Trotz herber Kritik

Abdullah-Zentrum schmiedet neue Pläne in Wien

Wien
09.11.2019 06:00

Trotz der Bemühungen Österreichs, das umstrittene König-Abdullah-Zentrum (KAICIID) in Wien zu schließen, will dieses seine Aktivitäten in der Bundeshauptstadt verstärken: Laut „Krone“-Informationen plant die Einrichtung, künftig Seminarräume am „Campus der Religionen“ in der Donaustadt anzumieten, sobald dieser fertiggestellt ist. Erst am Mittwoch kam es am Baugrund des Campus zu einem Treffen zwischen dem Generalsekretär des Zentrums und Bürgermeister Michael Ludwig (Bild).

Konkret wolle das Abdullah-Zentrum die Lehrräume am geplanten Wiener „Campus der Religionen“ für sein internationales Fellowship-Programm anmieten - ein Stipendiaten-Programm für Studenten aus aller Welt. Damit würde sich das großteils von Saudi-Arabien finanzierte Zentrum aktiv an den laufenden Kosten des Wiener Prestigeprojektes beteiligen, das ab 2020 gebaut werden soll. Expansion nach Donaustadt also statt Schließung der Zentrale am Schottenring - und das, obwohl die FPÖ erst Ende Oktober erneut die Kündigung aller Verträge mit dem Abdullah-Zentrum verlangt hatte und auch das Außenministerium „unverändert den Austritt prüft“.

„Keine Gespräche über Finanzierung“ 
Aus dem Büro von Bürgermeister Ludwig kamen auf „Krone“-Anfrage Dementis: Das Treffen zwischen Michael Ludwig und dem Generalsekretär des Abdullah-Zentrums am vergangenen Mittwoch sei eher zufällig am Rande der Asperner Seestadt zustande gekommen, es sei nicht über die Finanzierung des Campus gesprochen worden. Auf „Krone“-Anfrage beim KAICIID hieß es, das Treffen in der Seestadt und am „Campus der Religionen“ sei bereits seit einem Rathausbesuch im Sommer vereinbart gewesen.

Wer zahlt wie viel für das Großprojekt?
Der „Campus der Religionen“ ist ein Großprojekt der Stadt Wien, das im 22. Bezirk realisiert werden soll. Verantwortlich dafür sollen in erster Linie die Religionen selbst sein: Vertreter der römisch-katholischen Kirche, der evangelischen Kirche, der griechisch-orientalischen Kirche, der israelitischen Religionsgemeinschaft, der islamischen Glaubensgemeinschaft, der österreichisch-buddhistischen Religionsgemeinschaft, der neuapostolischen Kirche in Österreich und der Religionsgemeinschaft der Sikh seien in den Bau involviert. Nicht aber einzelne Staaten wie etwa Saudi-Arabien, so das Büro Ludwig. Immer wieder sorgte die unklare Finanzierung des Projekts für Aufschübe, unter den Religionen wird zäh verhandelt, wer nun Kosten in welcher Höhe tragen solle.

Aufregung um Fischer-Auftritt
Seit Mitte Oktober ist das Abdullah-Zentrum wieder in den Schlagzeilen, nachdem Ex-Bundespräsident Heinz Fischer die Eröffnungsrede bei einer Konferenz der Einrichtung hielt. Im „Krone“-Gespräch rechtfertigt Fischer seine Unterstützung für das ausgerechnet von Saudi-Arabien finanzierte Dialogzentrum für Menschenrechte und Toleranz.

Verstimmungen innerhalb der SPÖ
Innerhalb der SPÖ herrscht indes alles andere als Einigkeit, was das Abdullah-Zentrum betrifft: Im Parlament stimmte sie aufgrund der vielfachen Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arbaien dafür, das „Toleranz- und Dialogzentrum“ in Wien zu schließen. Heinz Fischer und auch Michael Ludwig sprachen sich hingegen immer wieder dafür aus, lieber den Dialog zu suchen.

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