Marlies im Interview

Schild hat Traum von großer Kugel abgehakt

Sport
28.11.2009 12:45
Am Sonntag nimmt Marlies Schild in Aspen den zweiten Weltcupslalom nach 20-monatiger Rennpause in Angriff. Die 28-jährige Salzburgerin war vor ihrer schweren Beinverletzung nicht nur die beste Slalomfahrerin der Welt, sie hätte fast auch die große Kristallkugel gewonnen. Das Unternehmen Gesamtweltcup hat Schild nun aber mehr oder weniger abgehakt, weil sie froh sein muss, wenigstens wieder im Slalom fahren zu können, erzählt sie im Interview.

Ihr Comeback in Levi war mit Platz sechs mehr als gelungen. Was ist danach passiert?
Schild: "Wir sind gleich darauf in die USA geflogen. Dort bin ich einen Tag krank im Bett gelegen. Nachdem ich derzeit aber nur eine Disziplin fahre, war das kein Problem. Danach hatte ich perfekte Slalom-Tage in Vail und ein wunderbares Thanksgiving-Dinner."

Was haben die Analysen des Levi-Slaloms ergeben?
Schild: "Es war trotz aller Zufriedenheit über den Platz ganz klar nicht das, was ich bereits fahren hätte können. Verloren habe ich aber nur im Flachen. Ich war in Levi so nervös und unsicher, dass ich meine Beine kaum gespürt habe. Es ist einerseits beruhigend, mit so einer Leistung Sechste geworden zu sein. Aber andererseits ist damit noch viel drin. Ich bin nach wie vor auf der Suche nach der richtigen Form."

Das klingt verheißungsvoll. Woran fehlt es noch?
Schild: "Ich bin 20 Monate kein Rennen gefahren. Da muss man erst wieder ein Gefühl kriegen. Weniger vom Skifahrerischen her, sondern eher auf der mentalen Ebene. Ich fahre im Training oft schneller als es bereits geht, bin nicht so locker. Nur wenn ich locker am Start stand, gingen die Dinge seinerzeit automatisch. Da tu ich mir nach so langer Zeit natürlich noch schwer."

Fühlen Sie sich im Weltcup schon wieder daheim?
Schild: "Es ist irgendwie anders. Vielleicht sehe ich auch die Dinge aber auch nur anders, weil ich derzeit nur den Slalom fahre. Aber alle haben gesagt dass sie sich freuen, dass ich wieder da bin. Das ist mir ehrlich vorgekommen. Ich hoffe, sie sagen das auch noch länger" (lacht).

Während Ihrer Abwesenheit haben mit Weltmeisterin Maria Riesch und Lindsey Vonn zwei 1,80 m große Speed-Spezialistinnen die Vorherrschaft im Slalom übernommen. Ist das nicht seltsam? 
Schild: "Naja, die Kurssetzung ist weit und relativ gerade geworden. Das hilft ihnen, heißt aber nicht, dass die beiden nur das können, siehe Semmering. Sie haben ein gutes Gefühl, lassen die Ski voll laufen und haben ihre Größe im Slalom gut in den Griff bekommen. Bessere Hebel hat man natürlich, wenn man kleiner ist. Aber die beiden haben die Sicherheit, die mir derzeit noch fehlt."

Wann sieht man Sie auch wieder im Riesentorlauf und wie gehen Sie mit den anhaltenden Schmerzen um?
Schild: "Der Riesentorlauf steht in den Sternen. Und die Schmerzen? Ich hab mich schon früher oft geärgert dass ich so kaputte Knie habe, die anderen aber nicht. Das ist aber der falsche Weg. Man muss es akzeptieren dass es so ist und das Beste draus machen. Die Verletzung ist ein Teil von mir. Wenn man das annimmt, werden auch die Schmerzen besser."

Und der Gesamt-Weltcup? Hier in Aspen sind Sie vor zwei Jahren noch Zweite in der Abfahrt gewesen?
Schild: "Die große Kugel habe ich im Prinzip abgehakt. Das ist auch etwas, was ich akzeptierten muss. Es war eine schwere Verletzung und ich bin ein Jahr lang nicht Ski gefahren. Es tut natürlich weh, das anzunehmen. Aber wer weiß, vielleicht wird ja die Kombi bei Olympia noch ein Thema. Das existiert natürlich nur in meinem Kopf."

Wie sehr ist Olympia insgesamt bereits in ihrem Kopf?
Schild: Sehr! Olympia war ein großer Ansporn während meiner Verletzungspause. Alles was jetzt gerade passiert, sind letztlich nur Stationen auf dem Weg zu Olympia."

Was ist in Aspen für Sie drin?
Schild: "Der Hang ist steil, technisch schwierig und kommt mir hoffentlich entgegen. Aber ich habe seinerzeit gezeigt, dass es keinen Hang gibt, der mir nicht passt (schmunzelt). Das Wichtigste für mich ist, locker am Start zu stehen. Nur dann kann ich eine technisch anspruchsvolle Fahrt hinlegen."

Ihre Gesamt-Erwartungen?
Schild: "Irgendwann möchte ich wieder ganz oben stehen. Das ist mein Traum."

In ihrem Bein ist ein 32 Zentimeter langer Titan-Nagel. Wie lebt es sich damit?
Schild: Er stört mich im Prinzip nicht, aber natürlich will ich ihn irgendwann wieder draußen haben. Ich spür jetzt halt das Wetter, aber zum Slalomfahren geht's. Die verletzte Stelle ist genau dort, wo der meiste Druck hin kommt. Aber Medikamente bringen nichts."

Irgendwie erinnert die Situation an vor zehn Jahren. Sie hatten schon mit 20 Jahren so kaputte Knie, dass Sie nur noch Slalom fahren konnten, richtig?
Schild: "Damals ging's mir mit den Knien tatsächlich deutlich schlechter als heute. Aber ich habe die richtigen Menschen kennengelernt. Den Arzt in der Schweiz, vor allem aber Gerhard Außerlechner, der mir gezeigt hat, dass beim Krafttraining weniger auch mehr sein kann. Damals war ich aber 20, heute bin ich 28 und der Körper wird auch nicht jünger."

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