Dienstschluss 14 Uhr

Jetzt fix: Karfreitag wird ein halber Feiertag

Österreich
19.02.2019 13:03

Was die „Krone“ bereits am Montag berichtet hatte, ist nun fix: Die Koalition hat sich auf einen Kompromiss geeinigt, der Karfreitag wird ein halber freier Tag für alle - und das schon ab dem heurigen Jahr, wo der Karfreitag auf den 19. April fällt.

Der Kompromiss sieht vor, dass ab 14 Uhr alle freihaben. Für evangelische Arbeitnehmer bedeutet dies eine Verschlechterung, hatten sie doch bisher den ganzen Tag frei. Der Regierung ging es darum, „am Status Quo möglichst wenig zu verändern“, teilten die Verhandler Walter Rosenkranz (FPÖ) und Peter Haubner (ÖVP) mit. Österreich liege bei den Feiertagen europaweit im Spitzenfeld - und deshalb suchte man nach einer Lösung, mit der die Karfreitagsregelung „nahe an der bisherigen Regelung“ bleibt.

EuGH-Urteil führte zu Neuregelung
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat am 22. Jänner entschieden, dass der Feiertag am Karfreitag allen Arbeitnehmern in Österreich zusteht.
Die bisherige Regelung, wonach nur Protestanten, Altkatholiken und Methodisten am Freitag vor Ostern freihaben, wurde als diskriminierend aufgehoben. Die Regierung hat daraufhin eine Neuregelung angekündigt, die die Wirtschaft nicht belasten, aber niemandem etwas wegnehmen werde.

Große Kritik: „Regierungspfusch“, „Kniefall vor der Industrie"
Die Arbeitnehmervertreter sind aber alles andere als begeistert von der Halb-Feiertagslösung. Für Handelsangestellte bringe diese nichts, stellte GPA-djp-Chefin Barbara Teiber am Dienstag fest, gerade da am Freitag in vielen Betrieben doch ohnehin Frühschluss gelte. Und besonders schlecht steigen dabei die Handelsangestellten - die rund 20 Prozent der Arbeitnehmer ausmachen - aus, „weil sich nichts daran ändern wird, dass der Karfreitag einer der arbeitsintensivsten Tage bleibt und niemand den halben Tag freibekommt“, erläuterte Teiber.

FSG-Chef Rainer Wimmer kritisierte, dass dieser „Regierungspfusch“ ein „nächster Kniefall vor der Industrie“ sei. Auch beim Karfreitag habe - wie bei der 60-Stunden-Woche und der „Zerstörung der Sozialversicherung“ - „die Wirtschaft die Richtung für die Regierungspolitik“ vorgegeben. „Die Industriellenvereinigung hält weiterhin die Zügel fest in der Hand“, befand Wimmer.

Anderl: „Respektlose Vorgangsweise“
„Das ist nicht einmal ein Halbtag, sondern nur ein Vierteltag. Laut einer Unique-Umfrage haben knapp 40 Prozent der ArbeitnehmerInnen bereits jetzt am Freitag früher Schluss. Sie profitieren also nicht. Evangelischen, AltkatholikInnen und MethodistInnen würde die Regierung - entgegen ihrem Versprechen - sogar einen Feiertag wegnehmen. Das ist eine äußerst respektlose Vorgangsweise gegenüber den ArbeitnehmerInnen. Ich fordere hier mehr Wertschätzung und einen vollen freien Tag für alle ArbeitnehmerInnen!“, so AK-Präsidentin Renate Anderl.

Wirtschaft klagt über Mehrbelastung
Anders sieht das dagegen die Wirtschaftskammer, wie Generalsekretär Karlheinz Kopf am Dienstag mitteilte: „Die nun fixierte Neuregelung des Karfreitags ist zwar besser als ein ganzer zusätzlicher Feiertag, bedeutet aber nach wie vor eine massive Mehrbelastung für alle Branchen. Wir tragen diese Lösung schweren Herzens mit. Klar ist aber, dass unsere Unternehmen aufgrund der zu erwartenden Kosten zumindest im selben Ausmaß entlastet werden müssen.“

Das WIFO hatte die Mehrbelastung eines Feiertags für Betriebe ursprünglich mit 400 bis 600 Millionen Euro beziffert. „Der nun vorliegende Kompromiss reduziert diese Kosten zwar auf ca. 200 bis 300 Millionen Euro, diese Mehrbelastung der Unternehmen ist jedoch durch geeignete Entlastungsmaßnahmen bei den Lohnnebenkosten abzufedern“, so Kopf.

Evangelische Kirche enttäuscht, Katholiken nicht erfreut
Enttäuschung ruft die Regierung mit ihrer Halbfeiertags-Lösung bei den Religionsvertretern hervor. Die Evangelische Kirche ist enttäuscht: „Uns wird ein halber Feiertag genommen“, verwies Bischof Michael Bünker darauf, dass es auch am Vormittag Gottesdienste gibt. Der Präsident der evangelischen Synode, Peter Krömer, stellte unmissverständlich fest: Diese Regelung sei „inakzeptabel“.

Aber auch die katholische Kirche hat wenig Freude mit dem türkis-blauen Kompromiss. Der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, bedauerte, dass dieser auf Kosten der evangelischen Christen im Land gehe. Diese würden „etwas Wichtiges verlieren“. Zwar werde dieser für Christen wichtige Tag aufgewertet, wenn am Karfreitag ab 14 Uhr gesetzlich arbeitsfrei ist - „selbst dann, wenn die Geschäfte geöffnet haben dürfen“ -, aber es sei bedauerlich, dass er für Evangelische kein ganzer Feiertag bleibe.

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