"Tribute"-Farce

Warum die Jackson-Show scheitern musste

Adabei
11.09.2009 20:37
Die Posse rund um das „Tribute“-Konzert für Michael Jackson in Wien ist endlich beendet. Am Freitag sagten Jermaine Jackson, der Bruder des "King of Pop", und Veranstalter Georg Kindel den Event ab. Dabei war schon lange absehbar, dass das riesige Konzert vor dem Schloss Schönbrunn zum Scheitern verurteilt war. Denn nicht nur die Absagen zahlreicher Musiker setzten den Organisatoren zu, sondern auch Hickhack ums Geld, zu wenige verkaufte Tickets und Zwistigkeiten innerhalb der Jackson-Familie...

Es hätte alles so schön werden können. Vor gut einem Monat hat Michael Jacksons Bruder Jermaine die Augen der Wiener leuchten lassen, als er in der „Larry King Show“ erstmals von seinen gigantischen Plänen berichtet: 85.000 Personen sollen zu einem mit Stars gespickten Mega-Event vor das Schloss Schönbrunn strömen, weltweite Videoübertragungen inklusive. Schon bald wird heftig über Namen der Bands und Künstler spekuliert. Madonna und U2, so wird gemutmaßt, würden den Weg in die Hauptstadt finden. Die Wiener fühlen sich geschmeichelt, der Bürgermeister kann sein Glück kaum fassen. So viel Aufmerksamkeit – und das fast zum Nulltarif!

Kommentar zur Absage: siehe Infobox!

Doch schon zehn Tage später trüben schlechte Nachrichten die Euphorie. Der Jackson-Clan soll die Pläne von Jermaine ablehnen. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass Eltern und Geschwister ihm reine Geldmacherei vorwerfen. Kein Wunder, bei Ticketpreisen von bis zu 518 Euro.

Schleppender Ticketverkauf
Entsprechend schlecht läuft auch der am 20. August gestartete Ticketverkauf. Viele Fans wollen nicht die Katze im Sack kaufen und warten auf die Nennung konkreter Stars. Unbestätigten Berichten zufolge sollen zuletzt gerade einmal 10.000 Karten abgesetzt worden sein. Viel zu wenig für einen Event dieser Größenordnung. Die Organisatoren sprechen bis zuletzt von 40.000 verkauften Tickets. Diejenigen Fans, die sich bereits eine Karte gekauft haben, werden langsam nervös. Denn mit der Verkündung der auftretenden Stars lassen sich die Veranstalter Zeit. Nach wie vor machen Namen von – mittlerweile nur noch B-Prominenten – die Runde.

Erst am Dienstag, bei einer Pressekonferenz in Wien, soll Licht ins Dunkel kommen. Mary J. Blige, Akon, Chris Brown, Natalie Cole, US5, Angela Bassett und Sister Sledge werden als fixe Teilnehmer präsentiert. Kindel kündigt auch "einen letzten Auftritt" von Michael Jackson an der Seite von Jermaine an – per Videoeinspielung. Auch Michael Jacksons Mutter Katherine und seine Kinder sollen nach Wien kommen. Die Verlautbarung weiterer Namen am Mittwoch in London und am Donnerstag in Berlin wird angekündigt. Außerdem wird bekannt, dass die Stadt Wien das Konzert mit 600.000 Euro finanziell unterstützen wird.

Immer mehr Stars springen ab
Doch die Pressekonferenzen in den beiden anderen Hauptstädten verlaufen enttäuschend. Es werden keine neuen Namen präsentiert, stattdessen wird bekannt, dass der Auftritt von Chris Brown (wegen Bewährungsauflagen) keineswegs sicher ist. Mary J. Blige und Natalie Cole sagen unterdessen wegen anderweitiger Verpflichtungen ab. Jackson sagt in London, dass "Gespräche" mit Stevie Wonder, R. Kelly und Maroon 5 geführt werden.

