"Wien auf Schiene"

Lange Reise zum Hauptbahnhof: Idee ist 150 Jahren alt

Wien
31.05.2010 08:50
Wien bekommt einen neuen Hauptbahnhof, 2015 soll er fix und fertig sein. Was viele wahrscheinlich nicht wissen: Von den ersten Gedanken an eine zentrale Bahnstation für die Stadt bis zur Grundsteinlegung vergingen mehr als 150 Jahre. Diese unendliche Geschichte und vieles mehr über die Wiener Bahnhöfe von ihren Anfängen bis ins 21. Jahrhundert erzählt "Krone"-Redakteur Erich Vorrath in dem Buch "Wien auf Schiene".

Ein Wiener Hauptbahnhof war schon knapp nach der Thronbesteigung des jungen Kaisers Franz Joseph ein Thema. Nach 1850 gab es in Wien zwei wichtige Kopfbahnhöfe – den Endpunkt der wirtschaftlich bedeutenden Nordbahn beim heutigen Praterstern und jenen der Südbahn, die nach ihrer Fertigstellung als stählernes Band zwischen der Hauptstadt und Triest diente. Was lag näher, als diese zwei Bahnhöfe zu verbinden, zumal sie nur rund fünf Kilometer voneinander entfernt lagen? Fachleute mit Weitblick schlugen vor, den Bahnhof Hauptzollamt in der Mitte zwischen den beiden Stationen, den heutigen Verkehrsknotenpunkt Wien-Mitte, als Hauptbahnhof aufzuwerten.

Bahnhof mitten auf dem Stephansplatz
Aber in Österreich mahlten die Mühlen schon immer langsam – es wurde nichts aus dem Projekt. Das Thema Hauptbahnhof war damit jedoch nicht vom Tisch, es tauchten immer neue Vorschläge für den Standort einer zentralen Eisenbahnstation auf. Der wohl skurrilste: Ein Bahnhof mitten auf dem Stephansplatz, im Anschluss an den Albertinischen Chor des Doms mit Eingang in der Rotenturmstraße. Auch der Karlsplatz und sehr viel später die Donauinsel spukten in manchen Köpfen als Platz für den geplanten Hauptbahnhof. In greifbare Nähe rückte das Projekt dann erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Und endlich gab es grünes Licht für das Großprojekt. Das alte Sprichwort "Gut Ding braucht Weile" traf hier wahrlich zu.

"Teufelszeug" an den Stadtrand verbannt
Es hatte auch eine ganze Weile gedauert, bis die Eisenbahn, die sich in anderen Ländern längst als das Verkehrsmittel der Zukunft durchgesetzt hatte, nach Österreich rollte. Geologe Franz Xaver Riepl und Bankier Salomon Rothschild schafften es schließlich nach langen Kämpfen, dass 1837 die erste Lokomotive in der Habsburger-Monarchie dampfte – von Floridsdorf nach Deutsch-Wagram, auf der Nordbahn. Nach und nach wuchsen weitere Strecken von Wien aus in die Weite des Kaiserreichs. Aber das oft angefeindete "Teufelszeug" wurde mit seinen Bahnhöfen an den Stadtrand verbannt. Die Verbindungen von den Stationen ins Zentrum waren anfangs mehr schlecht als recht, manchmal musste sogar die Bahn mit eigenen Bussen für die Zubringerdienste sorgen.

Von den sechs großen Kopfbahnhöfen der Gründerzeit – Nord-, Süd-, West-, Ost-, Nordwest- und Franz-Josefs-Bahnhof – steht heute keiner mehr – sie fielen dem Zweiten Weltkrieg, oder nachher dem kulturellen Desinteresse früherer Stadtverwaltungen zum Opfer. Mit einem futuristischen Design zeigt der Hauptbahnhof, dass nun eine neue Ära des Verkehrs beginnt, auf europäische Dimensionen ausgelegt.

Kronen Zeitung
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