Neue "Puzzleteile"
K.-o.-Tropfen bei Hausdurchsuchung entdeckt
Laut Staatsanwaltschaft "muss davon ausgegangen werden", dass die in der Causa Kührer in Verdacht geratenen drei "am Verschwinden der Julia Kührer beteiligt waren". In welcher Unterkunft des verdächtigen Trios - eine 27-jährige Frau, ihr um ein Jahr jüngerer Ex-Partner und ihr 21 Jahre alter Bruder - die Gegenstände entdeckt wurden, gab das BK zunächst nicht bekannt.
Wurde Verdächtige gewarnt?
Zentrale Bedeutung misst die Anklagebehörde einem Telefonat bei, das der Ex-Partner der Frau am 1. Mai 2010 mit dieser führte und das auf Basis einer Rufdatenüberwachung von der Sonderermittlergruppe "Zielfahndung Vermisste" abgehört wurde. Der 26-jährige Verdächtige dürfte bereits im Vorfeld gewusst haben, dass Julias Ex-Freund vom Bundeskriminalamt neuerlich vernommen worden war. Der 26-Jährige "warnte" danach seine Ex-Freundin, der Bursch habe "alle verpfiffen" und die Polizei würde nun nach ihm, dem 26-Jährigen, suchen.
Alle drei in "Nahebeziehung" zu Julia gestanden
Auch die Ergebnisse einer Rufdatenerfassung machten die Ermittler stutzig: Demnach war Julia Kührer mit ihrem Mobiltelefon eine dreiviertel Stunde, nachdem sie zum letzten Mal am Hauptplatz in Pulkau gesehen wurde, in unmittelbarer Nähe zum Wohnsitz der Großeltern des 26-Jährigen eingeloggt.
Für die Ermittler reichen die Indizien offensichtlich aus, um davon auszugehen, dass der 26-Jährige, seine Ex-Freundin und deren Bruder Kenntnisse über das Verschwinden Julias haben mussten. Die drei wären "in einer Nahebeziehung" zu der Vermissten gestanden: Julia habe sich zur inzwischen 27-Jährigen "gleichsam hingezogen gefühlt, zumal diese einen sehr autonomen Lebensstil pflegte. Zwischen beiden baute sich im Jahre 2006 rasch ein Vertrauensverhältnis auf".
Der Verteidiger der 27-Jährigen, Normann Hofstätter, behauptet hingegen, seine Mandantin habe mit dem Mädchen "keinen näheren Kontakt gehabt". Für ihn ist die Festnahme nur "aufgrund eines leisen Verdachts" erfolgt.
Verdächtiger war zum Tatzeitpunkt in der Nähe Julias
Außerdem konnte durch die Mobilfunkdaten herausgefunden werden, dass sich der 26-Jährige am 27. Juni 2006 um 14.03 Uhr in Sigmundsherberg befand und sich damit nur wenige Kilometer von jener Bushaltestelle entfernt aufhielt, an der sich Julia Kührer am gleichen Tag um 13.45 Uhr befand. Deren Handy wiederum wurde dann gegen 14.30 Uhr am Sendestandort Horn registriert, wo in unmittelbarer Nachbarschaft die Großeltern des 26-Jährigen leben.
Anklage: Trio an Verschwinden Julias vermutlich beteiligt
Für die Staatsanwaltschaft sind die drei Verdächtigen "nach den Ergebnissen der Überwachung von Nachrichten geneigt, aufgrund der neu aufgerollten Ermittlungstätigkeit des Bundeskriminalamts beeinflusste, in bestimmte Richtungen gewichtete und abgesprochene Aussagen zu tätigen". Die Anklagebehörde unterstellt dem Trio die Intention, "die Wahrheitsfindung wesentlich zu erschweren oder gar unmöglich zu machen". Es sei "im Zusammenhalt mit den bisherigen Erhebungsergebnissen zu schließen", dass sie "an der Freiheitsentziehung der Julia Kührer beteiligt waren bzw. sind."
Über U-Haft wird bis Donnerstagabend entschieden
Der 26-jährige Mann befindet sich in der Justizanstalt Korneuburg in Verwahrungshaft. Die 27-jährige Frau sitzt in Wien-Josefstadt ein. Ob über die beiden die U-Haft verhängt wird, muss die Justiz bis spätestens Donnerstagabend entscheiden. Der zum Zeitpunkt des Verschwindens des Mädchens noch minderjährige 21-Jährige wurde freigelassen.
Verdächtige verstrickte sich in Widersprüche
Die 27-Jährige habe sich "nicht sehr kooperativ gezeigt, wenig gesagt und war sehr zurückhaltend in ihren Aussagen", berichtete Marakovits. Mögliche Widersprüche in ihren Angaben würden jetzt überprüft. "Jedes Puzzleteil muss zusammengesetzt werden. Und es ist nicht so, dass es keine heißen Spuren gibt", betonte der BK-Sprecher.
Julia wird seit 27. Juni 2006 vermisst
Die damals 16 Jahre alte Schülerin Julia Kührer ist seit dem 27. Juni 2006 abgängig. Seit März geht das Bundeskriminalamt dem Fall im Rahmen eines Cold Case Managements wieder intensiv nach. Im Zuge der neu aufgerollten Erhebungen stellte sich heraus, dass das Mädchen an jenem Tag nach der Heimfahrt mit dem Schulbus noch um 13.30 Uhr am Hauptplatz in Pulkau mit drei Jugendlichen gesehen worden war, die aus einem silbernen Auto gestiegen waren.
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