und habe gleich nach meinem Bericht die Vertrauensfrage gestellt. Mir wurde das Misstrauen mehrheitlich ausgesprochen. Daher habe ich die Konsequenzen gezogen.“ Für ihn sei die Freiheitliche Wirtschaft nun Geschichte.

Sein Rathaus-Mandat möchte er „fürs Erste auf jeden Fall“ behalten. Zusatz: „Wie die Sache im Jänner, Februar, März sich entwickeln wird, wird man sehen.“ Würde Baron zurücktreten, könnte Strache wieder in den Gemeinderat einziehen.

Baron bekräftigte Wunsch nach Strache-Comeback
Baron bekräftigte jedenfalls seinen Wunsch nach einem Strache-Comeback, allerdings solle dieser wieder Obmann werden. Er wolle, dass Strache seine Chance bekomme: „Er wurde nicht angeklagt, er wurde nicht verurteilt. Warum ist er dauersuspendiert? Seit Monaten ist eine Suspendierung aufrecht. Die wird man wahrscheinlich noch bis zu den Wahlen durchziehen wollen. Das ist unfair, das ist nicht freiheitlich.“ Strache gehöre zumindest an die Spitze der Wiener Partei, dafür werde er weiter kämpfen, versprach Baron. 

FPÖ-Landesparteisekretär: „Vorerst keine weiteren Konsequenzen geplant“
„Heute stand das Gemeinsame im Mittelpunkt, nicht das Trennende“, beteuerte jedenfalls der Wiener FPÖ-Landesparteisekretär Michael Stumpf nach der Sitzung. Im Zusammenhang mit Karl Baron sei ein „Vertrauensverlust“ eingetreten. Weitere Schritte, wie etwa einen Parteiausschluss, soll es aber derzeit nicht geben: „Ich nehme an, dass er sich jetzt zusammenreißen wird, aber es liegt in seiner Entscheidungsgewalt.“

Ob er nun befürchte, dass Baron für Strache im Gemeinderat Platz machen könnte? „Furcht ist ein schlechter Ratgeber“, befand Stumpf. Eine Parteispaltung drohe aber nicht, zeigte er sich überzeugt: „Die momentane Situation ist sicher nicht mit der Situation von 2005 vergleichbar.“

Strache-Ausschluss? „Parteigericht wird Sachlage bewerten“
Das Verfahren im Zusammenhang mit einem möglichen Parteiausschluss Straches läuft derzeit noch, wie Stumpf ausführte: „Das Parteigericht wird die Sachlage bewerten.“ Danach werde der Landesparteivorstand entscheiden. „Das Parteigericht arbeitet unabhängig von der FPÖ. Ich habe selbst vernommen, dass der Herr Strache mehrfach Einladungen bekommen hat. Ob er diese Einladungen annimmt, liegt bei ihm.“

Am Montag wurde auch sogleich der Nachfolger des abberufenen Präsidenten der blauen Wirtschaftstreibenden gekürt. Bei der sogenannten Stammmitgliederversammlung der Freiheitlichen Wirtschaft Wien wurde Ronald Walter - einstimmig, wie betont wurde - zum designierten Präsidenten und Spitzenkandidaten bei den Kammerwahlen im kommenden Jahr gewählt. Walter ist langjähriger Trafikantensprecher in der FW. „Ich bin ein Teamplayer, kein Egoshooter“, hielt er in einer Aussendung am Abend fest.

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