General-Gouverneurin Michaelle Jean, die Vertreterin der britischen Krone in Kanada, gab um 20.31 Uhr Ortszeit (05.31 Uhr unserer Zeit) mit der traditionellen Formel "Ich erkläre die XXI. Olympischen Winterspiele in Vancouver für eröffnet" den offiziellen Startschuss. "Wir wünschen euch allen die Zeit eures Lebens", gab John Furlong, der Chef des Organisationskomitees, den Sportlern für die 21. Spiele mit auf den Weg.
Vor Beginn der offiziellen Reden hatte Jacques Rogge, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, in seinem und im Namen Furlongs sein Bedauern über den Tod des Rodlers Nodar Kumaritaschwili (siehe Bericht in der Infobox) ausgesprochen sowie den Freunden, der Familie und den Teamkollegen seine Anteilnahme übermittelt. Der 21-Jährige war nur wenige Stunden vor der Eröffnung beim Training im Eiskanal gestürzt und seinen schweren Verletzungen erlegen, was zu Bestürzung in der olympischen Familie geführt und selbst Rogge die Tränen in die Augen getrieben hatte. Die ganze Eröffnungsfeier war dem jungen Georgier gewidmet.
Linger: "Ein freudiger und ein trauriger Tag für uns"
Der Schock saß auch im österreichischen Team tief, dennoch waren die rot-weiß-roten Doppel- und Einsitzer der Damen wie geplant in Vancouver bei der Eröffnungsfeier dabei. Olympiasieger Andreas Linger marschierte beim Einzug der Nationen als Fahnenträger an der Spitze der österreichischen Abordnung, neben ihm schritt sein Bruder Wolfgang, dem er dann auch die Flagge überreichte. Es war ein Wunsch von Linger gewesen, dass diese Ehre auch seinem Partner, mit dem er in Turin zur Goldmedaille gefahren war, zuteil wird.
"Es war eine beeindruckende Eröffnungsfeier, ein freudiger und ein trauriger, sehr schlimmer Tag für uns. Leider liegt das alles so knapp beisammen, aber es muss trotzdem weitergehen", sagte Andreas Linger nach der Eröffnung. Die Fahne zu tragen, sei ein tolles Erlebnis und eine ehrenvolle Aufgabe gewesen. Österreichs "Olympia-Kaplan" Pater Bernhard Maier hatte am frühen Nachmittag im Olympischen Dorf in einer Messe berührende Worte gefunden und den Rodlern so die Kraft für die Fahrt in die rund zwei Stunden entfernte Hafenstadt gegeben.
Mit der Teilnahme an der Opening Ceremony wollte man die Athleten auch ein wenig von den Erinnerungen an das schreckliche Ereignis ablenken und auf andere Gedanken bringen, wie Chef de Mission Hans Holdhaus mitteilte. Insgesamt rund 30 der 81 ÖOC-Sportler, darunter Ski Cross-Weltmeister Andreas Matt, Skispringer Martin Koch, mehrere Snowboarder und die in Vancouver antretenden Hallen-Eissportler Victor Pfeifer (Eiskunstlauf), Veronika Windisch (Eisschnelllauf) und Anna Rokita (Short Track) ließen es sich nicht entgehen, im Kreis der Sportler aus aller Welt den olympischen Geist zu spüren und Begeisterung und Mut für ihre Aufgaben mitzunehmen.
"Wir haben heute ein Familienmitglied verloren"
Als beim Einmarsch der Nationen Georgien aufgerufen wurde, erhoben sich die Zuschauer in der 55.000 Leute fassenden Arena von ihren Plätzen. Für die kleine Abordnung aus der Kaukasus-Region war es ein schwerer Gang - mit traurigen Gesichtern, schwarzen Schals und Trauerflor. Schwarze Armbinden trugen auch zahlreiche Sportler aus anderen Nationen. "Ich kannte ihn nicht persönlich, aber wir sind alle Brüder und Schwestern im Kufensport, wir haben heute ein Familienmitglied verloren", sagte US-Bobfahrer Steven Holcomb und sprach damit den vielen betroffenen Sportlern aus dem Herzen. Die georgische Olympia-Mannschaft hatte sich trotz des Todesfalls zu einem Antreten bei den Winterspielen entschlossen.
"Bäriger" Showteil mit Bryan Adams und Nelly Furtado
Nach dem Aufziehen kanadischen Flagge und der Nationalhymne hießen die "Aboriginal Peoples" die Gäste aus aller Welt willkommen und begleiteten den Einmarsch der Athleten mit ihren Tänzen und musikalischen Klängen. Bryan Adams, Nelly Furtado und Sarah McLachlan waren die hochkarätigen Musik-Acts.
Im kulturellen Showteil verzauberten Bilder wie ein riesiger schwebender Bär aus Tausenden Lichtpunkten, schwimmende in ein "Meer" in der Kuppel projizierte Wale, fallende bunte Ahornblätter sowie durch ein Kornfeld galoppierende Pferde die Zuseher in aller Welt. Wälder, Eis und Schnee, Naturgewalten und -schönheiten - die Kanadier haben am Freitagabend gezeigt, wie stolz sie auf ihr weites Land sind. Und nach den Spielen sicher auch auf ihre Sportler.
Panne beim Entzünden des Olympischen Feuers
Am Ende der Zeremonie gab es dann eine kleine Panne beim Entzünden des Olympischen Feuers, weil eine von vier Eis-Stützen, die die Flammenschale halten sollen, nicht ausgefahren werden konnten. Die kanadischen Sportlegenden Nancy Green (Ski alpin), Steve Nash (Basketball), Catriona LeMay-Doan (Eisschnellauf) und Wayne Gretzky (Eishockey) waren zur Improvisation gezwungen - LeMay-Doan musste letztlich zusehen.
Die Organisatoren und Regisseure wissen bisher noch nicht, warum die Säule im Boden steckenblieb. "Es war ein mechanisches Versagen, und wir sind nicht sicher, was der Grund dafür war", sagte David Atkins, einer der beiden Schöpfer der Show. Atkins gab sich aber gelassen: "Ich denke, dass ist ein Beispiel dafür, dass wir alle Menschen sind." Im Übrigen, so der Regisseur, sei die Eröffnungsfeier eine Live-Veranstaltung, und da könne alles passieren.
Atkins erinnerte auch daran, dass sich das eigentliche Olympische Feuer, das für die Dauer der Winterspiele in Vancouver brennt, an einem anderen Ort der Stadt befindet. Eishockey-Star Wayne Gretzky hatte es nach der Eröffnungsfeier dort entzündet.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.