Der „Krankenstand-Boykott“ von zwölf Arbeitern eines Mühlviertler Unternehmens samt deren Kündigung sorgt für viele Diskussionen. Bei „Krone“-Recherchen stellte sich heraus, dass die „Blaumacher“ zwei bis fünf Monate im Krankenstand waren. Burn-out lässt sich laut Ärztekammer leicht als Diagnose erschwindeln.
Auf krone.at/ooe kristallisierten sich rasch zwei Gruppen von Postings heraus: Die einen geben dem Unternehmer recht, die anderen halten den zwölf „Blaumachern“ zu. „Krone“-Recherchen ergaben, dass es sich nicht um einen kurzfristigen Boykott wegen dauernder Überstunden gehandelt hatte, sondern dass die Mitarbeiter zwei bis fünf Monate lang im Krankenstand waren. „Das machte es auch für den Unternehmer schwierig, der ja wegen der guten Auftragslage disponieren musste und aus Loyalität zu seinen Mitarbeitern nicht gleich neues Personal einstellen wollte“, erklärt Erhard Prugger von der Wirtschaftskammer OÖ.
Ärztekammerpräsident sieht kein Verschulden
„Ohne diesen konkreten Fall zu kennen – wenn sich jemand unbedingt wegen psychischer Beeinträchtigung krank schreiben lassen will, dann kann das kein Arzt verhindern. In jedem Internetforum findet man die zehn Symptome, die man bei Burn-out angeben muss“, erklärt dazu Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser: „Für die Kontrolle bei Verdachtsfällen gibt es den Chefarzt, das ist Aufgabe der Krankenkasse.“
Arbeiterkammer gegen Verallgemeinerungen
Die AK kritisiert den Dauer-Feldzug der Wirtschaftskammer: Viel häufiger würden Arbeitnehmer krank zur Arbeit gehen.
Keine Gnade kennt Arbeitsrechtler Erhard Prugger von der Wirtschaftskammer mit den zwölf „Sündern“: „Das war abgesprochen.“
"Krone": Sie haben Verständnis für die Vorgangsweise des Firmenchefs, der zehn der zwölf Mitarbeiter gekündigt hat?
Erhard Prugger: Ich habe mir diesen Fall sehr genau angesehen. Die Firma hat eine sehr gute Auftragslage, deshalb sind immer wieder Überstunden nötig – aber die Abgeltung und alles weitere ist im gesetzlichen Rahmen erfolgt.
"Krone": Die Kündigungen sind rechtlich gedeckt.
Prugger: Wenn nur zwei Mitarbeiter länger im Krankenstand gewesen wären, hätten wir sicher nicht reagiert. Aber bei 12 Leuten, die sich offenbar abgesprochen hatten, schaut das anders aus. Noch dazu betrug der kürzeste Krankenstand immerhin zwei Monate, die meisten waren eher bei 5 Monaten.
"Krone": Was kann die Kammer bei Verdachtsfällen tun?
Prugger: Wir informieren die Krankenkasse, die dann Kontrollen durchführt und gegebenenfalls den Chefarzt einschaltet.
Christoph Gantner, Kronen Zeitung
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