Die Zustände im Wiener Gesundheitssystem erreichen eine neue Dimension: In der Notaufnahme im Wilhelminenspital musste eine Herzinfarkt-Patientin über eine Stunde auf eine Untersuchung warten. Die unglaubliche Erklärung der Stadt: „An dem Tag war ein ungewöhnlich hohes Patientenaufkommen.“
Die Beantwortung einer Anfrage an Volksanwalt Bernhard Achitz brachte den Vorfall vom 4. März 2019 ans Tageslicht. Um 20.43 Uhr wurde die Patientin mit Herzproblemen von der Rettung in die Notaufnahme des Wilhelminenspitals gebracht.
Die Ersteinschätzung war eindeutig: Hohe Dringlichkeitsstufe, das heißt, die Patientin müsste bei einer maximalen Wartezeit von 30 Minuten bis spätestens 21.30 Uhr ärztlich untersucht werden. Doch dem war nicht so. Die Frau musste noch über eine Stunde warten, bis sie überhaupt die Diagnose „Herzinfarkt“ bekam.
"Es werden jedenfalls Qualitätssicherungsmaßnahmen durchgeführt."
Die Magistratsdirektion
Keine freien Betten
„Da am 4. März 2019 ein ungewöhnlich hohes Patientenaufkommen zu verzeichnen war, konnte die festgelegte Triagezeit bedauerlicherweise nicht eingehalten werden“, heißt es in der Erklärung der Magistratsdirektion. Die Patientin konnte deshalb erst um 22.39 Uhr (!) mittels EKG untersucht werden. Kurz davor hatte sie über Brustschmerzen geklagt.
Mit der Diagnose „Herzinfarkt“ ging es für sie weiter in die Rudolfstiftung und nach erfolgreicher Behandlung retour ins Wilhelminenspital. Weil in der kardiologischen Abteilung dann auch noch keine Betten mehr frei waren, musste sie in der Notaufnahme stationär aufgenommen werden.
"Die Überforderung in den Wiener Spitälern ist so groß, dass sie sogar Patientinnen und Patienten das Leben kosten kann."
ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec
„Völlig indiskutabel“
„Wartezeiten bei Herzproblemen, die sich sogar als Herzinfarkt herausstellen, sind völlig indiskutabel“, sagt ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec. Sie sieht untragbare Zustände im Wiener Gesundheitswesen und nimmt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) in die Pflicht. Die „Krone“ fragte am Freitag bei ihm nach Maßnahmen. Am Samstag hieß es aus seinem Büro nur, dass der Stadtrat nicht zu jedem Patienten Stellung beziehen kann.
Maida Dedagic und Philipp Wagner, Kronen Zeitung
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