Experten bezweifeln die Teilnahme von Michael Jacksons Mutter und seinen Kindern an der Show. Denn die Familie glaubt nicht, dass die Veranstaltung – wie von Jermaine beteuert – im Sinne seines verstorbenen Bruders sei. Vor allem geben die Angehörigen zu bedenken, dass Michael Jackson niemals eine besondere Verbindung zu der Stadt Wien gehabt habe. Mit einer Video-Einspielung in Berlin will Jermaine die Zweifler mundtot machen. Doch es geht nach hinten los: Seine Mutter sagt in der Botschaft zwar, die Show werde "fantastisch", doch Wien nennt sie nur "da drüben" und statt dem 26. sagt sie 29. Viele Experten sind sich einig, dass sich die positiven Aussagen von Mutter Jackson nicht auf das Wiener Konzert beziehen.

Stadt Wien streicht 600.000-Euro-Zuschuss
Nun rudert auch die Stadt zurück: Der Beitrag in der Höhe von 600.000 Euro sei keineswegs fixiert, sagt Vize-Bürgermeisterin Renate Brauner. "Die finanzielle Beteiligung der Stadt wird davon abhängen, welche Veranstaltung zustande kommt", so die Politikerin. Jermaine Jackson kündigt unterdessen ein jährliches Event an.

Am Freitag platzt dann die Bombe. Jermaine Jackson kündigt auf einer eilends in Wien anberaumten Pressekonferenz an, dass der Event in der geplanten Form nicht stattfinden wird. Stattdessen soll die Show im kommenden Jahr (angeblicher Termin ist der 5. Juni 2010) im Londoner Wembley-Stadion ausgerichtet werden. Offizieller Grund: Terminprobleme und die gehässige Berichterstattung der österreichischen Medien. Doch Insider glauben an ganz andere Gründe. Schließlich hatte die Stadt Wien kurz zuvor beschlossen, den 600.000-Euro-Zuschuss zu streichen. Möglicherweise der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, das durch die kolportierten schlechten Ticketverkäufe und die Streitereien innerhalb der Familie ohnehin schon gut angefüllt war.

Britische Medien zweifeln an Konzert in London
Und die Posse um das geplante Tribute-Konzert scheint auch nach den Entwicklungen der vergangenen Tage noch nicht vorbei: Mehrere britische Medien ziehen nun auch den neuen geplanten Austragungsort - das Wembley-Stadion in London - des Konzertes in Zweifel. "Sky News" und der "Telegraph" berichten auf der jeweiligen Website, dass die Veranstalter innerhalb von Stunden "zurückrudern" mussten und laut "Sky News" "bekanntgaben, dass sie weder eine Location noch selbst die Stadt bestätigen können, wo das Event stattfinden wird". Im "Telegraph" heißt es weiter, dass eine Aussendung lediglich Großbritannien als Austragungsort nannte.

Auch auf der "BBC News"-Website wird Veranstalter-Sprecherin Nina Ellend mit der Aussage zitiert, dass die Location "noch diskutiert" wird. "Wir brauchen Zeit, um die Location zu bestätigen. Wir gehen definitiv nach London, und das Wembley-Stadion ist unsere bevorzugte Location." Selbiges sagt Organisator Georg Kindel laut Online-Auftritt des Boulevard-Blattes "The Sun".

Fans bekommen Geld für Tickets refundiert
Die Fans, die sich bereits Tickets gekauft hatten und fürchten mussten, für 500 Euro nur ein paar zweitklassige Autritte zu sehen, atmen unterdessen auf. Denn die für Wien gekauften Karten werden refundiert. Käufer über Internet oder Call-Center sollen bereits eine E-Mail mit Rückgabe-Information erhalten haben, die anderen können ihre Tickets ab 21. September an der jeweiligen Vorverkaufsstelle zurückgeben.

Der Vorverkauf für die Londoner Karten, die mit einem Startpreis von 44 Pfund (50,20 Euro) günstiger sein sollen als die in Wien, startet Anfang Dezember. Dann sollen auch erste Namen beteiligter Künstler auf einer Pressekonferenz verkündet werden. Das behaupten jedenfalls die Veranstalter...

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(Bild: kmm)



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