Hofer wieder krank

Schadet Spesenaffäre der FPÖ mehr als Ibiza?

Österreich
28.09.2019 07:01

Die selbst ernannte Partei des kleinen Mannes und das Ehepaar Strache, das im Monat 40.000 Euro zur Verfügung hatte - das passt einfach nicht zusammen. Und so könnte die Spesenaffäre rund um den Ex-Vizekanzler der Partei sogar mehr schaden als der Ibiza-Skandal. Denn selbst wenn Heinz-Christian Strache aus der FPÖ ausgeschlossen wird, ist die Causa ja noch lange nicht beendet. Im Moment versuchen sich die Blauen irgendwie über den Wahltag zu retten.

Dass Politik krank macht, zeigt sich bei FPÖ-Parteichef Hofer. Nach den jüngsten Spesenenthüllungen über seinen Vorgänger Heinz-Christian Strache stieg das Fieber wieder auf über 38 Grad. Obwohl nicht gesund, wehrt sich der blaue Frontmann gegen die „Gartenzaun-Affäre“, in der es eigentlich um eine Mauer geht. „Ich hätte zu Hause in Pinkafeld auch lieber meine 50 Jahre alte natürliche Thujen-Hecke weiter gehabt. Aber im Präsidentschaftswahlkampf sind Leute auf unser Grundstück gegangen, haben an die Eingangstüre und Fenster geklopft. Aus Sicherheitsgründen und als Sichtschutz wurde deshalb eine Mauer errichtet“, stellt Hofer klar.

Auch Anschuldigungen wegen Dienstwagen und Chauffeur kontert der FPÖ-Parteichef: „Ich war ja Minister, beziehungsweise zuvor Dritter Nationalratspräsident, und das hat nicht die Partei bezahlt.“ Hatte er eigentlich diese Woche Kontakt mit seinem Vorgänger, gegen den die Soko Ibiza aufgrund möglicher falscher Rechnungen zu seinem üppigen Lebensstil wegen Verdacht der Untreue ermittelt? Der blaue Spitzenpolitiker dazu knapp: „Kein Anruf, nur ein SMS von ihm.“

Vor dem Wiener Treffen brodelt Gerüchteküche
Während es offenbar erst nach der Wahl zu einer erneuten Einvernahme von Strache durch Ermittler kommt, brodelt die Gerüchteküche vor dem Treffen des Parteivorstandes in Wien kommenden Dienstag. So könnte der gefallene Parteichef selbst die Flucht nach vorne antreten und bis zum Abschluss aller Ermittlungen die Parteimitgliedschaft ruhend stellen.

Es könnte bald eine wilde Abgeordnete geben
Dann bleibt für die Freiheitlichen aber noch Philippa Strache als Problemfall. Bis heute hat sie nicht offengelegt, wie viel Gehalt sie von der Partei als Social-Media-Beauftragte oder später als Tierschutzbeauftragte erhalten hat. Der Einzug in den Nationalrat ist ihr sicher. Es wird allerdings schon heftig gemunkelt: Sollte Strache aus der Partei ausgeschlossen werden, könnte seine Ehefrau als wilde Abgeordnete im Parlament sitzen. Und dann das einzige Einkommen der Familie nach Hause bringen. Immerhin fordert die FPÖ ja, wie berichtet, den Mietzuschuss von Heinz-Christian Strache zurück.

Frühere Büroleiterin legte Mandat zurück
Unterdessen legte die frühere Büroleiterin von Heinz-Christian Strache, die - so wie der Ex-Bodyguard - in der mutmaßlichen Spesenaffäre vor der Soko Ibiza ausgepackt hat, ihr Mandat als Bezirksrätin zurück und stellte ihre Parteimitgliedschaft ruhend.

SPÖ dürfte nun fix auf Platz zwei landen
Bis zur Wahl scheint die FPÖ nun Stillschweigen vereinbart zu haben. Dass sich die internen Turbulenzen jedoch nicht auf das Ergebnis auswirken, glaubt mittlerweile niemand mehr. Aktuelle inoffizielle Daten sehen die Freiheitlichen bei unter 20 Prozent. Für die SPÖ, die sich in der Causa auffällig unauffällig und ruhig verhält, bedeutet dies, dass ihr Platz zwei wohl nicht mehr zu nehmen sein wird.

Asyl-Themen heizten die Stimmung auf
Auch wenn die FPÖ bei der gestrigen Abschlusskundgebung am Wiener Viktor-Adler-Platz zum Angriff blies. So fand Ex-Innenminister Herbert Kickl unter Applaus: „Wir werden die Sozialdemokraten von Platz zwei verdrängen.“ Dann richtete er seinen Dank an Parteichef Hofer: „Was du trotz angeschlagener Gesundheit geleistet hast - du bist ein Held.“ Der kam mit Musik der John Otti Band auf die Bühne. Hauptthema? Erneut alles, was sich auf Asyl-Politik zurückführen lässt. „In Wien ist der drittbeliebteste Vorname Mohammed. Und 52 Prozent der Kinder sprechen daheim nicht Deutsch.“

Strache war übrigens kein Thema. Aber er wird noch eines werden.

Kronen Zeitung

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