21.06.2018 18:30

Experte im Livetalk:

„Höchste Zeit, dass der Lobautunnel gebaut wird“

Im krone.tv-Livetalk drehte sich diesmal alles rund um die umstrittenen Verkehrsthemen Bau des Lobautunnels, Wiener Citymaut und 365-Euro-Ticket: Bernhard Wiesinger vom ÖAMTC und Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) nahmen sich im Studio bei Moderator Gerhard Koller kein Blatt vor dem Mund und sprachen über die Pro und Contras der geplanten Projekte.

Für den VCÖ ist der Lobautunnel eine „überholte und antiquierte Antwort auf zukünftige Herausforderungen im Verkehr“. „Die Planungen laufen bereits seit 25 Jahren“, so Christian Gratzer. In den vergangenen Jahren hätte sich allerdings die Welt und insbesondere das Mobilitätsverhalten in den Städten verändert. „Wir haben das Klimaschutzabkommen von Paris unterzeichnet und auch die Bundesregierung hat eine Klimastrategie vorgelegt“, so Gratzer. Zusätzliche Straßen würden aber mehr Verkehr bedeuten. Deswegen müsse man sich andere und vor allem bessere Alternativen anschauen, um den Verkehr nachhaltig zu verringern. Die optimale Lösung dafür wäre laut Gratzer, das Hauptaugenmerk auf den öffentlichen Verkehr zu legen.

„Mehr Straßen, mehr Verkehr“
Das Hauptproblem der Verkehrsproblematik liege laut Gratzer nämlich in der Vergangenheit - genauer gesagt in der totalen Verlagerung des Pendlerverkehrs von der Schiene auf die Straße. „Man will das Problem mit der falschen Medizin lösen.“ Je mehr Straßen gebaut werden, umso mehr Belastung gäbe es demnach im Verkehr.

„Brauchen dringend eine Entlastung der Südosttangente“
Für Bernhard Wiesinger hingegen, sei es „höchste Zeit, dass der Lobautunnel gebaut wird, weil wir dringend eine Entlastung der Südosttangente brauchen“. Das Verkehrsproblem könne man „sich nicht so einfach wegwünschen“. Dass die Betriebe in der innenstädtischen Lage dadurch geschwächt würden, weil dann vermehrt auf die Einkaufszentren im Stadtrand ausgewichen wird, sieht Wiesinger als falsches Argument. Grund dafür sei, dass der Onlineshopping-Handel sehr viel Zusteller benötige und dies wiederrum vermehrt Verkehr in der Wiener Stadt produziere.

„Verzahnung zwischen Pkw- und Öffi-Verkehr ist wichtig“
Die Wiener Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou hatte vor wenigen Wochen bekannt gegeben, von der Forderung nach einer Citymaut zurückzutreten, wenn stattdessen ein 365-Euro-Öffi-Ticket für die Ostregion kommt. Der ÖAMTC sei laut Wiesinger für ein solches Ticket. Das Kürzen von Straßenausbaumaßnahmen komme deswegen allerdings nicht in Frage. Öffi-Verkehr müsse zwar die Nummer eins in der Stadt sein, wichtig sei aber auch eine gute Verzahnung zwischen Pkw- und Öffi-Verkehr. Wichtig seien laut Wiesinger deswegen Maßnahmen, um Anreize zu setzen, indem man den „Besetzungsgrad von Autos hebt oder Park- und Ride-Anlagen baut“.

365-Euro-Ticket als Öffi-Anreiz
Gratzer sieht kein Problem darin, die Summe für das Ticket aus dem Straßenbauvolumen abzuziehen, „da es einen öffentlichen Nutzen hat“. Mit dem 365-Euro-Ticket würde sich ein Pendler rund 4000 Euro an Pkw-Kosten jährlich ersparen. Für ihn ist demnach nicht nur der Ausbau der Mobilität wichtig, auch einen Anreiz, die Öffis zu nutzen, müsse es geben. Und ein Öffi-Ticket würde diesen Anreiz geben.

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