Nur wenigen Bauern ist am heutigen Weltmilchtag nach Feiern zumute: Die Erlöse sind im Keller. Auch unzählige Kühe und Kälber müssen weiter leiden.
Das geht bei vielen Landwirten an die Existenz. „Die traditionelle Almlandwirtschaft, wie wir sie aus unserer Kindheit kennen, wird es - wenn es so weitergeht - in 20 Jahren kaum mehr geben“, mahnt Umweltdachverbands-Ehrenpräsident Gerhard Heilingbrunner. Der engagierte Schöpfungsbewahrer stammt selbst aus einem uralten Bauerngeschlecht im niederösterreichischen Yspertal und ist mit den Sorgen und Nöten eines Hofes in Extremlagen bestens vertraut. Und die werden immer dramatischer.
Denn einerseits steht EU-Mercosur, der verhängnisvolle und vor allem milliardenschwere Rinderbarone bevorteilende Freihandelspakt mit Südamerika unmittelbar vor der Finalisierung, andererseits kommen nur noch 28,7 Prozent des im Lebensmittelhandel verlangten Preises tatsächlich beim Produzenten selbst, also direkt bei den großteils bäuerlichen Familienbetrieben, an.
Und da ist auch die Sache mit der Herkunft. Der steirische Landwirtschaftskammerpräsident Franz Titschenbacher nennt als dramatisches Beispiel eine Schmelzkäse-Supermarkt-Eigenmarke, die ungeniert mit rot-weiß-rotem Ursprung wirbt - aber keine heimische Milch in sich birgt. Sein Appell an Konsumenten: „Genau hinschauen und wirklich nur Produkte von heimischen Bauern kaufen.“ Öko-Volksanwalt Günther Kräuter: „Großes Lob und Dank an alle Milchbauern, die sich um eine tiergerechte Behandlung bemühen.“
Das Leid der tierischen Milchproduzenten stinkt vielfach zum Himmel. Kälbchen werden nach der Geburt den Müttern entrissen. Anbindehaltung. Barbarische Viehtransporte. Wer Milch trinkt, muss auch wissen, was dahintersteckt, betonen Tierschützer.
Das fängt schon bei der Geburt an: Viele Kuhmütter haben „Glück“, wenn sie ihr Neugeborenes noch kurz abschlecken dürfen, bevor es ihnen entrissen wird. Und vielfach allein in Miniboxen kommt, Austauschmilch kriegt. Der Mensch trinkt ja seine Muttermilch. Männliche Kälber werden oft über Tage in EU-Drittländer gekarrt - welche Barbarei dahintersteckt, hat kürzlich erst der VGT aufgedeckt, der den Stopp dieser Quälerei fordert.
„Schluss mit der Kettenhaltung!“
Volksanwalt Günther Kräuter prangert im „Krone“-Interview die grausame Kettenhaltung Hunderttausender Rinder an.
„Krone“: Herr Kräuter, Sie kämpfen seit Jahren unermüdlich gegen Tierquälerei in den Ställen, wird’s nicht besser?
Günther Kräuter: Auslauf oder Weidegang sind gesetzlich geregelt. Leider gibt es viel zu viele Ausnahmen, die das Tierschutzgesetz unterlaufen.
Konsumenten wird die heile Welt von glücklichen Kühen auf der Alm verkauft.
Oft ein Trugbild! Hunderttausende heimische Rinder bleiben 365 Tage im Jahr rund um die Uhr angekettet. Die Tiere können sich ihr trauriges Leben lang nie umdrehen.
Ihr Appell für heute?
Wenn von der Milchwirtschaft zu Recht Qualität gelobt wird, so muss endlich auch das Wohlbefinden der Tiere ernst genommen werden. Es geht um Respekt und Dankbarkeit gegenüber Lebewesen, die uns die Kostbarkeit Milch schenken.
Mark Perry und Christa Blümel, Kronen Zeitung
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