Zukunft in Mochovce

„AKW als Schulungszentrum – aber nie hochfahren“

Ausland
13.05.2019 15:45

Es war der größte Erfolg seit Langem für Österreichs Kampf gegen die Atomkraft: Die Slowakei hat letzte Woche angekündigt, den Betriebsbeginn des dritten und vierten Blocks des AKW Mochovce zu verschieben. Die für Juni vorgesehene Inbetriebnahme verzögert sich mindestens bis November 2019, möglicherweise sogar bis März 2020. Wie das erreicht werden konnte und welche nächsten Schritte geplant sind, darüber hat Moderatorin Damita Pressl im krone.tv-Studio mit Global-2000-Chefin Leonore Gewessler gesprochen. Das vollständige Interview sehen Sie im Video.

Whistleblower haben vor löchrigen Reaktoren und vor chaotischen Zuständen am Bau gewarnt, doch Global 2000 kämpft nicht erst seit der neuesten Aufdeck-Aktion gegen Mochovce: 25 Jahre sind es bereits, erzählt Gewessler, in denen Protestmärsche und Petitionen organisiert wurden. In den letzten Jahren hat die Organisation sogar rechtliche Mittel gegen den Weiterbau eingesetzt, sowohl in der Slowakei, wo nach slowakischem Recht geklagt wurde, als auch international.

Die Petition gegen eine Inbetriebnahme der Reaktoren 3 und 4 erreichte mehr als 200.000 Unterschriften in Österreich. Auch den nationalen Schulterschluss über Parteigrenzen hinweg streicht Gewessler als Erfolgsfaktor hervor.

„Ziel ist ein ähnlicher Erfolg wie in Zwentendorf“
Die Nichtinbetriebnahme des AKW Mochovce könnte der größte Erfolg seit Zwentendorf werden, meint Gewessler, und mit der nun erreichten Verzögerung sei ein sehr großer Etappensieg erreicht. Das endgültige Ziel sei ähnlich wie in Zwentendorf: „Dass aus Mochovce vielleicht ein Schulungszentrum wird, aber kein Reaktor, der in Betrieb geht.“

„Internationale Überprüfung notwendig“
Es brauche eine internationale Überprüfung durch die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO), so Gewessler. Diese Organisation würde Untersuchungsergebnisse auch transparent dokumentieren, sodass sie überprüfbar seien. Diese Forderung hat bereits Bundeskanzler Kurz erhoben, auch Oppositionschefin Pamela Rendi-Wagner hat sich angeschlossen. Bevor durch eine solche Überprüfung keine befriedigenden Ergebnisse vorliegen, sieht Gewessler rot: „Bis dorthin heißt es aus unserer Sicht Baustopp.“

Dass ein positives Ergebnis aber erreicht wird, ist unwahrscheinlich. Denn nach der Atomkatastrophe in Fukushima haben sich Sicherheitsstandards für AKWs in Europa massiv verschärft. Dass das AKW Mochovce mit seinem Reaktorkonzept aus den Siebziger Jahren dahingehend nachgerüstet werden kann, dass es solch hohen Sicherheitsstandards genügt, bezweifelt Gewessler stark.

„Bis 2040 ist Energiewende möglich“
Ob ein neuer EU-Vertrag mit Verpflichtung zu einem europaweiten Atomausstieg, wie von Bundeskanzler Kurz gefordert, nicht etwas realitätsfern sei? Das glaubt Gewessler nicht, denn: „Mit dem Austritt Großbritanniens haben wir eine Mehrheit von Ländern in der EU, die nicht in der Atomenergie drinnen sind.“ Ein schrittweiser Atomausstieg sei tatsächlich ein mögliches Szenario; laut Berechnungen von Global 2000 sei ein Umstieg auf 100% erneuerbare Energien bis 2040 machbar.

Keinesfalls will Gewessler zulassen, dass das Thema nach dem EU-Wahlkampf wieder in Vergessenheit gerät: „Wir sind seit 23 Jahren dran, und wir werden jeden, der jetzt ‚Stopp Mochovce‘ sagt, auch nach dem 26. Mai daran erinnern.“

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